Landau wusste schon immer zu feiern
Freitagsvortrag mit sehenswerten Dokumenten der 700-Jahrfeier

26.03.2024 | Stand 26.03.2024, 11:00 Uhr
Christian Melis

Das erste Volksfest nach dem Zweiten Weltkrieg fand im Jahr 1949 statt, damals noch auf dem Gelände des heutigen Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE).  − Fotos: Stadtarchiv/Melis

Ganz im Zeichen der 800-Jahrfeier hat der Freitagsvortrag im Herzogssaal des Kastenhofes stattgefunden. Stadtarchivar Manfred Niedl widmete sich nicht nur den Jubiläumsfeierlichkeiten vor 100 Jahren, sondern auch der Volksfestgeschichte. Alte Bilder, Urkunden, Plakate und Dokumente ließen die Zuhörer staunen. Ging es beim altbewährten Landauer Volksfest, das auf das Bezirksfest im Jahr 1860 zurückgeht, zunächst um die Landwirtschaft und Ausstellungen, traten Bier, Schmankerl und Schausteller alsbald in den Vordergrund.

Selbst ein kleiner Bierkrieg brach just beim ersten jährlichen Fest nach dem Zweiten Weltkrieg aus, weil Reisbacher Gerstensaft in der Bergstadt eingeschenkt worden war. Wirt Hans Sigl hatte ohne Genehmigung neben seinem Wirtshaus einfach ein kleines Zelt aufgestellt, wo er das heimische Krieger-Bier ausschenken wollte. Nur der Stadtrat konnte eine Eskalation verhindern.

Bierkrieg endet glimpflich

Auch Heli und Professor Werner Sturm von der Brauerei Krieger hörten höchst interessiert zu, was Manfred Niedl zusammengetragen hatte. Er wurde von Museumsleiterin Anja Hobmeier als Referent des Abends den Gästen vorgestellt, obwohl er ja kein Unbekannter im Landkreis ist. Neugierig auf den Vortrag waren unter anderem Dritter Bürgermeister Xaver Hagn, Volksfestreferentin Mia Hagn oder der ehemalige Kreisarchäologe Ludwig Kreiner. Manfred Niedl ist seit 2007 Kreisarchivpfleger und seit 2015 Stadtarchivar. Er ist ein Kenner der Landauer Geschichte, hat an der Universität Passau studiert und einen Abschluss der bayerischen Landesgeschichte, kurzum ist er ein absoluter Experte, wie Anja Hobmeier unterstrich.

Der Bierkrieg im Jahr 1951 indessen endete glimpflich. Der Sigl-Wirt neben der Festwiese musste auf Beschluss des Stadtrates sein Zelt wieder abbauen, durfte aber das Krieger-Bier unter einer Überdachung einschenken. Festwirt war bei diesem ersten, im nun jährlichen Turnus stattfindenden Volksfest Josef Numberger. Die Landauer begannen damit den jährlichen Volksfestturnus nach dem Zweiten Weltkrieg übrigens zehn Jahre früher als die Straubinger. Das Gäubodenfest findet erst seit 1961 jährlich statt. Vor dem Weltkrieg war das Landauer Volksfest meist in den ersten September-Tagen, teils auch Ende August, also nach der Erntezeit. Erst seit 1951 wird es um Peter und Paul, dem 29. Juni, gefeiert.

Das erste Volksfest nach dem Zweiten Weltkrieg aber hatte schon 1949 stattgefunden, also im Jahr der 725-Jahrfeier. 1860 war das erste Landwirtschaftliche Bezirksfest in Landau, das im Turnus von vier Jahren abgehalten wurde, was aber nur teilweise durchgehalten wurde. Das ist quasi der Vorläufer des heutigen Volksfests. Auch Kritik gab es seinerzeit, weil zunehmend das Feiern und der Bierkonsum wichtiger als die Förderung der Landwirtschaft geworden waren. In den Kriegsjahren gab es freilich längere Unterbrechungen.

Schwindsucht im Geldbeutel

„Die Orgel pfeift und die Musik spielt, die Büchsen knallen, der Lukas kracht und die Maßkrüge stoßen an.“ Mit diesen Worten wurde das Volksfest 1949 groß in der Zeitung angekündigt. „Freilich, der Geldbeutel hat im Augenblick die große Schwindsucht“, wusste der Redakteur auch damals schon. „Volksfest ist nicht alle Tage. Genießen wir es deshalb in vollen Zügen.“

An anderer Stelle, unter anderem auf dem Platz des Amtes für Ländliche Entwicklung, trafen sich die Menschen seinerzeit für das Prosit der Gemütlichkeit. Eine alte Postkarte zeigte das Landauer Volksfest von 1903. Die Zeichnung des Landauer Künstlers Karl von Ranson gab den Zuhörern des Freitagsvortrags einen anschaulichen Einblick. Kreisrund angeordnet stehen außen Buden, auch für den Bierkonsum, ein kleines Zirkuszelt und im Innenraum drei Karussells. Die Teilnehmer des Auszugs marschieren gerade auf die Festwiese ein. Die war damals aber noch nicht asphaltiert, Bierzelte im heutigen Sinne gab es auch noch nicht. Die Postkarte zeigt Bierfässer vor den Holzbuden. Weinbude und Glückshafen gehörten ebenfalls zum Angebot. Die älteste Fotografie des Festplatzes aus dem Fundus von Paulus Simon zeigt ebenfalls diese Aufstellung.

Auch mit gewerblichen Ausstellungen konnte die Bergstadt aufwarten, wie ein altes Plakat aus dem Jahr 1910 dokumentiert. Damals wurden sogar Lehrlingsarbeiten ausgestellt. Bunter und moderner wirkte da schon das Plakat fürs Volksfest 1957. Groß angekündigt wurden Blumenkorso, Reit- und Springturnier oder Ballon-Wettfliegen. Auch ein Kinderfestzug, ein Tag des Bauern und der Bäuerin und ein Brillant-Feuerwerk gehörten zu den Attraktionen des sechstägigen Festes.

Tracht war lange nicht üblich

Frauen kamen im Kleid, Männer mit Hemd und Hose, oftmals hatten sie im Bierzelt auch Sakko und Hut. 1961 traf sich die komplette Molkereigenossenschaft Ganacker gar zur Mitgliederversammlung im Festzelt. Bis Ende der 1990er Jahre war es unüblich, dass Frauen im Dirndl und Männer mit Lederhose aufs Fest gingen, auch die Kinder trugen normale Kleidung. Steinerne Maßkrüge waren bis Anfang der 1970er Jahre in Gebrauch, dann kamen die gläsernen Krüge. Erstmals im Jahr 1967 wurde im Bierzelt ein Bretterboden ausgelegt. Asphaltiert und ausgebaut wurde der Volksfestplatz erst 1983.

Manfred Niedl ging in einem spannenden Vortrag auch auf die Feierlichkeiten der Stadt Landau im Jahr 1924 ein, zeigte dazu Bildmaterial, Dokumente und Plakate. Im Rahmen des Volksfests 1924 vom 30. August bis 8. September gab es ein kulturhistorisches Festspiel, einen großen Festzug, Kinder-Festzüge, Tagungen, Ausstellungen und – sogar einen Glückshafen.