„Brauchen klare Botschaft“
Nach Debakel am Sonntag: EV Dingolfing entlässt Englbrecht – Whitecotton neuer Coach

16.01.2024 | Stand 16.01.2024, 21:36 Uhr
Andreas Forster

Glanzvolle Zeiten mit den Straubing Tigers feierte Dustin Whitecotton. Seit zwei Jahren beim Nachwuchs des EV Dingolfing in der Verantwortung, wurde er jetzt ins Bayernliga-Team beordert. − Foto: Harry Schindler

Die Niederlage am vergangenen Sonntag im Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Pfaffenhofen war der Tiefpunkt in der bisherigen Bayernligasaison des Aufsteigers EV Dingolfing – und der Verein und seine Führung sahen sich daraufhin zum Handeln gezwungen. Am Dienstag zog die Vorstandschaft jedenfalls die Reißleine und entband Meistermacher Bernie Englbrecht von seinen Aufgaben als Chefcoach. Und präsentierte wenige Stunden später den Nachfolger: Dustin Whitecotton (44). Bereits am Dienstagabend leitete der bisherige Sportleiter des Rats-Nachwuchses die erste Einheit als Feuerwehrmann.

Auch wenn der ehemalige Nationaltorhüter und DEL-Trainer Englbrecht mit Sicherheit einerder besten Trainer in der langjährigen Historie des EV Dingolfing war und an der Situation, in der sich die Mannschaft nach dem Aufstieg in die Liga befindet, wenig bis keine Schuld trägt, müsse laut sportlicher Führung des Vereins eine Veränderung her. Die sportliche Leitung, bestehend aus Olli Ferstl und Manuel Ruhstorfer, findet für die momentane sportliche Situation deutliche Worte: „Sowohl die Mannschaft als auch die Fans brauchen eine klare Botschaft, dass wir alles tun, um die Bayernliga in dieser Saison zu erhalten“.

Verkorkste Saison – von Anfang an

Die Misere begann schon sehr früh. Bereits beim ersten Eistraining im September hat sich Marco Sedlar, ein Topstürmer aus der zweiten Reihe, langfristig verletzt. Das war der Anfang von teilweise zwölf parallelen Ausfällen, die diese nicht endende Verletzungswelle kennzeichneten. Das ständige Hin- und Her in den Reihen, die fehlende Möglichkeit sich auf seine Mitspieler einzustellen, die fehlende Fitness durch Verletzungspausen, insgesamt acht Neuverpflichtungen unterhalb der Saison, all dies waren extreme Herausforderungen, die das gesamte Team in eine Selbstvertrauenskrise gebracht haben und in Konsequenz zu Misserfolgen führten. Die herbe Niederlage am Sonntag gegen Pfaffenhofen markierte den Höhepunkt einer bisher verkorksten Saison. Die sportliche Leitung sah in dieser Situation nach eigenen Aussagen nur noch die Möglichkeit, über die Trainerstelle einen gravierenden Impuls zu setzen. Die Karten bis Saisonende und in der Abstiegsrunde werden nun also neu gemischt, beim EVD hofft man, dass ein neuer Geist in das Team einziehen kann.

„Haben ihm viel zu verdanken“



In Dingolfing verabschiedet man sich mit einem weinenden Auge von Meistertrainer Englbrecht. „Bernie ist ein absoluter Profi an der Bande, mit sehr viel Herzblut dabei. Wir haben ihm den Aufstieg in die Bayernliga und eine der schönsten und emotionalsten Spielzeiten zu verdanken, die dieser Verein je erlebt hat. Deswegen war es eine sehr schwere Entscheidung für uns, die aber letzten Endes getroffen werden musste“, kommentiert Vorstand Jürgen Ohr.

Whitecotton, u.a. in der DEL in Schwenningen und in der Aufstiegsmannschaft der Straubing Tigers zusammen mit Billy Trew und Jason Dunham aktiv, „ist im Verein schon bekannt und zählt zu den fleißigsten Coaches, die der Verein je gesehen hat. Die Trainings werden von ausführlichen Video-Analysen begleitet und die Mannschaft explizit auf jeden Gegner ausgerichtet“, berichtet EVD-Vorsitzender Ohr. Seine Reputation aus den höchsten Eishockeyligen in Deutschland, England und Kanada seien ein gewaltiger Faustpfand. Nach seiner erfolgreichen Zeit in Sterzing, in der AlpsLeague, ist er seit zwei Jahren als sportlicher Leiter im Nachwuchs des EV Dingolfing wieder aktiv. Für den 44-Jährigen war es selbstverständlich, dem ambitionierten Bayernligisten in dieser schweren Situation zu helfen. Nun werde er alles versuchen, „dass ich aus der Mannschaft das volle Potenzial herausholen kann“. Man dürfe zwar zunächst keine Wunderdinge erwarten, „aber die Jungs müssen sich durch kleine Teilerfolge das nötige Selbstvertrauen holen“. Das fange zum Beispiel mit einem hochkonzentrierten Training an und höre mit guten Wechseln am kommenden Wochenende auf. „Ich bin mir sicher“, so Whitecotton, „dass der ganze Verein den Klassenerhalt schaffen will.“ Dieses Ziel gelte es jetzt mit einem Miteinander in die Tat umzusetzen.