„Neue Besen kehren gut“
Der Whitecotton-Effekt: EV Dingolfing gewinnt dank Gagnon-Show in Schweinfurt

20.01.2024 | Stand 21.01.2024, 18:37 Uhr
Andreas Forster

Starker Auftritt in Schweinfurt: Anthony Gagnon schnürte beim 4:3-Sieg einen Dreierpack. − Foto: Eva Fuchs

Mit einer blitzsauberen Leistung haben die Isar Rats ihren neuen Trainer Dustin Whitecotton einen Traum-Einstand geschenkt. Beim 4:3-Auswärtssieg gegen den ERV Schweinfurt spielten die Dingolfinger in den ersten beiden Dritteln konsequentes und vor allem kluges Eishockey. Aus einer kompakten Mannschaft ragte ein Akteur trotzdem heraus, der eigentlich gar nicht spielen hätte können: Neuzugang Anthony Gagnon.

Nur mit Hilfe des Gästetrainers Semjon Bär konnte der Gagnon überhaupt auflaufen. Bär hatte Gagnon seine Schlittschuhe geliehen, denn die Arbeitsgeräte des Franko-Kanadiers waren defekt. Eine großartige Geste des Schweinfurter Trainers, die er im Nachhinein wohl ein wenig bereut haben dürfte, denn Gagnon war in fremden Schlittschuhen von seinen Gegenspielern kaum zu bremsen und markierte einen Hattrick.

Überragender Gagnon


Dustin Whitecotton, der neue Mann an der Bande, konnte mit den ersten beiden Spielabschnitten zufrieden sein. Nur in den ersten fünf Minuten spielte seine Mannschaft zu hektisch und hätte in Rückstand geraten können. Das restliche Eröffnungsdrittel gehörte hingegen anschließend klar den Dingolfingern. In der fünften Minute gab es den ersten Teil der Gagnon-Show, als er einfach von der blauen Linie abzog. Da dem Gästetorhüter die Sicht durch Alex Schander genommen wurde, landete der Puck im Kasten. Nur vier Minuten später setzte der 24-Jährige ein nächstes Highlight. Sein platzierter Schuss schlug genau im Kreuzeck ein. Generell spielten die Isar Rats geradlinig, effektiv und auch konsequent. Selten gesehene Tugenden, wie hartes Körperspiel, waren an diesem Abend ebenfalls im Repertoire. Da störte auch der kurzzeitige Anschlusstreffer der Schweinfurter niemandem.

Denn im Mitteldrittel zeigten die Niederbayern die wohl beste Leistung der Saison und ließen die Gäste gar nicht mehr ins Spiel kommen. Treffer von Nico Wolfgramm und Anthony Gagnon, der damit seinen Hattrick perfekt machte, setzten die verdutzten Gastgeber praktisch Schachmatt. Und es hätten noch weitere Treffer fallen können, aber die EVD-ler vergaben zum Beispiel eine Drei gegen Eins-Situation leichtfertig. Kaum gefordert war hingegen Keeper Dennis Jedrus, der nur einen starken Save im zweiten Drittel auspacken musste. „Die ersten zwei Drittel haben mir gut gefallen, weil wir defensiv sehr kontrolliert agiert haben“, erklärte der neue EVD-Trainer nach der Partie.

Schlampig im letzten Drittel


Dass es natürlich noch Verbesserungspotential gibt, sah Trainer Dustin Whitecotton zu Beginn des Schlussabschnitts. Bei komfortabler Führung wurde in eigener Überzahl zu schlampig agiert und ein völlig unnötiges Gegentor kassiert. Das schmeckte Whitecotton sicherlich gar nicht. Dadurch hauchte man den eigentlich geschlagenen Gastgebern noch einmal Leben ein, die sogar eine Minute später weiter verkürzen konnten. Dustin Whitecotton zog daraufhin die Notbremse und nahm eine Auszeit, um wieder Ruhe ins Spiel zu bringen. Doch es wurde noch spannender, weil die Schweinfurter zwei Überzahlmöglichkeiten hatten. Im Gegensatz zu den letzten Spielen hatte man in dieser Begegnung endlich einmal das Glück des Tüchtigen und einen Dennis Jedrus, der zwei gute Paraden auspackte. Somit reicht es schlussendlich zu einem verdienten 4:3-Erfolg. „Im letzten Drittel hatte ich das Gefühl, dass wir ein wenig Angst vor dem Sieg hatten. Das liegt sicherlich an der Negativserie. Trotzdem haben wir uns den Sieg erkämpft und das zählt“, so Whitecotton abschließend.

Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sich am Donnerstag Kapitän Dominik König schwer verletzte sowie Lukas Krämmer und Kevin Aigner fehlten, ist dieser Erfolg ein echter Coup, der für die Abstiegsrunde sicherlich Selbstvertrauen geben wird.

EV Dingolfing: Jedrus, Kinikeev; Geiger, Theberge, Ohr, Wolfgramm, Schwarz, Huber; Sedlar, Krämmer, Gagnon, Grinwald, A. Schander, D. Schander, S. Janzen, A. Janzen, Endres.
Tore: 1:0 (5.) Gagnon (Sedlar), 2:0 (9.) Gagnon (Sedlar), 2:1 (16.) Schlick (Asmus, Ewald), 3:1 (28.) Wolfgramm (A. Janzen, S. Janzen), 4:1 (35.) Gagnon (D. Schander, Endres), 4:2 (46.) Marquardt, 4:3 (47.) Hood (Cermak, Ribarik). Zuschauer: 410; Strafzeiten: 10 - 8.