Heikle Arbeit auf 30 Metern Höhe
Netze gegen Steinschlag gespannt: Staatliches Bauamt setzt an der Ruselstraße „Bohr-Lkw“ ein

22.09.2023 | Stand 22.09.2023, 15:23 Uhr

Nur angeseilt durften sich die Arbeiter am Fels bewegen. − Fotos: Staatliches Bauamt Passau

Um Gefahrensituationen zu verhindern, lässt das Staatliche Bauamt Passau Felshänge entlang von Bundes- und Staatsstraßen sichern. Jüngstes Beispiel sind die Arbeiten an der Ruselstraße bei Deggendorf, wo bis jetzt auf einer Länge von etwa 800 Metern Felssicherungsnetze und Steinschlagschutzzäune angebracht worden sind.

Mit lautem Gepolter stürzt der rund zehn Tonnen schwere Felsen den steilen Hang hinab, kracht auf die darunterliegende Straße und zerschlägt scheppernd die Schutzplanke auf der anderen Straßenseite. Wie dieses Szenario für einen Autofahrer ausgegangen wäre, der in diesem Moment auf der Straße entlangfährt, will man sich gar nicht vorstellen. Das Staatliche Bauamt Passau berichtet in einer Pressemitteilung über die Arbeiten an der Ruselstraße.

Rodungs- und Räumungsarbeiten auf rund 2500 Quadratmetern



Fast drei Monate hat die Hangsicherung an der Ruselstraße in diesem Jahr in Anspruch genommen. Sie ist eine heikle Angelegenheit, ragen die Felsen doch zum Teil 30 Meter hoch auf. Zunächst waren auf einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern Rodungs- und Felsberäumungsarbeiten erforderlich. Diese wurden zum Teil bereits in den vergangenen beiden Jahren erledigt, doch auch dieses Jahr mussten noch etliche lockere oder ungesicherte Felsbrocken gelöst und vom Hang entfernt werden.

Nach dem händischen Räumen der Felsböschung haben die Mitarbeiter der vom Staatlichen Bauamt Passau beauftragten Firma Felbermayr die Felsanker und -nägel angebracht, an denen die Steinschlagschutzzäune und Netze befestigt werden. Bei den Arbeiten kam auch der sogenannte „Bohr-Lkw“ zum Einsatz: Auf einem 32 Meter langen Teleskoparm können die Arbeiter eine Bohrlafette mit Hydraulikbohrhammer anbringen und so Loch für Loch in den granitharten Fels bohren. Auf einer Länge von rund 800 Metern wurden etwa 600 Bohrungen für die bis zu 6 Meter in den Fels reichenden Anker gemacht. Nach dem Einsetzen der Anker wurden die Bohrlöcher mit Zementsuspension verfüllt, um für die nötige Stabilität zu sorgen.

Stahlseile über den Netzflächen erhöhen Traglast und Stabilität



Anschließend haben die Arbeiter den Steinschlagschutzzaun angebracht, der an den Felsankern fixiert worden ist. Stahlseile über den Netzflächen erhöhen die Traglast und Stabilität zusätzlich.

„Die Arbeiten sind gut gelaufen“, sagt Daniel Mainka, der für die Felssicherung zuständige Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Passau. Wie wichtig die Arbeit in diesem Bereich ist, zeigte sich während der Beräumung des Hangs: Dank der Straßensperrung, die diese Woche aufgehoben worden ist, konnte der lockere Felsbrocken ohne Gefahr für Verkehrsteilnehmer entfernt werden.

Jährlich investiert das Staatliche Bauamt Passau rund 3 Millionen Euro in die Steinschlagprävention. „Diese Sicherungsmaßnahmen werden auch aufgrund des Klimawandels immer wichtiger“, erklärt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, Leiter des Staatlichen Bauamts Passau: Durch die häufigeren Frost-Tau-Wechsel in den vergangenen Jahren werden Felshänge und Felsvorsprünge immer poröser, die Gefahr von Steinschlägen und Geröllabgängen wächst.

− dz