Deggendorf/Metten
Kulturpreis des Landkreises erstmals verliehen: Das sind die Preisträger

19.05.2023 | Stand 25.10.2023, 11:44 Uhr

Landrat Bernd Sibler (3.v.r.) und Moderatorin Monika Drasch (r.) freuten sich mit den Preisträgern: Benedikt Brunner (v. l.), Sebastian Nüßl für das Jazzforum, Dr. Michaela Karl, Phillip Meyer, Fabian Schöpf, Johannes Molitor, Pauline, Reisach, Katharina Denega, Magdalena Anderl, Gerhard Lutz und Christina Anderl. Kurt Erndl (2. v. r.) nahm den Preis für Otto Würgert entgegen. −Fotos: Miriam Augustin

Klassische Musik und Breakdance, Literatur und Heimatforschung – die Preisträger des erstmals verliehenen Kulturpreises des Landkreises Deggendorf könnten unterschiedlicher nicht sein. Landrat Bernd Sibler hatte in den Festsaal des Klosters Metten eingeladen, um verdiente Kulturschaffende und Künstler zu ehren. „Zeit ist worn“ für diesen Preis, sagte Musikerin Monika Drasch, die den Abend charmant und humorvoll moderierte.

„Eine starke, freiheitliche und wirklich tolerante Gesellschaft zeichnet sich durch die künstlerische Freiheit aus“, sagte Sibler. Die öffentliche Hand müsse ermöglichen und die Freiheit, die für Kunst und Kultur so wichtig ist, wieder deutlich mehr zu schätzen wissen. Kunst- und Kulturförderpreise seinen Ausdruck einer Haltung, „einer freien, freiheitlichen und im besten Sinne toleranten Grundhaltung“, so Sibler.

Ihm sei es ein Anliegen, nach Corona wieder zu reaktivieren, Kunst und Kultur ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen, die Breite im Landkreis zu verdeutlichen, Lebenswerke zu würdigen und neuen Künstlerinnen und Künstlern den Start zu erleichtern, so Sibler. Für die Initiierung des Preises erhielt er viel Lob, unter anderem von Johannes Molitor, Preisträger und ehemaliger Lehrer des Landrats, der sich an die Zeiten mit Sibler als Schüler zurückerinnerte.

67 Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Bereichen sind für den Preis vorgeschlagen worden. Allein von Experten nominiert zu werden, sei schon eine Würdigung, so Sibler. Die Entscheidung sei für die Jury, bestehend aus Dr. Stefan Rammer, Birgitta Petschek-Sommer, Tom Darcy, Dr. Bernhard Kirchgessner, Professor Jens Schanze, Florian Jung und Elisabeth Hofmann alles andere als einfach gewesen. Gerade deshalb sollten all jene, die nicht ausgewählt wurden, nicht enttäuscht sein. Schon im nächsten Jahr gebe es eine neue Chance. Der Kulturpreis soll eine feste Einrichtung des Landkreises werden und immer am Tag vor Christi Himmelfahrt verliehen werden.

„Kunst und Kultur waschen den Staub des Alltags von der Seele“, zitierte Sibler Pablo Picasso. Dass dieser Satz nur zu gut zutrifft, wurde bei den Darbietungen der Preisträgerinnen und Preisträger deutlich. Dr. Michaela Karl las aus einem Essay, in dem sie sich charmant, gescheit und auch humorvoll mit dem Charakter der Bayern beschäftigte. Die Plattlinger Gitarrenquartett und Benedikt Brunner zeigten ihr musikalisches Können und Breakdancer Phillip Meyer bewies mit seinen „Kids“ seine Körperbeherrschung. Im Anschluss klang der Abend im Sudhaus des Klosters Metten aus.

Die Preisträger

„Da wird man noch Spannendes zu hören bekommen“, war sich Monika Drasch sicher, als sie die Laudatio für Benedikt Brunner hielt. Er erhielt den Kulturpreis in der Kategorie Musik. Der Multiinstrumentalist sei in der Stadtkapelle engagiert und habe unter anderem bei Jugend musiziert schon ordentlich abgeräumt und seine musikalische Vielfalt präsentiert.

Koch, Scharfschütze und Tänzer – all das ist Phillip Meyer. Meyer habe Breakdance nach Deggendorf gebracht – er ist Breakdance in Deggendorf, so Drasch. Der Preisträger der Kategorie Darstellende Kunst ist Bewegungskünstler und habe ein Gespür für Aktionen, die Leute zusammenbringen.

