College vor Augen, Nationalteam im Kopf
Mit Tipps von Papa Marco: Kaydie Sturm (17) sorgt im Basketball für Furore

04.04.2024 | Stand 04.04.2024, 9:12 Uhr
Andreas Forster

Ihr Traum in Schwarz-Rot-Gold: Kaydie Sturm will einmal für Deutschland spielen. − Foto: Cardinal Gibbons Highschool

Sport hat im Hause Sturm in Dingolfing schon immer eine große Rolle gespielt. Vater Marco Sturm wurde zum bekanntesten Eishockeyspieler mit mehr als 1000 Einsätzen in der NHL und danach als Bundestrainer mit der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen endgültig zur deutschen Eishockeylegende. Und seine Kinder schicken sich an, allmählich in die Fußstapfen vom Papa zu treten. Mason Sturm spielt Eishockey in der EHL in New Hampshire und die 17-jährige gebürtige Landshuterin Kaydie Sturm sorgt im Basketball für Furore an der Cardinal Gibbons Highschool im Bundesstaat Maryland.

Im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern spricht sie über Tipps ihres berühmten Vaters, die Liebe zum Basketball – und sie äußert exklusiv einen ganz besonderen Wunsch.

Hallo Kaydie, Ihr Papa Marco war Profisportler. Hat demzufolge Sport schon immer eine große Rolle in Ihrem Leben gespielt?
Kaydie Sturm: Auf jeden Fall (lacht). Schon von Kindesbeinen an drehte sich bei meinem Bruder und auch bei mir alles um Sport. Zu meinem Papa und größeren Brüder schaue ich auf, denn sie sind in der Tat meine großen Vorbilder.

Talent alleine würde nicht reichen, um im Profisport zu bestehen, predigte Ihr Vater immer wieder in den zahlreichen Interviews, die wir in der Vergangenheit führten. Fleiß und Wille seien fast genauso wichtig. Hat er damit recht?
Kaydie Sturm: Da kann ich ihm nicht widersprechen. Ich weiß, dass ich das Talent und den Kopf dazu habe, um weit zu kommen, aber das alleine reicht nicht aus. Das ruft er mir immerzu ins Gedächtnis. Generell bin ich sehr ehrgeizig und versuche mehr zu arbeiten als alle anderen. Ich habe ja noch einige Ziele in meiner Basketballkarriere.

In der Familie Sturm liegt Eishockey hoch im Kurs. Auch Onkel Christian ist als Manager der Eishockey-Nationalmannschaft aktiv. Wieso fiel Ihre Wahl ausgerechnet auf Basketball?
Kaydie Sturm: Gute Frage. Amerika ist ein sehr sportbegeistertes Land. Deshalb bin ich mit mehreren Sportarten aufgewachsen. Letzten Endes fiel die Entscheidung für Basketball, weil ich dort am meisten Potenzial gesehen habe. Ich muss jedoch zugeben, dass Eishockey, Fechten, Lacrosse und Tennis ebenfalls sehr viel Spaß gemacht haben.

Sie haben es bereits angesprochen: In Amerika ist Sport ein zentraler Bestandteil und tief verwurzelt in der Gesellschaft. Wie kann ein professionelles Training mit der Schule verbunden werden?
Kaydie Sturm: Das ist tatsächlich der „American way of life“. Vor und nach dem Unterricht wird unfassbar viel Zeit in Sport investiert. Da spielt das Alter keine Rolle. In meinem Jahr in Deutschland war das hingegen das genaue Gegenteil. Vor allem in puncto Förderung ist Amerika hier einen weiten Schritt voraus.

Momentan spielen Sie die letzte Saison an der Cardinal Gibbons Highschool. Wie würden Sie den amerikanischen Spielstil beschreiben?
Kaydie Sturm: Die Amerikaner sind robust und spielen sehr körperbetont. Demzufolge muss man sich jeden Tag neu beweisen und sich wortwörtlich durchbeißen. Diese Challenge habe ich schnell akzeptiert und angenommen, denn die Anzahl an Spielen ist enorm.

Sie selbst sind als Shooting Guard eine wichtige Leistungsträgerin. Was sind Ihre Stärken auf dem Basketballcourt?
Kaydie Sturm: Dreier sind meine Spezialität und ich kann, laut meinen Trainern, auch das Spiel sehr gut lesen. Mit meinen Fähigkeiten und Stil will ich in jedem Spiel der Mannschaft bestmöglich helfen. Dies scheint mir auch immer besser zu gelingen (lacht).

