Landau
Inflation 1923: Als eine Briefmarke eine Milliarde Mark kostete

Heimatmuseum erinnert mit einer besonderen Ausstellung – Führung am Sonntag

02.06.2023 | Stand 02.06.2023, 5:00 Uhr

Klaus Klobe hat den Koffer gepackt – nicht zum Verreisen, sondern mit jede Menge Geld, nur um sich ein paar Habseligkeiten zu kaufen. Damit erinnert das Heimatmuseum an die Inflation 1923. −Foto: Nadler

Klaus Klobe hat den Koffer voller Millionen, voller Milliarden, aber nein, er denkt nicht ans Abhauen. Der Museumsleiter im Heimatmuseum zeigt lediglich das aktuelle „Stück des Monats“ und das sind Stücke in Verbindung mit der Inflation vor hundert Jahren, im Jahr 1923.

Am 9. Juni 1923 kostete ein Ei 800 Mark, nur sechs Monate später musste man dafür 320 Milliarden Mark hinlegen. „Das war eine ganz schlimme Zeit“, glaubt Klobe und möchte deshalb die Besucher seines Museums daran erinnern. Er bietet daher am Sonntag ab 14 Uhr eine Führung im Heimatmuseum an.

Preise sind 1923 in allen Bereichen explodiert

Da gibt es die normale Ausstellung zu sehen, in der auch Exponate aus der Inflation nach dem Zweiten Weltkrieg zu sehen sind wie Wertmarken für Lebensmittel. Wichtig ist Klobe aber auch das „Stück des Monats“, dazu hat er eine Ecke im ersten Stock freigemacht, um Schriftstücke, Briefmarken und auch Geldscheine zu präsentieren. In einem kleinen Büchlein ist zu sehen, was eine Wirtschaft für Bier und Lebensmittel zu zahlen hatte und wie die Preise im Jahr 1923 explodiert sind.

Klobe weiß, dass die Preise seit 1916 angestiegen sind, das hat sich immer mehr aufgeschaukelt bis zum Höhepunkt im Jahr 1923.

Da gingen dann viele eben mit einem Koffer zum Einkaufen. Einen solchen hat er ebenso im Heimatmuseum stehen.

Ab 1921 haben die Menschen vor allem in Sachwerte investiert, es gab Unmengen an Krediten und den Verfall der Mark. Schließlich nahm der Staat noch ein Prozent durch Steuern ein, den Rest des Geldes ließ er ohne Gegenwert drucken und das durfte zum Beispiel auch die Ried‘sche Druckerei in Landau. Zwei Druckereien gab es in Landau, hat er herausgefunden, die auch Geld drucken durften. Solche Scheine sind ausgestellt.

Es gibt auch Geldscheine, die lediglich auf einer Seite bedruckt wurden. Um Papier zu sparen, wurden sogar Geldscheine überdruckt, auch solche Exemplare hat Klobe entweder im Bestand des Heimatmuseums gefunden oder konnte es sich für die Sonderausstellung ausleihen.

Ebenso ausgeliehen ist eine Briefmarke im Wert von einer Milliarde Mark. Aber der Wert war deshalb nicht unbedingt höher als ein paar Jahre vorher, als sie 15 Pfennige kostete. Denn im Jahr 1923 kostete im Mai ein Dollar 47670 Mark, ein halbes Jahr später lag der Kaufpreis bei 4,2 Billionen Mark.

Ende 1923 wird die Rentenmark eingeführt

Klaus Klobe kann auch erzählen, dass es damals Gewinner der Inflation gab. Landwirte, die seit langem Schulden hatten, konnten sich sanieren. Jedoch tauchte schnell ein neues Problem auf, denn sie konnten ihre Lebensmittel nicht mehr für Geld verkaufen. Er kann sich gut vorstellen, wie groß die Erleichterung gewesen sein muss, als Ende 23 die Inflation beendet wurde mit der Einführung der Rentenmark am 15. November und später der Reichsmark.

„Jetzt haben wir eine Inflation von 6,8 Prozent“, glaubt Klobe und möchte mit dieser Ausstellung auch eine Mahnung aussprechen, jedoch sei es nicht vergleichbar mit der Situation vor 100 Jahren, „damals lag die Inflation bei 1000 Prozent“.


 Die Führung im Heimatmuseum ist am Sonntag, 4. Juni, um 14 Uhr.