Bezirksklinikum Mainkofen
Tag gegen den Schlaganfall: Früherkennung genauso wichtig wie umgehende Therapie

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 8:09 Uhr

Dr. Walter Wiesmayer, Oberarzt und Leiter der Stroke Unit, und Gesundheits- und Krankenpflegerin Stefanie Kopp bei der Versorgung eines Schlaganfall-Patienten. − Foto: Bezirksklinikum/Steinhauser

Die Stroke Unit des Neurologischen Zentrums am Bezirksklinikum Mainkofen ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Schlaganfall-Therapie in Niederbayern. Anlässlich des Tages gegen den Schlaganfall am 10. Mai erläutert Dr. Walter Wiesmayer, Oberarzt und Leiter der Stroke Unit, worauf es bei einer Schlaganfallbehandlung ankommt und welche Therapiemöglichkeiten das Bezirksklinikum bietet.



„Wir behandeln im Jahr über 300 Schlaganfälle mit steigenden Patientenzahlen“, weiß Wiesmayer zu berichten. Das Wesentliche in der Schlaganfallbehandlung im innerklinischen Bereich nach Aufnahme von Patienten mit akutem Schlaganfall ist eine rasche zielsichere Diagnostik mit anschließend umgehender Therapie. „Warum es gerade bei uns so gut funktioniert, liegt daran, dass unser Team über viele Jahre zusammengewachsen ist und aus vielen sehr erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht mit stetigem Zulauf an hoch engagierten und interessierten neuen Kolleginnen und Kollegen“, ist Wiesmayer überzeugt. Dies bezieht sich sowohl auf das Ärzteteam als auch auf das Pflegepersonal der Neuroradiologie ebenso wie auf die Ergotherapeuten und Physiotherapeuten, Psychologen und alle anderen an der Behandlung eines Schlaganfalles mitwirkenden Teammitglieder.

Die meiste Zeit geht oft zu Hause verloren

Aber trotz innerklinischer rascher Diagnostik und Therapie geht oftmals die meiste Zeit im präklinischen Bereich, also zu Hause bevor die Patienten in die Klinik kommen, verloren. „Deshalb engagieren wir uns seitens der Klinik im präklinischen Bereich mit Informationsfilmen zur raschen Schlaganfallerkennung, die über die neuen Medien an eine breite Öffentlichkeit gerichtet sind. Der so genannte „FAST-Test“ steht dabei unter anderem im Mittelpunkt“, so Wiesmayer. Der „FAST-Test“ hilft, eine Schlaganfall-Symptomatik rasch zu erkennen: Face: hängender Mundwinkel; Arm: Ungeschicklichkeit und beziehungsweise oder einer Schwäche eines Armes mit Absinken im Armhebeversuch; Speech: entweder verwaschene oder nur stockende Aussprache, teilweise auch das Ringen nach Worten; und schließlich der wichtige Aspekt der Zeit (Time).

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„Der einfache und sehr rasch durchzuführende „FAST-Test“ steht somit am Beginn einer schnellen Schlaganfall-Behandlung und ermöglicht gerade auch Laien, sehr rasch Hinweise für einen Schlaganfall festzumachen und einen sofortigen, notfallmäßigen Transport über die Notrufnummer 112 in die Wege zu leiten“, ist Wiesmayer überzeugt. „Weiters bieten wir unseren Partnern des Rettungsdienstes in einem Fortbildungsprogramm unter dem Titel ,einen Tag auf der Stroke-Unit‘ an, einen Tag mit uns zu verbringen.“ Es sei für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes wichtig zu sehen, wie es mit den notfallmäßig vorgestellten Schlaganfall-Patienten weitergeht, welche Untersuchungen und Therapien ablaufen – und vor allem auch, welche Vorabinformationen durch den Rettungsdienst für einen schnellen Ablauf innerhalb der Klinik Voraussetzung sind. „Darüber hinaus nehmen wir auch selbst am Rettungsdienst teil“, berichtet Wiesmayer, der selbst als Notarzt tätig ist und sich freut, dass mittlerweile mehrere Assistenzärzte des Klinikums Mainkofen Interesse an der Notarzttätigkeit zeigen und die Weiterbildungen Notfallmedizin bereits begonnen haben.

Neu: Post Stroke Beratung am Klinikum

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes, für die Patienten oft schwierig zu verarbeitendes Erlebnis. Deshalb endet die Behandlung des Schlaganfalls auch nicht mit der Entlassung aus der Stroke Unit. Oft ergeben sich Fragen der Patienten zur weiteren Lebensführung, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen. Dazu wurde am Bezirksklinikum Mainkofen eine Post Stroke Beratung unter der Leitung von Kathrin Schober eingerichtet. „Wir betrachten es als eine vordringliche Aufgabe, unseren Schlaganfallpatienten auch poststationär etwas Sicherheit mit auf den Weg zu geben und für ihre Fragen und Sorgen ein offenes Ohr zu haben“, erklärt Schober und fügt hinzu: „Wir erleben oft, dass Patienten Sorge haben, wieder nach Hause entlassen zu werden. Es sind viele Ängste da, ob sie ihren Alltag zu Hause bewältigen können und natürlich, gerade zu Beginn, auch die Angst vor einem neuerlichen Schlaganfall. Vor allem aber herrscht große Unsicherheit, wie man sich am besten nach einem Schlaganfall verhalten soll.“

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In der Post Stroke Beratung werden Patienten beispielsweise informiert, wie die kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hyperlipidämie (Störung des Fettstoffwechsels), Blutzuckerspiegel oder auch arterielle Hypertonie reduziert werden können. Hinzu kommen auch die sozialdienstliche Beratung und Unterstützung von Patienten und Angehörigen.

„Die Behandlung eines Schlaganfalls beginnt meist schon außerhalb der Klinik im prähospitalen Bereich und geht bei uns nach dem Verlassen der Klinik weiter. Denn gerade bei der Versorgung des Schlaganfalls gilt: Die Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied“, unterstreicht Oberarzt Wiesmayer. „Jeder von uns ist sich der Verantwortung, die mit der Arbeit auf einer Stroke Unit verbunden ist, bewusst und arbeitet seit vielen Jahren mit vollem Engagement und sehr gerne auf dieser Station. Unser Engagement bestimmt unser Handeln seit vielen Jahren und auch in der Zukunft.“

− pz