Deggendorf
Schützen-Hilfe: Seit 2020 über 230000 Euro gesammelt

Sie helfen mit Herz und Geld – Paten willkommen

06.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:27 Uhr

Sie verkörpern die Schützen-Hilfe – und das meistens in Dirndl und Lederhosn (v.l.): Reinhard Leberfing, Anita Haban und Andi Achatz. −Fotos: Schützen-Hilfe

Von Michaela Arbinger

Schützenhilfe leisten. Darunter verstehen Reinhard Leberfing, Andi Achatz und Anita Haban, dass sie Menschen in Not den Rücken stärken, ihnen unbürokratisch aus einer finanziellen Klemme helfen. Dafür sind sie auf Spenden angewiesen, die sie seit 2020 über ihren Verein Schützen-Hilfe sammeln. Ein weiteres wichtiges Standbein sind Patenschaften. Mit der Deggendorferin Petra Schwankl wurde kürzlich die hundertste Patin in der großen Schützen-Hilfe-Familie begrüßt.

Die Idee entstand 2020, als das Münchner Oktoberfest wegen der Corona-Pandemie ausfiel, auf dem der Vilshofener Reinhard Leberfing einen Brotzeitstand betreibt. Zusammen mit Andi Achatz aus Fischerdorf und Anita Haban – einer gebürtigen Mettenerin – verkaufte er stattdessen virtuelle Wiesn-Massn für den guten Zweck.

In kurzer Zeit wurde aus einer Idee ein Projekt. „Wir haben aufgrund der Anfragen schnell festgestellt, dass viele Menschen auch bei uns nicht so vom Glück geküsst sind“, erzählt Leberfing. Das ist bis heute so geblieben. Als jüngste Beispiele nennt er eine junge Mutter aus dem Landkreis Deggendorf, die ihre Miete nicht mehr zahlen konnte. Eine Frau aus der Region und Mutter von zwei kleinen Kindern, die sich von ihrem gewalttätigen Partner getrennt hat und beim Neustart vor dem Nichts stand. Eine bettlägerige Seniorin in einem Vilshofener Altenheim, der der Verein mit einer Virtual Reality-Brille neue Lebensqualität geschenkt hat, weil sie damit quasi vom Bett aus wieder Spaziergänge unternehmen kann. Oder einen Mann, dem der Strom abgestellt worden war.

„Wir helfen schnell und vor allem, ohne die Situation moralisch zu bewerten, in die die Menschen geraten sind“, erklärt der 63-jährige Vilshofener das Vorgehen. Das heiße aber nicht, dass jeder Anrufer sofort Geld bekomme: „Wir schauen uns das natürlich schon vor Ort an. Das sind wir ja auch unseren Spendern und Paten schuldig.“

Mittlerweile vergeht kaum ein Tag, an dem sich niemand an die Schützen-Hilfe wendet. Dass der Verein effektiv und seriös in den Landkreisen Deggendorf und Passau arbeitet, hat sich mittlerweile bis in die Sozialämter, zu Kinderschutzbund, Frauennotruf, den Tafeln oder ins Gericht herumgesprochen, das die Schützenhilfe regelmäßig mit Bußgeldern bedenkt. Und wenn Reinhard Leberfing von 235000 Euro spricht, die der Verein seit 2020 an Spenden generiert und zu einem großen Teil an Menschen in Not ausbezahlt hat, ist er selber von der beeindruckenden Höhe dieser Summe überrascht: „Unser Bekanntheitsgrad ist unheimlich gewachsen. Das ist eigentlich mittlerweile eine Stiftung geworden.“

Weil sich die Arbeit in so einem Verein nicht von alleine erledigt, investieren Reinhard Leberfing, Andi Achatz und Anita Haban sehr viel Freizeit und Energie. Doch den Vilshofener und seine Mitstreiter reut keine Minute: „Uns hat das alles sehr geerdet.“ Es rühre ihn jedes Mal, wenn er Rückmeldungen bekomme; wie die Sprachnachricht einer jungen Frau, die sich – den Tränen nahe – für ein paar Hundert Euro bedankte, mit denen sie dringende Einkäufe erledigen konnte.

Spenden sind die eine Quelle, aus der sich die Hilfe des Vereins speist, Patenschaften die andere. Firmen oder Privatpersonen können eine Patenschaft übernehmen und monatlich einen selbst gewählten Betrag überweisen. „Die Spanne liegt zwischen 10 und 100 Euro“, sagt Reinhard Leberfing. Die Höhe bestimmt jeder Pate selbst. Will man die Überweisung wieder stoppen – kein Problem: „Man verpflichtet sich zu nichts und kann jederzeit raus.“ Und so hat der Verein kürzlich mit der neuen Patin Petra Schwankl die 100er-Marke überschritten.

Reinhard Leberfing, Andi Achatz und Anita Haban pflegen den Kontakt zu den Paten. Wer mag, wird per WhatsApp-Gruppe auf dem Laufenden gehalten. Es gibt zwei Patentreffen pro Jahr und eine Wanderung.

Vor allem aber sind die Schützenhelfer gute Netzwerker. Gibt es etwas zu organisieren, findet sich immer jemand, der jemanden kennt oder zumindest weiß, wen man fragen kann. Denn alle haben dasselbe Ziel: mit Herz und Geld zu helfen.


Wer spenden oder Pate werden möchte, findet dazu auf der Homepage des Vereins Schützen-Hilfe alle nötigen Informationen: schuetzen-hilfe.de. Reinhard Leberfing ist unter ✆ 0171/2715695 zu erreichen.