Riesenschock in Niederbayern
Glimpflicher Ausgang: Schiedsrichter reanimiert Jugendspieler nach epileptischem Anfall

15.09.2023 | Stand 15.09.2023, 19:43 Uhr

Nicht gezögert: SR Amir Ikanovic griff nach einem epileptischen Anfall eines Arnstorfer U19-Spielers beherzt ein und verhinderte dann auch bei der Reanimation des Nachwuchsfußballer Schlimmeres. − Foto: Michael Seidl

Von Michael Seidl

Ein kurzer, schriller Pfiff des Schiedsrichters ertönt, das Spiel wird fortgesetzt. Doch plötzlich sackt einer der Akteure zusammen, Ohnmacht und Panik machen sich breit.



Spätestens seit dem Fall Eriksen bei der Fußball-Europameisterschaft 2021 sind medizinische Notfälle auch im Breitensport verstärkt ins Blickfeld geraten. Und bei den Amateuren ist ebenfalls ein schnelles und korrektes Eingreifen der Beteiligten respektabel wie überlebenswichtig für die Betroffenen...

Sofort „epileptische Episode“ erkannt



In der U19-Partie zwischen der SG Teisbach-Loiching (Landkreis Dingolfing-Landau) und dem TSV-FC Arnstorf (Landkreis Rottal-Inn) war es dabei Schiedsrichter Amir Ikanovic, der keine Sekunde zögerte und dem kollabierten Arnstorfer Spieler zu Hilfe eilte. „Ich erkannte sofort, dass es sich um eine epileptische Episode handelte“, erzählt der Unparteiische der SR-Gruppe Isar-Rott. Ikanovic hatte in seiner Jugend selbst mit epileptischen Anfällen zu kämpfen, beruhigte in der Folge zusammen mit den ebenfalls umsichtig reagierenden Trainern beider Mannschaften die Anwesenden und delegierte weitere essenzielle Aufgaben, wie etwa die Verständigung des Rettungsdienstes.

Der medizinische Notfall am Teisbacher Erlenweg nahm jedoch noch eine weitere Wendung, als die Ersthelfer ungewöhnliche Bewegungen des Betroffenen feststellten. Der Akteur des TSV-FC Arnstorf hatte seine eigene Zunge verschluckt, wurde bewusstlos und musste auf dem Feld reanimiert werden. Erneut ohne Zaudern griffen Schiedsrichter Ikanovic und ein Verantwortlicher der SG Teisbach beherzt ein, drehten den Spieler auf den Rücken und begannen mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, die sich unmittelbar als erfolgreich herausstellte. Mit dem sofortigen und korrekten Eingreifen hatten die Beteiligten so die Lebensgefahr gebannt, ehe die Rettungskräfte inklusive Notarzt in Teisbach eintrafen.

„Trotzdem sehe ich mich keineswegs als Held“, gibt sich der Referee des FC Dingolfing bescheiden, „ich habe mich auf die Situation konzentriert, die Angst um mich herum ausgeblendet und im Verbund mit den Trainern gehandelt. Meine eigenen Emotionen kamen erst zuhause auf.“ Auch wenn sich Amir Ikanovic nicht als Held sieht, kann der Fall der U19-Begegnung in Teisbach künftig als Beispiel dienen, wie bei medizinischen Notfällen im Sport gehandelt werden sollte. ‚

Gespräch mit den Spielern in der Kabine



Um die Geschehnisse einzuordnen, entschieden sich die Trainerteams und der Schiedsrichter nach dem Abbruch der Partie zu einem Gespräch mit den übrigen Spielern. „Alle Akteure hatten sich in einer Kabine versammelt. Ich habe den Jungs gesagt: So ist das Leben, es geht aber eben auch weiter. Unterstützt euren Kollegen in dieser Zeit und auch, wenn er wieder auf den Platz zurückkehrt“, schließt Ikanovic das kurze Gespräch zu seinem wohl bislang außergewöhnlichsten Einsatz als Unparteiischer.

So stand am Teisbacher Erlenweg an diesem Nachmittag auch der Sportgeist im Vordergrund, beide Teams standen einander bei und sprachen über das Erlebte. Wichtiger jedoch war die Erleichterung ob der erfolgreichen Reanimation; der betroffene Spieler befindet sich indes auf dem Weg der Besserung.