Landau
Schlägerei in Flüchtlingsunterkunft: 63-Jähriger wegen Körperverletzung vor Gericht

19.07.2023 | Stand 14.09.2023, 11:28 Uhr

Weil er einen Pakistaner geschlagen haben soll, wurde ein Ungar zu einer Geldstrafe verurteilt. −Foto: Archiv

Drei oder doch 50 Euro? Um wie viel Geld es letztendlich bei dem Streit zwischen zwei Männern im Gottfriedinger Flüchtlingsheim nun ging, ist auch nach der Verhandlung am Landauer Amtsgericht noch unklar. Fest steht nur: Der Ungar, der deswegen einen gebürtigen Pakistaner mit der Faust mehrmals gegen den Kopf geschlagen haben soll, muss nun deutlich mehr als das bezahlen: Richter Michael Piringer verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 15 Euro – also zu insgesamt 900 Euro.

Nach Faustschlägen: Schädelhirntrauma

Ziemlich laut wurde es bei der gestrigen Verhandlung, sind doch beide – sowohl der Angeklagte als auch der Geschädigte – mit einem Dolmetscher zur Sitzung erschienen. Wie sich die beiden bei der Tat verständigt haben, ist völlig unklar. Vielleicht habe auch die sprachliche Barriere mit zu dem Streit beigetragen, wie der Richter vermutete. Laut Anklage soll es im Oktober vergangenen Jahres zu einer Auseinandersetzung zwischen den Männern gekommen sein, welche derartig eskalierte, dass der Ungar zwei Mal mit der Faust in das Gesicht des Geschädigten geschlagen haben soll. Ein Schädelhirntrauma und Bewusstlosigkeit waren laut einem ärztlichen Attest die Folge.

Trotzdem bestritt der Angeklagte die Vorwürfe. Er habe den Pakistaner nicht geschlagen, ließ er über seine Dolmetscherin aussagen. Weil er bei ihm Schulden von drei Euro gehabt haben soll, soll der Geschädigte wutentbrannt auf ihn zugekommen sein und so laut geschrien haben, dass er sogar die Enkelkinder des Beschuldigten, die sich während des Streits auch im Zimmer aufhielten, verschreckt haben soll. Daraufhin habe er ihm 50 Euro gegeben. Das Restgeld habe er nicht erhalten, wie er vor Gericht betont.

Von 50 Euro wusste der Geschädigte nichts. Laut seiner Aussage kam es zu dem Streit, weil der Angeklagte sich mal wieder von ihm Geld leihen habe wollen. Weil er ein Spielproblem habe, habe er öfter nach Geld gefragt. „Ich habe ihn sogar oft zum Essen eingeladen, weil er einfach ein hilfloser Mensch ist“, erklärte er Richter Michael Piringer. Weil er ihm dann am Tattag kein Geld geben wollte, sei er so wütend geworden, dass er ihn geschlagen haben soll. „Und zwar brutal“, stellte der Geschädigte klar. Er sei länger bewusstlos gewesen und musste in einem Krankenhaus behandelt werden.

Angeklagter zeigte sich auch vor Gericht aggressiv

„Warum lügst du?“, fragte der Angeklagte das vermeintliche Opfer. Der Beschuldigte wurde immer wütender. Auch dass der Richter die drei Vorstrafen wegen Betrugs, Beleidigung und Untreue verlas, hat dem Angeklagten ganz offensichtlich nicht gepasst. Immer wieder will er dazwischen reden, seine Dolmetscherin hatte er wegen seiner Lautstärke schon in eine hintere Reihe vertrieben. Immer wieder musste Richter Piringer ihn ermahnen, auf seinen Ton zu achten und nicht zu unterbrechen. „Ich will einen Anwalt“, forderte der Angeklagte dann. „Dafür hatten Sie genügend Zeit“, entgegnete der Richter. Dann stellte der Beschuldigte den Antrag, seine Enkelkinder vernehmen zu lassen. „Das haben wir versucht“, betonte Michael Piringer. Ein paar Mal sei eine Streife bei den Enkelkindern vor Ort gewesen – ohne Erfolg. Auch sechsmaliges Hinterhertelefonieren brachte nicht den gewünschten Effekt. „Ihr Sohn hat das vereitelt“, erklärte der Richter dem Angeklagten.

Wegen des Attests und weil die Aussage des Geschädigten einfach glaubhafter war, sprach er den Mann schuldig und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von insgesamt 900 Euro. Da fing der Ungar wieder zu protestieren an, sodass der Richter schon mit Ordnungshaft drohen musste. „Sie haben sich hier auch aggressiv und aufbrausend gezeigt, da kann ich mir schon gut vorstellen, wie dieser Streit ablief“, betonte er in der Urteilsverkündung. Eine Woche hat der Mann nun Zeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen.