Dingolfing
Kreisseniorentag: Holetschek verleiht Barbara-Stamm-Medaille

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:34 Uhr

War von der Auszeichnung völlig überrascht: Richard Baumgartner (r.).

Mit dieser Auszeichnung dürfen sich nur sehr wenige Menschen in Bayern schmücken: der Barbara-Stamm-Medaille. Der Freistaat verleiht sie nur an ausgewählte soziale Vorbilder. Nur eine Handvoll Persönlichkeiten hat sie bisher. Beim Kreisseniorentag am Sonntag in Dingolfing überraschte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek alle, als er am Ende der ersten Talkrunde die Medaille aus seiner Jackentasche holte und sie an Richard Baumgartner, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, verlieh.

Mit einem musikalischen Stehempfang, aufgespielt von der Dingolfinger Stadtkapelle, ging es los. Diakon Franz Limmer berührte die Menschen mit einfühlsamen Worte, als er von seiner Mutter erzählte, die im Krankenhaus so liebevoll umsorgt worden sei. Anschließend eröffnete Landrat Werner Bumeder offiziell den Kreisseniorentag in der Stadthalle Dingolfing unter den Augen vieler Ehrengäste aus Politik und Ehrenamt. Mit dabei waren nicht nur Altlandrat Heinrich Trapp und die Abgeordneten Max Straubinger und Petra Loibl, sondern auch eine Reihe Bürgermeister und Kreisräte. Und natürlich Bayerns Gesundheitsminister. Bumeder nutzte seine Rede dazu, um dem Kreisseniorenrat für seine engagierte Arbeit zu danken. Richard Baumgartner und sein Team hätten in monatelanger Vorbereitung ein wirklich tolles und volles Programm für diesen Tag zusammengestellt.

Bei der offenen Gesprächsrunde zum Thema „Gesundheit und Krankenhaussituation im Landkreis“ ging es vor allem um die geplante Krankenhausreform des Bundes, die vermutlich auch große Auswirkungen auf den Landkreis mit seinen beiden Krankenhausstandorten haben wird. Holetschek machte bei der Talkrunde deutlich, dass man durchaus eine Reform brauche. „Wir müssen Medizin anders finanzieren, weg vom wirtschaftlichen Druck.“ Die medizinische Versorgung müsse aber dennoch gewährleistet werden, auch bei wenigen Fällen. „Ein Feuerwehrhaus baut man ja auch nicht erst, wenn es brennt.“

Der Kern der Reform sei richtig, so Holetschek, aber weiter gedacht seien die Pläne des Bundes in Wahrheit ein „kalter Strukturwandel“. Was die Klinikstandorte hierzulande aber in erster Linie bräuchten: Stabilisierung nach schwierigen und herausfordernden Jahren. Erst danach könnte man über eine sinnvolle Reform nachdenken. Holetschek warnte: „Die medizinische Versorgung darf nicht ein Privileg der Metropolen werden. Die Menschen leben auch in den ländlichen Räumen und brauchen eine optimale Versorgung.“

Landauer Krankenhaus: Einschränkung musste sein

Doch Holetschek räumte auch ein, dass man gerade mit vielen „Baustellen“ zu kämpfen habe, angefangen vom Medikamentenmangel hin zur Unterstützung pflegender Angehörige, nicht zu vergessen der Fachkräftemangel. „Wir brauchen gar nicht über Krankenhäuser reden, wenn wir in Zukunft nicht die Menschen haben, die in diesen Häusern auch arbeiten.“ Umso wichtiger sei es nun, die richtigen Weichen zu stellen. „Und das vermisse ich“, sagte Holetschek Richtung Berlin. Außerdem dürfe man bei der Reform nicht nur die Krankenhäuser im Blick haben. „Es geht auch um niedergelassene Ärzte, Apotheken und so viel mehr.“ Das könne nicht in Berlin entschieden werden, „das können wir nur vor Ort mit den Trägern“.

Landrat Bumeder machte deutlich: „Wir sind bereit, uns Veränderungen zu stellen.“ Im gleichen Zuge verteidigte er die Einschränkung des Versorgungsangebots im Landauer Krankenhauses. Beispielsweise wird die Notfallversorgung eingeschränkt. „Aber dadurch können wir das Haus in Landau stärken“, erklärte Bumeder. Indem man Landau zur Fachklinik mit den Schwerpunkten Neurologie, Geriatrie und Schmerztherapie aufbaue, komme man der Reform ein Stück weit entgegen, „in vorauseilendem Gehorsam“, und zugleich könne man durch die Spezialisierungen den Menschen vor Ort die beste medizinische Versorgung anbieten. Mehr als 30 Millionen Euro wiederum investiere man am Standort Dingolfing für den Bau eines neuen OP-Zentrums und eines medizinischen Versorgungszentrums.

CSU-Landtagsabgeordnete Petra Loibl pflichtete Bumeder bei. Eine Spezialisierung könne ein Vorteil sein. Ihr war wichtig, den Menschen die Angst zu nehmen, ein Klinikstandort könnte geschlossen werden. „Wir stehen zu den Standorten“, versicherte sie.

Dingolfings Bürgermeister Armin Grassinger lenkte den Blick auf den enormen Fachkräftemangel. „Nicht nur in den Krankenhäusern fehlt Personal, auch in den Pflegeheimen.“

Kreisseniorenratsvorsitzender Richard Baumgartner rückte die pflegenden Angehörigen in den Mittelpunkt und stellte die von ihm gegründete Nachbarschaftshilfe in Mengkofen vor, die pflegende Angehörige stundenweise entlastet. Holetschek pflichtete ihm bei: Die Stärkung der pflegenden Angehörigen sei ein wichtiges Thema. Deshalb müsse man die Kurzzeit- und Tagespflege ausbauen. Zugleich arbeite man daran, das Modell der Gemeindeschwester wiedereinzuführen. „Wir bräuchten dafür aber auch eine Pflegereform, die ihren Namen auch verdient hat.“

Medaille gebührt dem kompletten Team

Dann holte der Gesundheitsminister ein kleines Kästchen aus seiner Jackentasche und erinnerte an seine verstorbene Parteikollegin Barbara Stamm, „eine große Ministerin und Landtagspräsidentin“, vor allem aber eine starke Frau, die sich sehr für Soziales und Pflege eingesetzt hat. „Ich erlaube mir von Zeit zu Zeit, die Barbara-Stamm-Medaille zu verleihen.“ Dann wandte er sich Richard Baumgartner zu, bezeichnete ihn als „Mentor“ dieser Veranstaltung, der nicht nur eine Nachbarschaftshilfe gegründet habe, sondern so viel mehr leiste und bewirke. Ihm – und seinem gesamten Team – gebühre diese Medaille. Unter langanhaltendem Applaus nahm ein völlig überraschter und sprachloser Richard Baumgartner die Medaille an.