Nur Grüne gegen AfD-Antrag
Überraschende Allianz für ein paar Pfandringe in Deggendorf

11.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:16 Uhr

In so genannten Pfandringen wie hier in Neuburg kann man seine Pfandflaschen sauber entsorgen, ohne sie in den Müll zu werfen. Damit macht man es Flaschensammlern leichter, mit ein paar Cent ihren Lebensunterhalt aufzubessern, ohne dass sie in Behälter mit Speiseresten oder Scherben greifen müssen. Auch in Deggendorf will man solche Ringe testen. −Foto: DK

Man würde das Thema am ehesten bei den Grünen verorten – schließlich sind Pfandringe ökologisch und sozial. Doch ausgerechnet die stimmten am Mittwoch im Verwaltungsausschuss gegen diese Entsorgungslösung von Leergut.



Vielleicht weil der Antrag von der AfD kam? Andererseits unterstützten überraschend selbst alle CSU-Stadträte den Vorstoß von AfDler Leopold Till. Das wiederum geht wohl auf die Kappe von FW-Mann Markus Mühlbauer.

Pfandflaschen sollen nicht im Müll landen

Unter einem Pfandring versteht man eine an Mülleimern oder Pfosten montierte Vorrichtung mit runden Öffnungen, in denen Passanten ihre Pfandflaschen und Dosen loswerden können, ohne sie in den Müll zu werfen. Der Sinn: Flaschensammler, von denen es auch in Deggendorf einige gibt, müssen nicht in den Mülleimer greifen und sich durch Essensreste oder Scherben an das Leergut herantasten. In einigen Städten gibt es die Pfandringe schon. Nicht alle sind zufrieden damit, unter anderem weil sie für anderen Müll wie etwa To-Go-Becher zweckentfremdet oder zugemüllt werden.

Solche Probleme sind wohl auch der AfD-Stadtratsfraktion nicht entgangen. In ihrem Antrag an OB Christian Moser schlugen Leopold Till, Corinna Ortmann und Alfred Ortmann vor, vorerst drei bis vier Pfandringe an „geeigneten Standorten“ wie „Stadtplatz, Donaupromenade oder Stadtpark“ anzubringen – versuchsweise für ein Jahr: „Die Zeit soll zeigen, ob sie ihre erwünschte soziale Wirkung erzielen.“ Deggendorfs Erscheinungsbild solle mit den Ringen „ökologisch, sauber und sicher“ sein, hieß es in der Begründung. Weil das auch vielen Firmen und Bürgern ein Anliegen sei, brachte der AfD-Antrag die Möglichkeit von „Sponsor-Ringen“ ins Spiel. Somit würde die Stadtkasse kaum belastet. Pro Ring schätzten die drei Stadträte die Kosten auf zwischen 250 bis 350 Euro. „Wir würden drei bis vier Ringe auch selber spendieren“, konkretisierte Till während der Diskussion dieses Finanzierungsmodell.

Trendwende während der Sitzung

Abteilungsleiter Franz Siedersberger hielt in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Mittwoch im Rathaus mit seiner Meinung zu den Pfandringen nicht hinterm Berg: „Ich sehe das äußerst kritisch.“ Siedersberger befürchtet zusätzliche stark verschmutzte Bereiche, was mit einem erhöhten Unterhalt und höheren Stadtreinigungskosten verbunden sei. Die Stadt hält aus seiner Sicht genügend Mülleimer vor; die Bürger hätten kein Problem, ihren Abfall zu entsorgen. Die städtischen Handreiniger würden aus den Behältern die Pfandflaschen entnehmen und nachhaltig entsorgen.

Bis zu diesem Zeitpunkt sah alles eher nach einer Schlappe für den AfD-Antrag aus. In nur wenigen Minuten aber drehte Markus Mühlbauer von den Freien Wählern die Stimmung. „Warum sollte man das ablehnen? So ein Ring ist kein Weltuntergang und einen Versuch wert“, startete er seinen Redebeitrag. Der Freie Wähler verwies auf andere Vorrichtungen wie die Behälter für Pizzaschachteln an der Ufer-Promenade („auch da steht oft anderer Müll drauf“), die Hundekotbehälter („auch die werden nicht immer ordnungsgemäß genutzt“) oder die Fahrradbügel an Ampelpfosten („auch die findet nicht jeder praktisch“). Sein Vorschlag: „Wir sollten es mit den Pfandringen einfach mal probieren.“

Ewald Treml von der Wählerliste Altgemeinde Natternberg unterstützte das als Erster: „Jetzt habe ich meine Meinung geändert.“ Nach kurzem Tuscheln innerhalb der CSU-Reihen war auch in dieser Fraktion die Sache geritzt. Und schon fiel die Abstimmung gegen die Stimmen der zwei Grünen deutlich pro Pfandringe aus.