Deggendorf
Im freien Fall die große Liebe gefunden

Die Deggendorferin Franziska Heidinger ist eine von ganz wenigen deutschen Tandempilotinnen

10.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:12 Uhr

Über den Wolken... Fallschirmspringen ist Franziska Heidingers (l.) große Leidenschaft. Schnell lernte sie auch ihren damaligen Tandempiloten Bertl (r.) besser kennen und lieben. −Fotos: privat

Seit dem Jahr 2007 widmete die Deggendorferin Franziska Heidinger ihr Leben dem Rettungsdienst. Doch im Lauf der Jahre erkennt die examinierte Rettungsassistentin: „das ist schlicht nicht mein vorbestimmter Lebensweg“. Diesen findet sie im Jahr 2018. Durch Zufall – dafür aber gleich in doppelter Hinsicht.

Franziska Heidinger ist 32 als sie ihre „Bucketlist“ (eine Liste mit Dingen, die man unbedingt einmal gemacht haben will) in Angriff nimmt. Auf dieser Liste findet sich ein Punkt, der ihrem Leben eine ganz neue Wendung geben soll. „Wie so viele wollte ich einmal im Leben aus einem Flugzeug springen. Damals wusste ich noch nicht, dass der 30. Juli 2018 mein Leben grundlegend für immer verändern würde“, erinnert sich die Deggendorferin. Für diesen Tag hat sie einen Tandemfallschirmsprung gebucht. Noch bestens kann sie sich an die Aufregung erinnern, als sie damals am Flugplatz im tschechischen Klatovy ankommt: „Ich wollte einfach nur das Gefühl des freien Falls erleben und das ganze auch noch überleben“, lacht Franziska Heidinger im Gespräch mit der DZ.

Beides ist ihr mit der Unterstützung des Tandempiloten Bertwin Schatt gelungen. Nach dem Sprung aus rund 4000 Metern Höhe ist die Deggendorferin überwältigt. Noch heute sagt sie: „Das war mit Abstand das beste Erlebnis, ever!“ Ein Gedanke, der ihr gleich bei der Landung kommt: „Ich will auch Tandemmasterin werden. “ Innerhalb von 10 Tagen folgen drei weitere Tandemsprünge mit „Bertl“, wie die Deggendorferin ihren Piloten bald nennt. Und mehr noch: „In dieser Zeit kamen wir uns näher, lernten uns kennen und ziemlich schnell auch lieben, denn am 24. September 2018 wurden wir ein Paar“.

Seitdem schweben Franziska und Bertl zusammen auf Wolke sieben und fallen regelmäßig gemeinsam aus allen Wolken. „Meine Geschichte könnte fast schon als kitschig bezeichnet werden“, schmunzelt Franziska Heidinger. Der Sturz aus dem Flugzeug im Jahr 2018 ist für sie der Sprung in ein ganz neues Leben. Bereits im November 2018 meldet sie sich zum AFF-Ausbildungskurs an, im April 2019 hat sie die Lizenz zur Solospringerin in der Tasche. Es folgt die Ausbildung zum Tandeminstructor. „Die ist nicht ohne“, räumt Heidinger ein, „es müssen ziemlich viele Voraussetzungen erfüllt werden, die Jahre in Anspruch nehmen. Aber ich gab sprichwörtlich Gas und sprang wie eine Besessene, um so schnell wie möglich meine Ausbildung abschließen zu können.“ Im April 2022 ist es geschafft, alle Voraussetzungen sind erfüllt, der Prüfungssprung ist absolviert, das große Ziel „Tandempilotin“ ist erreicht. Ihr erster Passagier – wie könnte es anders sein: ihr Bertl. Ihm sind inzwischen viele weitere gefolgt, denn Franziska Heidinger hat ihre Leidenschaft mittlerweile mit ihrem Tandemgeschäft www.tandempaar.de zum Beruf gemacht. Mehr als 650 Solo- und Tandemsprünge hat die Mutter eines zwölfjährigen Sohnes bis heute absolviert. Ihre ersten Sprünge im Jahr 2023 hat sie bereits hinter sich. Nicht hierzulande, aber natürlich stand ihr Urlaub im warmen Dubai ganz im Zeichen des Fallschirmspringens.

Franziskas Motto:Leben. Lieben. Fliegen!

Aktuell fiebert Heidinger der neuen Saison hierzulande entgegen, die am 18. März beginnt und sie von da an mit ihren Passagieren wieder regelmäßig zu den Sprungplätzen in Klatovy, Wels, Fromberg, Zell am See, Rothenburg ob der Tauber, Arnbruck und Cham führt. „Als Frau bin ich in Deutschland unter den Tandempiloten ein absoluter Exot“, räumt die 36-Jährige ein. Aber das habe auch Vorteile. Gerade Kinder (Mindestgröße 140 cm!) würden schnell Vertrauen zu ihr fassen. Und auch Frauen fänden es „cool“ mit einer Frau zu springen. „Bei den Männern gibt es den ein oder anderen Skeptiker“, räumt Franziska Heidinger ein. Aber die seien oftmals auch weniger tapfer als Frauen, sagt sie mit einem Zwinkern. Einen Sprung im Vorfeld abbrechen täte allerdings ohnehin fast niemand. „Bertl hat rund 3000 Tandemsprünge gemacht, verweigert haben dabei gerademal vier Passagiere.“

Alle anderen kommen in den Genuss des ca. 60-sekündigen freien Falls, bei dem man mit rund 200 Stundenkilometern Richtung Erdboden rast, und der anschließenden fünf bis acht Minuten dauernden Schirmfahrt. Ein Erlebnis, das auch Franziska Heidingers Sohn Darius nun endlich selbst erfahren will. Bisher ist er noch nicht mit seiner Mama gesprungen, obwohl er jede Menge Zeit mit auf den verschiedenen Flugplätzen verbringt. Heuer aber solle es soweit sein, hat er angekündigt. Der jüngste Passagier wird er für Franziska dann aber nicht sein. Gerade einmal 7 Jahre alt war der jüngste Sprungpartner bei Franziska und Bertl bisher, der älteste 87 – und der hat inzwischen 25 Sprünge mit den beiden absolviert. Weitere sollen folgen. Franziska Heidinger freut sich darauf: „Tandem ist meine absolute Lieblingsdisziplin beim Fallschirmspringen, meine Leidenschaft.“ Eine Leidenschaft für die sie ihrer zweiten großen Liebe zutiefst dankbar ist: „Ohne Bertl hätte ich es nicht geschafft.“


Wen nun selbst die Lust auf einen Tandemfallschirmsprung gepackt hat und überlegt, sich mit Franziska Heidinger aus einem Flugzeug zu stürzen, der kann sich auf der Homepage der Deggendorferin – www.tandempaar.de – über Termine, Preise, Ablauf, Sprungplätze und körperliche Voraussetzungen informieren.