Deggendorf
Von Schlossgespenstern und tapferen Rittern

Burgenlandschaft der ILE Bayerwald wird kulturtouristisch erschlossen – Das Konzept soll nächstes Jahr fertig sein

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:45 Uhr

Die oft geheimnisvollen Geschichten, die sich um Burgen und Schlösser in der Region ranken, faszinieren viele Menschen. Das Foto zeigt die Ruine in Winzer. −Fotos: ALE Niederbayern

Schaurig-schöne Geschichten ranken sich um Burgen und Schlösser. Sie handeln von hübschen Burgfräulein, tapferen Rittern, erbitterten Kämpfen – und manchmal auch von einem Schlossgespenst. Genau diese Geschichten sind es, die Menschen faszinieren und auf Entdeckungstouren in die Burgen locken. Auch im Bayerischen Wald gibt es viele solcher Zeugnisse der oft rauen Vergangenheit. Die Mitglieder der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Bayerwald haben beschlossen, ihre Burgenlandschaft kulturtouristisch zu erschließen und ein Konzept für 50 ausgewählte Burgen zu erstellen. Nun fand dazu ein erstes Treffen im Landratsamt Deggendorf statt.

Die ILE Bayerwald umfasst die fünf Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Passau, Regen und Straubing-Bogen. Die Vertreter der Landkreise sind sich einig: Das Freizeitverhalten hat sich seit der Corona-Pandemie verändert. Viele Menschen wollen vermehrt Kurzurlaube im eigenen Land verbringen und sind dabei auf der Suche nach hochwertigen und spannenden Outdoor-Erlebnissen für die ganze Familie.

Burgen stellen genau solche Erlebnis- und Sehnsuchtsorte dar. Hier setzt das Burgenkonzept an, wie Maria Krenn, Betreuerin der ILE Bayerwald am Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern, schildert. Basis des Konzepts ist seriöses, tiefgreifendes sowie aktuelles burgenkundliches Fachwissen im interdisziplinären Forschungsfeld der Castellogie. Mit der Ausarbeitung beauftragt wurde Dr. Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung in Eisenberg/Zell. Die Kosten liegen bei rund 63000 Euro; das ALE Niederbayern fördert die Erstellung des Konzepts mit 45000 Euro.

Das Konzept soll einerseits einen Überblick verschaffen, welche nennenswerten Anlagen – Burgen, Burgruinen, Burgställe, Burgschlösser, Kirchenburgen, Stadtbefestigungen – es in der Region gibt. Dazu soll eine Übersichtskarte erstellt werden, die neben den Anlagen auch deren Verbindungen wie Rad- und Wanderwege, Straßen und ÖPNV aufzeigt. Andererseits sollen die Anlagen aufgelistet, abgebildet und analysiert werden: Welchen historischen Hintergrund besitzen sie? Wie werden sie heute genutzt? Wie sind sie zugänglich? Fragen wie diese sollen erörtert werden.

Der Fokus liegt auf 50 Burgen, es sollen aus jedem Landkreis etwa gleich viele Burgen aufgenommen werden. Burgenforscher Dr. Joachim Zeune wird den Verantwortlichen der Landkreise Vorschläge dazu unterbreiten.

Darüber hinaus wird der Experte einen Maßnahmenkatalog erarbeiten, wie die einzelnen Burgen unter Berücksichtigung des aktuellen wissenschaftlichen Standes und aktueller Medien attraktiv und hochwertig aufbereitet werden können. Dazu gehören beispielsweise Vorschläge, wie ein Internetauftritt aussehen könnte oder welche Stationen – Schautafeln, virtuelle Rekonstruktionen oder Führungsangebote – denkbar sind. Zielgruppe sind Outdoor-Touristen, Sonntagsausflügler, Heimatinteressierte, Familien und Schulklassen.

Bei dem Arbeitstreffen in Deggendorf wurde der zeitliche Rahmen abgesteckt: Bis April 2023 soll die Aufnahme und Besichtigung aller Objekte durch Zeune abgeschlossen sein. Das fertige Konzept samt erarbeiteter Maßnahmenvorschläge soll bis Herbst 2023 vorliegen.

− dz