Haidlfing
Für die Landjugend wird es „heiter bis tödlich“ – wozu braucht die Landjugend einen halben Audi?

Erstmals errichtet die Landjugend Haidlfing einen Faschingswagen – Viele Details, viel Arbeit, aber auch große Vorfreude

25.01.2024 | Stand 27.01.2024, 8:42 Uhr

Kerstin Kleebauer (links) und Vanessa Ertl sind gerade dabei, den Schriftzug von der Bäckerei Rattlinger zu gestalten.

Wieso schneidet jemand einen fahrtüchtigen Audi mitten in der Mitte einfach durch? Und wieso hat das mit dem Faschingswagen Haidlfing zu tun? Und warum verbringen die Mitglieder der Landjugend jede freie Minute auf dem Maidlhof? Nicht alle Antworten gibt Simon Kleeberger, Vorsitzender der Landjugend Haidlfing.

Seines Wissens hatte die Landjugend noch nie einen eigenen Faschingswagen, aber die Landjugend Haidlfing hat unglaublichen Zulauf. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Mitgliederzahl auf rund 100 verdoppelt. „Das sind lauter engagierte Leute, denen müssen wir was bieten“, war für den Vorsitzenden klar und schnell war auch sicher, was das sein wird: ein eigener Faschingswagen.

Tieflader-Auflieger ist genau der ideale Wagen

Und dann tauchte das erste und bisher einzige größere Problem auf. Der Anhänger. Der erste war zu klein und zu wenig stabil. Der zweite schien ideal, aber eine Straßenzulassung war nicht zu finden und als man sie dann machen wollte, war der TÜV nicht einverstanden. Und dann kam die Luxusversion. Ein Tieflader-Auflieger von Franz Wittmann, mit dem man schwere Bagger mit 80 Stundenkilometer durch die Landschaft fahren darf. Eine Zulassung war natürlich da und dann ging es ans Konzept.

„Am 26. Dezember ist es losgegangen“, informiert Michael Koller, der am vergangenen Samstag wieder in der Halle am Ortseingang des Dorfes am Werkeln war. Andreas Schuster steht gerade auf einer Staffelei und bringt einen Teil der Technik an, schließlich soll der Wagen nicht heimlich, still und leise durch die Faschingsumzüge rollen.

Ursprünglich wollte man nur einen Aufbau machen, der oben offen ist. Als dann die ersten zehn mal zehn Zentimeter dicken Eisen und dann die gleichstarken Hölzer verschraubt waren, ging es schnell weiter: ein Dach musste her. Also wurde der Anhänger auch oben zugemacht. Kleeberger, Koller und Schuster steigen auf den Faschingswagen und hüpfen und wackeln – das interessiert den Anhänger nicht, der bleibt ganz stabil stehen. Der TÜV war schon vor Ort und hat den Aufbau ohne Mängel abgenommen.

Wer kam auf die Idee von „Hubert und Staller“?

Da war der Aufbau noch ein Gestell mit angeschraubten Spannplatten samt Dach. „Das Motto kam von den Mädels“, sagen die drei männlichen Schrauber in der Halle. Vor der Halle im Sonnenschein malen zwei Frauen an einem Holzbrett, das an den Wagen montiert wird. „Echt? Nein, nein, das war schon eine gemeinschaftliche Entscheidung“, erklärt Kerstin Kleebauer. Und diese Entscheidung hieß: „Hubert und Staller“ oder auch „Hubert ohne Staller“, auf alle Fälle „Heiter bis tödlich“, wie in der BR-Serie.

„Das schaut jeder gern“, sagt Andreas Schuster. Es geht keiner speziell als Hubert oder Girwidz oder Mohr oder gar als Stockl, „wir sind alle Polizisten“, informiert Michael Koller. Da passt auch der halbe Audi in die Geschichte, mehr wird aber noch nicht verraten. Aktuell sind vor allem die Frauen der Landjugend gefragt. „Manche haben sich ihre Sachen mit heimgenommen“, berichtet Vanessa Ertl, die gerade einen Schriftzug von der Bäckerei Rattlinger anfertigt. „Dreimal in der Woche bin ich schon da“, informiert Kerstin Kleebauer. Mit Beamer wurde bereits das Emblem auf dem Wagen angebracht.

Mit viel Liebe wird an den Details gearbeitet

Sie sind konzentriert bei der Sache, es soll schön werden. „Natürlich“, sagen Kleebauer und Ertl. Beide erklären, dass andere in der Landjugend noch mehr eine kreative Ader hätten und dass deshalb der Wagen sicher eine Augenweide werde. Dass der Wagen Aufmerksamkeit erregen wird, ist anhand der Schilderungen sicher – aber dabei soll eben noch nicht alles veröffentlicht werden.

Zu sehen wird der fertige Wagen bei einer Probefahrt sein – wenn man Glück hat, denn da wissen die Macher aktuell selber noch nicht, wann das sein wird. Eine Woche vor dem 4. Februar möchte Vorsitzender Simon Kleeberger schon fertig sein, um eventuell noch Feinarbeiten durchführen zu können. Am 4. Februar ist Faschingsmarkt in Pilsting und das ist DER Termin für die Landjugend.

Beim Umzug ist der erste große Auftritt. 60 Leute haben sich angemeldet, um auf dem Wagen mitzufahren. „Die passen gut drauf“, ist sich Kleeberger sicher. „Wenn man die mit je 70 Kilo rechnet, sind wir bei dem Gewicht eines Minibaggers“, rechnet Michael Koller. Auch wenn jede Menge Flüssigkeiten mitfahren werden, so ist man dennoch weit entfernt von den 40 Tonnen – die der Anhänger transportieren darf.

Froh sind alle, dass es einen Fahrer gibt, der Erfahrung mit landwirtschaftlichen Zugmaschinen hat und der – so sind alle sicher – mit einem MB-Trac den Wagen souverän durch die Zuschauermassen steuern wird: Lukas Mühlbauer. „Der macht das freiwillig“, erklärt der Vorsitzende. Er hat als einer der wenigen die Verpflichtung, nüchtern bleiben zu müssen. Auch neben dem Gefährt müssen vier bis sechs Mitglieder mitgehen und für Sicherheit sorgen. Da ist es bisher noch nicht so leicht, genügend Freiwillige zu finden.

Wie laut darf der Faschingswagen sein?

Es geht nicht nur um die Straßenverkehrsordnung, es geht auch um die Vorgaben der Umzüge. Wie hoch, wie breit, wie laut darf das Gefährt sein? Vorgaben kamen aus Aidenbach, wo am 10. Februar der Umzug sein wird und der krönende Abschluss ist am Rosenmontag, 12. Februar, in Simbach.

Die Landjugend ist dankbar der Familie Maidl und der Familie Wittmann, aber auch den vielen, die Material „gestellt“ haben, so der Vorsitzende. Das alles hat dafür gesorgt, dass die Kosten für die Mitglieder noch im dreistelligen Bereich blieben, auch wenn Material verbaut wurde, das normalerweise ein Vielfaches kostet. Deshalb wurde der Wagen auch so konzipiert, dass er nach Fasching eingelagert wird und nächstes Jahr wieder einsatzbereit sein wird – eventuell sogar mit einem neuen Motto, denn alles, was an „Hubert und Staller“ erinnert, kann relativ leicht entfernt werden – dazu zählt auch der Audi.