Sprayer gefasst
Polizei löst Rätsel um mysteriöse Graffiti-Schriftzüge in Deggendorf

01.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:09 Uhr

Freuen sich über den Ermittlungserfolg: Polizeimeisterin Patricia Schiller (v.l.), Polizeidirektor Markus Völkl sowie die Hauptkommissare Christian Unnasch und Günter Reithmeier. −Fotos: Stefan Schmidbauer

„OWSG“ – dieser Graffiti-Schriftzug gab der Deggendorfer Polizei über Monate Rätsel auf. Seit März vergangenen Jahres war dieser „Tag“, wie solche Schriftzüge in der Sprayer-Szene genannt werden, an immer mehr Stellen quer durch das Deggendorfer Stadtgebiet zu finden. Jetzt meldet die Polizei einen Ermittlungserfolg.



„Am Anfang gab uns der Schriftzug Rätsel auf“, gesteht Polizeidirektor Markus Völkl. „Auf die Frage, was ,OWSG‘ bedeuten könnte, hatten wir zunächst keine Antwort“, so der Chef der Polizeiinspektion Deggendorf. Die Antwort kam im Laufe der Ermittlungen dann aus Amberg in der Oberpfalz. Dort wurden mehrere Personen auf frischer Tat ertappt, wie sie eben diesen Schriftzug anbrachten.

Dafür stehen die vier Buchstaben



Es stellte sich heraus: „Open World Sprayer Group“ – dafür stehen die vier Buchstaben. Polizeidirektor Völkl atmete zunächst auf: keine politische Botschaft, kein Fall für den Staatsschutz. Aber der „Künstler“ in Deggendorf ging munter weiter zu Werke. Am Michael-Fischer-Platz, am Bogenbachdamm, im Stadtpark, in der Lateinschulgasse, in der Stadtfeldgasse – an immer mehr Stellen im Stadtgebiet verewigte sich der unbekannte Schmierfink. Besonders die Fußgängerbrücke über die Donau schien es ihm angetan zu haben.

Die Polizei reagierte. Mit Polizeimeisterin Patricia Schiller wurde eine Hauptsachbearbeiterin auf den Fall angesetzt. Umfangreiche Ermittlungen begannen. Doch alle Recherchen brachten zunächst keinen Erfolg. Monate vergingen, bis Kommissar Zufall die akribische Arbeit der jungen Polizeibeamtin auf die richtige Spur brachte. Eine Lagemeldung über einen Ladendiebstahl ließ die Polizistin aufhorchen. Der Täter stammte aus Amberg. Kontakt zu den Kollegen in der Oberpfalz wurde aufgenommen und diese leisteten wertvolle Unterstützung.

„Die Zusammenarbeit klappte trotz der Entfernung und selbst über die Grenzen von Regierungsbezirken hinweg hervorragend“, freut sich Polizeidirektor Markus Völkl. Nach einer Wohnungsdurchsuchung in Amberg und der Auswertung eines Mobiltelefons, auf dem sich belastende Fotos fanden, stand für die Polizei fest, dass ihre monatelangen Ermittlungen letztlich erfolgreich waren.

40.000 Euro Schaden



Der Tatverdächtige – ein 18-jähriger Lehrling – stammt aus Amberg, wohnt aber unter der Woche in einem Lehrlingsheim in Deggendorf. Nach mehreren Stunden Befragung räumte der junge Mann schließlich die Vorwürfe ein. 59 Fälle allein in Deggendorf gehen demnach auf das Konto des 18-Jährigen. Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf 40000 Euro, denn die „Kunst“ zu entfernen, koste richtig Geld. „Da kommen sicher enorme zivilrechtliche Forderungen auf den jungen Mann zu“, schätzt Völkl. Eine Summe, an der der Lehrling, lange zu knabbern haben werde.

Gefragt nach seiner Motivation, gab der 18-Jährige an: „Langeweile und der Kick, ob man erwischt wird“. Völkl mögliche Nachahmer: „Wir haben einen langen Atem und lassen nicht locker.“ Der Polizeichef verweist darauf, dass dies bereits die zweite umfangreiche Graffiti-Serie ist, die in letzter Zeit aufgeklärt werden konnte. In dem anderen Fall stehen 18000 Euro Sachschaden im Raum. „So verbaut man sich seine Zukunft“, mahnt Völkl und empfiehlt, doch besser legale Möglichkeiten für Graffitikunst zu nutzen.