Eichendorf
Wolfgang Krebs begeistert mit bayerischem Märchen

30.01.2024 | Stand 30.01.2024, 11:00 Uhr
Josef Regensperger

Schorsch Scheberl. − Fotos: Regensperger

„Markus I. aus dem Geschlecht der Hohensöder“ hat sich am Freitagabend die bayerische Krone aufgesetzt, wenn auch nur fiktiv, aber dennoch unter dem Beifallssturm der Gäste. Mit dem bayerischen Märchen „Bavaria First“ gastierte das kabarettistische Schwergewicht Wolfgang Krebs im vollbesetzten Eichendorfer Postsaal.

Vom ersten Augenblick an riss der Imitator und Verwandlungskünstler per excellence die begeisterten Besucher zu Beifallsstürmen hin. Kein Wunder, bei dem hohen Besuch in der Marktgemeinde.

Buhlen um die bayerische Krone

Als amtierender bayerischer Ministerpräsident Markus Söder, als dessen Stellvertreter Hubsi Aiwanger und den ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Horst Seehofer sowie Bundesminister und Vizekanzler Robert Habeck ließ dieser um die Bayerische Krone buhlen. Neben der Politprominenz begegneten die Gäste auch den kultigen Vorsitzenden aller Vereine in Untergamskobenzeisgrubengernhaferlverdimmering, Schorsch Scheberl und Schlagersänger Meggy Montana aus dem Allgäu.

Krebs verwandelte sich alle paar Minuten in eine andere Person. Wie kein anderer beherrscht der Kabarettist den „Quick Change“, bei dem er sich hinter der Bühne blitzschnell und durch passende Kostüme in eine andere Figur verwandelte. Während dieser kurzen Zeit wurde das Publikum aus dem Hintergrund mit Diskussionen zwischen Söder, Stoiber, Aiwanger und sogar Franz Josef Strauß unterhalten.

Der redegewandte Künstler lässt seine Charaktere perfekt mit Kleidung und Perücke zu Wort kommen. Dem Original sehr ähnelnd und mit treffender Wortakrobatik katapultiert es die Gäste von einer Lachsalve zur Nächsten. Das bayerische Märchen spiegelt Stoibers Traum von einem Länderfinanzausgleich unabhängigen Bayern. Als bestes Bundesland will er weg vom Rest-Deutschland, denn wie er als Seehofer wissen lässt, sei „Berlin ein Draufzahlergeschäft“.

Wenn der Kabarettist seine Charaktere zu Wort kommen lässt, gibt es kein Halten mehr. Das Publikum lacht, Krebs gibt in einer lustigen Artikulation seiner Protagonisten deren Meinung und Aussagen wider. Etwas übertrieben, um sicherzugehen, dass es registriert und aufgenommen wird.

Krebs versteht feinzüngig perfekt die kunstvolle Art, was aus berufenen Mund „unten“ ankommt und zeigt, aus wie viel Satire das reelle Leben besteht. Da gelingt es Meggy Montana binnen kurzer Zeit mit einem heimatschwülstigen Lied das Publikum zum Mitklatschen zu animieren.

„Mit leerem Kopf lässt sich leichter nicken“

Krebs gelingt eine besonders filigrane Art der Realsatire. Mit äußersten kabarettistischem Fingerspitzengefühl greift er dabei mit den Stimmbändern seiner Protagonisten aktuell brisante Themen auf. „Mit leerem Kopf lässt sich leichter nicken“, legt er König Markus I. in den Mund und „steht die Sonne der Intelligenz tief, wirft ein Zwerg auch lange Schatten“. Genaues Hinhören ist auch bei Krebs sehr wichtig, wenn er Stoiber sagen lässt, „sich nicht mit Phrasen totschlagen zu lassen, sondern genau hinhören und hinschauen“.

Hinter jeder vermeintlichen Zwerchfellattacke steckt was Tiefsinniges und zum Nachdenken Anregendes, wenn er Robert Habeck sagen lässt „wenn Dummheit leuchten würde, hätten wir kein Energieproblem“. Mit Problemen zwischen Katholiken und evangelischen Bürgern, die in einer Aperol-Spritz-Anlage als Anwerbemaßnahme endet, schoss Krebs als Schorsch Scheberl die Pointen im Sekundentakt ins Publikum. Besonders die Gender- Auseinandersetzung um einen Waldkindergarten begeisterte.

Das Publikum, das am Freitag einen ganz besonderen Kabarettabend genießen konnte, zollte Wolfgang Krebs grandiose Darbietung mit einem langanhaltenden Beifallssturm. Als Dank stand dieser im Anschluss für Fotos und Plauderei für jeden Gast bereit.