Gerhard Lutz erhielt den Kulturpreis in der Kategorie Bildende Kunst. „Ein begnadeter Lehrer und Künstler“, sagte Monika Drasch. Lutz sei unter anderem Bildhauer und Fotograf. Nach einem prägenden Erlebnis und der Aussage eines Professors im Studium, habe er lange Jahre versucht, den Werkstoff Ton zum Schweben zu bringen. „Ich glaube ich kann sagen, dass es mir durchaus gelungen ist“, sagte Lutz.

Die Auswahl in der Kategorie Literatur, Film, Kino sei für die Jury besonders schwierig gewesen, ließ Landrat Bernd Sibler wissen. Es wurde sogar überlegt, die Kategorie aufzuteilen. Den Preis erhielt schließlich Dr. Michaela Karl. Sie sei bekannt für ihre literarischen Auseinandersetzungen mit Frauenfiguren. „Man muss reflektiert zurückschauen, um die Zukunft gestalten zu können“, sagte Monika Drasch. Diese Reflektiertheit gelinge Karl herausragend gut. Für die Preisträgerin, die schon zahlreiche Preise erhalten hat, war es etwas ganz Besonderes, „einen Preis da zu bekommen, wo man her ist“.

Viel Zeit und einen langen Atem brauche man für das, was Johannes Molitor macht, so Monika Drasch. Johannes Molitor, ein ehemaliger Lehrer Draschs, erhielt den Kulturpreis in der Kategorie Brauchtum, Heimat-, Landes- und Denkmalpflege. Unter anderem die Deggendorfer Geschichtsblätter hat Molitor ins Leben gerufen. „Du bist jemand, der verborgenes Wissen und Schätze hebt“, so Drasch, die dem Preisträger sogar ein Ständchen zum 80. Geburtstag spielte. Molitor selbst sagte, er hoffe, noch Zeit zu haben, um all das fertigzustellen, was auf seinem Schreibtisch liege.

„Jazz ist Freiheit“, sagte Monika Drasch in ihrer Laudation für das Jazzforum. Dieses erhielt den Kulturpreis für Kulturorganisation und Kulturvermittlung. Den Gedanken der Freiheit nahm auch Sebastian Nüßl, der den Preis entgegennahm, in seinen Dankesworten auf und ergänzte ihn um die Individualität. Zudem bedankte er sich bei den Gründern des Jazzforums, Bernhard Schneider, Peter Zimmermann, Christian Hofbrückl und Konrad Kellermann, und allen, die mithelfen und anpacken, dieser wunderbaren Musik im Landkreis eine Bühne zu geben.

Filmeditor, Grafiker, Kameramann – all das sei Fabian Schöpf, so Monika Drasch, die ihn mit dem Kulturnachwuchspreis auszeichnete. Schöpf rücke andere ins rechte Licht und erzähle deren Geschichte. Das Erstlingswerk, ein fünfteiliges Bandporträt, von dem drei Teile die Bachelorarbeit waren, sei glänzend gelungen. Ein Jahr lang habe die Produktion gedauert, sagte Schöpf und bedankte sich bei seinen Kommilitonen und der Technischen Hochschule Deggendorf, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre.

Der Sonderpreis des Landrats wurde zweimal vergeben. Otto Würgert, Ehrenbürger der Stadt Osterhofen und „Multitalent“, wie Monika Drasch sagte, konnte den Preis nicht selbst entgegennehmen. Kurt Erndl, zweiter Bürgermeister der Stadt Osterhofen, versicherte, die Verleihung in einem feierlichen Rahmen nachzuholen. Singen, Instrumente, Regie – all das und noch vielen mehr seien Talente von Würgert. „Mit dem, was er erreicht hat, ist er ein bisschen unsterblich“, sagte Drasch.

Der zweite Teil des Sonderpreises ging an die vier jungen Gitarristinnen des Plattlinger Gitarrenquartetts. Bei „Jugend musiziert“ haben Pauline Reisach, Magdalena und Christina Anderl sowie Katharina Denega schon abgeräumt. Zudem bereichern sie immer wieder Veranstaltungen des Landkreises. Den vier Musikerinnen war es ein Anliegen, sich bei der Jury, der Musikschule Plattling und auch bei den Eltern für die vielen Fahrdienste zu bedanken.