Chancen für den Maschinenring?
KI macht auch vor Landwirtschaft nicht Halt

Spannender Vortrag bei der Hauptversammlung des Maschinenrings Dingolfing-Landau – Digitalisierung schreitet voran

01.03.2024 | Stand 01.03.2024, 15:00 Uhr
Christian Melis

Vorsitzender Andreas Birx (v.l) freute sich mit seinem Team über den Besuch der Ehrengäste: stv. BBV-Kreisobmann Stefan Rothlehner, stv. BBV-Bezirkspräsident Sebastian Dickow, MR-Geschäftsführerin Victoria Mayer, Landrat Werner Bumeder, AELF-Behördenleiter Josef Eichenseer und stellvertretender Vorsitzender Christoph Gnambs. − Fotos: Melis

Mit der Künstlichen Intelligenz (KI) als „Gamechanger“ für Gesellschaft und Landwirtschaft befasst sich Malte von Bloh vom Lehrstuhl für „Digital Agriculture“ an der Technischen Universität München. Mit Videobeispielen stieg er bei der Maschinenring-Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend im Landgasthof Apfelbeck in das Thema ein. Auf das vergangene Jahr blickten die MR-Verantwortlichen mit ihren aktuellen Geschäftsergebnissen.

Das Video mit süßen Welpen oder das einer jungen Frau, die durch Tokio läuft, oder eine Drohne, die eine malerische griechische Küste am Meer zeigt, damit ließ Malte von Bloh die Zuhörer rätseln, welches davon denn echt sei. In vielen Punkten sei KI keine Zukunftsvision mehr, sagte der Referent.

Er hat an der TU Agrarwissenschaften studiert und sich immer mehr in das Themenfeld Informatik hingegeben. Im Herzen von Silicon Valley erlebte er eine sehr spannende Zeit mit OpenAI. Ertrags- und Pflanzenmonitoring oder Bildverarbeitung als KI-betriebene Lösungen hat er besonders im Fokus. Richtig KI-basierte Lösungen sind in der Landwirtschaft noch kaum vorhanden, aber der Referent tauchte ein in die heutige Welt der Technologie und welche Möglichkeiten es gibt.

Anschaulich ließ er mit ChatGPT einen Stickstoffdüngeplan für Winterweizen erstellen. Bereits jetzt sei die Künstliche Intelligenz in der Lage, spezielle Informationen über Getreideanbau ausgeben zu lassen, sie verfügt über immense Fähigkeiten und enormes Wissen. Ob die Ergebnisse allerdings immer richtig sind, da zweifelten manche Zuhörer.

An der Hauptversammlung des Maschinenrings nahmen zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste teil. Vorsitzender Andreas Birx begrüßte unter anderem Landrat Werner Bumeder, Josef Eichenseer, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landau-Pfarrkirchen, stellvertretenden BBV-Kreisobmann Stefan Rothlehner und Sebastian Dickow, stellvertretender Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Josef Eichenseer betonte in der von Sebastian Dickow moderierten Grußwort-Runde, der Maschinenring funktioniere, die Geschäftsführung sei sehr aktiv und kreativ. Es müsse nicht alles vom Staat gesteuert werden, betonte der AELF-Behördenleiter. Er bedauere, dass unter anderem durch die Digitalisierung der Kontakt verloren gehe, das sei aber bei der Landwirtschaft ähnlich.

Kontakte gehen immer mehr verloren

Die Digitalisierung der Landwirtschaftsverwaltung ist schon weit vorangeschritten, betonte er. Allerdings müsse für die Nutzung die Infrastruktur vorhanden sein. Die jungen Landwirte täten sich leichter mit der Digitalisierung.

Landrat Werner Bumeder sagte zur Frage des Fachkräftemangels, dass davon auch der Landkreis durch die ansässige Industrie betroffen sei. „Wir versuchen den Landkreis positiv weiterzuentwickeln, auch gemeinsam mit der Landwirtschaft.“ Dieser sei ein sehr wesentlicher Bereich, nicht nur die Industrie. „Ich fürchte, dass der Fachkräftemangel sich noch mehr zuspitzt, negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft erwarte ich nicht.“

Im Ackerbau gebe es eine wahnsinnig schnelle Entwicklung in der Technik, stellte Stefan Rothlehner fest. Mit weniger Manpower könne mehr geleistet werden, aber: „Wir haben nicht die riesengroßen Betriebe wie in Ostdeutschland.“ Zur Tierhaltung sagte er, dass man vor 10 bis 15 Jahren noch Planungssicherheit gehabt habe, seither sei aber ein gewaltiger Investitionsstau entstanden.