In den sozialen Netzwerken haben Sie mit einem ganz besonderen Spiel für Furore gesorgt. Elf getroffene Dreier bei 13 Versuchen bedeuteten einen neuen Rekord an Ihrer Schule. War das nah am perfekten Spiel?
Kaydie Sturm: Ich war auf jeden Fall sehr zufrieden nach dem Spiel (schmunzelt). Ich werde diese Begegnung mit Sicherheit sehr lange nicht vergessen. Dadurch habe ich noch mehr Selbstvertrauen und Sicherheit für mein Spiel bekommen.

Apropos perfekt: Die Doku „Der perfekte Wurf“ von und über Dirk Nowitzki zeigt die Komplexität dieses Sports auf. Wie viel Training steckt hinter Ihren gefürchteten Dreiern?
Kaydie Sturm: Ich investiere auf jeden Fall sehr viel Zeit in der Trainingshalle, um besser zu werden. Wichtig ist, dass die Trainer meine Technik immer wieder durch kleine Tipps verbessern. 500 Würfe am Tag sind im Übrigen keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Nicht umsonst heißt ein Sprichwort, dass sich harte Arbeit bezahlt macht.

Shooting Guards waren in der NBA oft die herausragenden Spieler. Von Michael Jordan, Allen Iverson bis hin zu Kobe Bryant. Welche Spieler zählen zu Ihren Vorbildern?
Kaydie Sturm: Meine größten Vorbilder sind Kobe Bryant und Stephen Curry. Ich liebe die Art und Weise wie sie werfen und diverse Techniken verwenden. In puncto Mentalität und Siegeswillen war Kobe Bryant mit Sicherheit einer der beeindruckendsten Spieler, die jemals ein Basketballfeld betreten haben.

Deutschland holte sich in der vergangenen Saison den WM-Titel bei den Herren. Wird man da als deutsche Basketballerin in Amerika eventuell noch mehr respektiert?
Kaydie Sturm: In Amerika blieb dieser Erfolg leider nur eine Randnotiz. Das finde ich persönlich sehr schade, weil es für Deutschland natürlich ein herausragendstes Ereignis war. Ich hoffe, dass sich in Zukunft mehrere deutsche Spieler ihren Traum in Amerika erfüllen können. Dann hätte dieser WM-Triumph doch etwas Gutes gehabt.

Zurück zu Ihrer Karriere: In diesem Sommer stehen die Einstufungstests für die Colleges an. Wahrscheinlich einer der entscheidenden Tage und Wochen für die weitere Karriere?
Kaydie Sturm: Absolut. Mein Ziel ist es in einem guten College zu spielen und dafür werde ich alles tun. Deshalb sind die Turniere im Sommer so wichtig für mich, denn da sind alle College-Scouts sehr aktiv vertreten.

Wie wichtig ist es in solchen Situationen, auf den enormen Erfahrungsschatz Ihres Vaters zurückgreifen zu können?
Kaydie Sturm: Er hat jetzt zwar nicht professionell Basketball gespielt, aber ich will nach jedem Spiel seine Meinung hören. Das ist mir sehr wichtig. Mit seiner enormen Erfahrung kann er mir sehr wichtige Tipps geben. Das pusht mich ungemein und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Oder anders gefragt: Ist Mama Astrid manchmal der bessere Ansprechpartner?
Kaydie Sturm: Die hat andere Kernaufgaben und ist zum Beispiel für die Ernährung und auch die seelische Unterstützung zuständig. Somit ergeben Mama und Papa für mich die perfekte Kombination. Somit bin ich bestens gerüstet vor und nach jedem Spiel.

In der WNBA – der Frauen-NBA – spielen auch ein paar deutsche Spielerinnen. Ist dieses Ziel bereits in Ihrem Kopf?
Kaydie Sturm: Erst einmal ein Schritt nach dem anderen. Zunächst will ich in einem guten College Fuß fassen und mich mit guten Leistungen empfehlen. Wichtig ist zunächst dieser Sommer, aber träumen darf man sicherlich. Davor steht aber immer wieder harte Arbeit.

Und wenn wir schon bei Träumen sind. Gibt es noch weitere?
Kaydie Sturm: Nachdem ich in Deutschland geboren bin, war es schon immer mein Traum, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Ich verfolge ständig den Nachwuchsbereich und hoffe, dass ich einmal eine Chance bekomme.