Kein Geringerer als der Deutsche Bundestrainer im Bogenschießen Oliver Haidn aus Deggendorf gab einer erfolgreichen Stockmannschaft des TSV Niederviehbach eine umfassende Einweisung in seine Sportart.
Wie kam es zu dieser Aktion? Am 17. Oktober 2021 wurden bei der Firma Joska in Bodenmais die besten niederbayerischen Sportler 2020 ausgezeichnet. Dabei gewannen die U19-Stockschützen des TSV Niederviehbach den Titel „Beste Mannschaft des Jahres 2020“ und erhielten dazu aus den Händen des Bundestrainers im Bogenschießen Oliver Haidn als Pate den begehrten Glaspokal der Firma Joska überreicht. Als Geschenk für den Titelgewinn versprach Haidn den jungen Sportlern des TSV Niederviehbach eine Einweisung in seine Sportart Bogenschießen.
Leider hatte er als aktiver Nationaltrainer zunächst keine Zeit, sein Versprechen einzulösen. Doch Anfang Dezember war es soweit, die niederbayerische Mannschaft des Jahres 2020 kam abends in die Sporthalle des Robert-Koch-Gymnasiums Deggendorf, wo Oliver Haidn die Einweisung für das Bogenschießen vorbereitet hatte.
Stockschützen aus Niederviehbach in Deutschland an der Spitze
Kurz zu den Stockschützen, die als U19-Mannschaft geehrt worden sind. Sie gehören der Sparte Stockschießen des über 1000 Mitglieder zählenden TSV Niederviehbach im Landkreis Dingolfing-Landau an. Vor etwa acht Jahren begannen die Jungs mit der Teilnahme an Meisterschaften und haben in Folge gemeinsam die U14, U16 und U19 bis zur jetzigen U23 durchlaufen. Dabei holten sie in jeder Klasse mehrmals die Deutsche Meisterschaft und zählen somit zu den erfolgreichsten Jugendmannschaften in Deutschland. Zusätzlich gehören alle dem Nationalkader an. Drei Angehörige der Mannschaft holten Anfang März 2020 bei der in Regen stattgefundenen U19-Europameisterschaft mit dem Team Deutschland sogar den Titel. Neben dem Sport sind die Teammitglieder auch privat eng befreundet und kommen alle aus dem Gemeindebereich Niederviehbach.
Zur Einweisung in das Bogenschießen gesellten sich zu den Stockschützen auch noch der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) Otto Baumann und Deggendorfs 3. Bürgermeisterin Renate Wasmeier.
Interessant und gar nicht so einfach war bereits am Anfang der gemeinsame Zusammenbau der Bögen unter der genauen Anleitung von Oliver Haidn. Nach etwa 30 Minuten war es geschafft und sie waren einsatzbereit. Jeder Teilnehmer legte seinen Köcher an und erhielt von Haidn drei Pfeile, abgestimmt auf seine persönliche Armlänge, ausgehändigt. Als nächstes wurden vier 6er Ringscheiben für die acht Teilnehmer vorbereitet.
Danach folgte eine genaue Einweisung in die Handhabung des Bogens als „Trockentraining“ und die Erläuterung des Ablaufs beim Schießen. Dann durfte die Teilnehmer ihre ersten Pfeile auf die Scheiben schießen. Dazwischen gab es immer wieder theoretische und auch praktische Tipps vom Bundestrainer.
Alle, auch der Organisator Oliver Haidn, hatten sehr viel Spaß bei der etwa zwei Stunden dauernden Aktion, die mit einem kleinen Wettkampf im Zweierteam gegeneinander, gemäß Original-Schießablauf mit vorgegebener Zeit, endete.
Bogenschützen: So läuft die Vorbereitung auf Olympia
Danach gab Oliver Haidn, der seit 2011 erfolgreicher Bundestrainer der deutschen Bogenschützen und nebenbei auch Lehrer am Robert-Koch-Gymnasium ist, bei einem kurzen Interview Informationen über die Bogenschieß-Nationalmannschaft bekannt. Der Fokus liegt für die Mannschaft natürlich auf der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele vom 26. Juli bis 11. August 2024 in Paris. „Da heißt es nur trainieren, trainieren, trainieren“, so Haidn. Im Dezember steht noch ein Trainingslager in der Türkei an. Im Januar geht’s zum Training nach Frankreich, im Februar nach Las Vegas, Ende April nach China, vom 5. bis 12. Mai nach Essen zur Teilnahme an den Europameisterschaften, Ende Mai nach Korea und im Juni noch einmal in die Türkei, bevor man am 23. Juli zu den Olympischen Spielen nach Paris anreist.
Während der Vorbereitung für Olympia werden pro Athlet etwa 60 000 Pfeile geschossen (ca. 300 bis 400 am Tag), aber auch das Kraft- und Ausdauertraining kommt mit ca. 250 Stunden nicht zu kurz.
Die A-Nationalmannschaft Bogenschießen umfasst 12 Mitglieder (jeweils sechs Frauen und Männer), wobei neun davon „Vollprofis“ sind als Angehörige von Bundespolizei und Bundeswehr.
Obwohl Bundestrainer Haidn gut 220 Tage im Jahr mit Bogenschießen unterwegs ist, macht ihm die Sache immer noch sehr viel Spaß. Nachdem er aber nebenbei noch Lehrer am Robert-Koch-Gymnasium ist, freut er sich und ist dankbar über das Entgegenkommen und die Unterstützung von Seiten der Schulleitung. Übrigens bietet Haidn jeweils montags am Robert-Koch als Wahlfach auch Bogenschießen an. Für den erforderlichen Nachwuchs in dieser Sportart ist somit auch gesorgt.