Die Geschäftszahlen präsentiert

MR-Geschäftsführerin Victoria Mayer präsentierte die wichtigsten Eckdaten des Maschinenrings. Dieser hat 1577 Mitglieder, 50544 Hektar werden bewirtschaftet, im Schnitt also 32 Hektar. 95,7 Prozent der Landwirte im Landkreis sind Mitglied, „eine gute Zahl, die zeigt, wie die Selbsthilfeeinrichtung angenommen wird“.

766 der Betriebe sind im Vollerwerb, 722 im Nebenerwerb. Größter Partner ist LMG Ostbayern zum Transport der Zuckerrüben in den beiden Landkreisen Dingolfing-Landau und Straubing mit 700 Mitgliedern. „Die Kampagne war spannend, es gab einige Probleme mit dem Zustand der Rüben, der frühe Wintereinbruch hat auf Trab gehalten.“ Momentan sind zwei Verladegeräte im Einsatz, dazu 18 Lkw und 130 Fahrer. Über 21000 Züge wurden gefahren, dazu 60 Züge Biorüben nach Rain am Lech.

Christian Schreiber bilanzierte für die Rodegemeinschaft Dingolfing-Landau. Sie hat 1958 Hektar mit drei Maschinen zu bewirtschaften. Es gab 600 geerntete Flächen und 57 Rodetage auf 96 Kalendertage verteilt. Außerdem wurde ein neuer Roder gekauft, ein Ropa Tiger 6S. Weiter gehört die Stärkekartoffelgemeinschaft zu seinem Aufgabenbereich. Die Stärkekartoffeln gelangen nach Sünching, acht Landwirte waren mit 73 Züge im Einsatz, insgesamt mit 1732 Tonnen. Bei der Güllegemeinschaft wird 2024 die Technik umgestellt, 30000 Kubikmeter wurden ungefähr ausgebracht.

Josef Beisl berichtete von der Siliergemeinschaft, die 835 Hektar Silomais bewirtschaftete. Am meisten beschäftigt ihn die Beratung bezüglich Düngeverordnung und Mehrfachantrag. So gab es 150 kostenpflichtige Beratungen im Jahr 2023 sowie viele telefonische Hilfestellungen.

Betriebshelfer: „Wir haben eine Helfernot“

Katharina Rohrmeier stellte die Zahlen zur Betriebshilfe und Landenergie vor. Vermittelt werden drei Dorfhelferinnen und zwei Hauswirtschafterinnen, 3150 Stunden wurden von ihnen geleistet. Zudem gibt es zwei selbstständige Ersatzkräfte, sie haben weitere 1900 Stunden geleistet. „Wir haben eine Helfernot“, sagte sie, es sei aber die Aufgabe, in Notsituation Betriebshilfe zu leisten.

Katharina Dachs blickte auf die Pflegemaßnahmen, die von den Mitgliedern erbracht wurden: 6750 abgerechnete Belege und 142000 Euro für Pflegemaßnahmen, das Ergebnis sei leicht rückläufig. Theresa Buchner stellte die MR Niederbayern GmbH vor, sechs Ringe sind zusammengefasst.

Der Haushaltsvoranschlag für 2024 beträgt 527000 Euro bei den Einnahmen und 560000 bei den Ausgaben, ein kalkulierter Verlust von 33500 Euro. Auch dies wurde von den Mitgliedern genehmigt. Vorsitzender Andreas Birx kündigte an: „Wir werden bei den Verlusten gegensteuern müssen.“

Viele Veranstaltungensind geplant

Schließlich blickte Victoria Mayer auf die Veranstaltungen des abgelaufenen Jahres zurück. Ein Landtechnikkurs ist für 25. bis 27. März geplant, hieß es bei der Vorschau. Der Hack- und Pflanzenschutztag ist Ende April. Ein Bäuerinnenausflug findet am 7. Juni nach Bodenmais zu Joschka, dann zum Kaffeeröster „Gscheid Haferl“ und schließlich zum Boierhof in Willmering statt. Im Sommer ist ein Sicherheitstag in Zusammenarbeit mit der Landtechnikschule Schönbrunn. Am 1. Juli findet eine mehrtägige Radtour zum Gardasee statt, und eine Vier-Tage-Fahrt gibt es ab 17. Juni nach Prag und Meißen. Die Jugendfahrt im Herbst führt voraussichtlich nach Italien, zum Fendt-Werk mit Abstecher an den Gardasee.