Neue Ausstellung im Handwerksmuseum
Hilde Niederländer – ein Leben, wie es viele Frauen nach dem 2. Weltkrieg in Niederbayern lebten

06.11.2023 | Stand 06.11.2023, 19:00 Uhr

Hilde Niederländers Leben steht stellvertretend für das vieler Frauen der Nachkriegs-Generation.  − Foto: Susanne Schmolka

Die Biografie von Hilde Niederländer steht stellvertretend für das Leben vieler Frauen in Niederbayern nach dem Zweiten Weltkrieg.

1937 in Winsing geboren, lernte sie Schneiderin, bildete sich in München weiter. Weil ihr Bruder nicht aus dem Krieg heimkehrte, konnte sie ihren Traumberuf nicht weiter ausüben und übernahm die kleine elterliche Landwirtschaft. Das Schneidern aber ließ sie nie ganz sein. Maßkleider aus ihrer Hand sind ab 14. November in der neuen Ausstellung „Ein Frauenleben im 20. Jahrhundert“ im Handwerksmuseum zu sehen.

Die Ausstellung ist bis 3. März 2024 zu sehen



„Ein Frauenleben im 20. Jahrhundert – am Beispiel der Schneiderin Hilde Niederländer“ lautet der genaue Titel der Schau, die bis 3. März 2024 gezeigt wird. Am Sonntag, 12. November, um 14 Uhr wird die Ausstellung in der Stadtgalerie im Stadtmuseum eröffnet. Laut Greta Butuci erwartet die Gäste eine Modenschau mit Modellen, die Hilde Niederländer gefertigt hat. Auf dem Catwalk – die Ballett- und Tanzschule Heim, musikalisch begleitet von DJ Valentino und DJ Stephan Stiebinger. Anschließend wird zu Kaffee und Kuchen im Café des Handwerksmuseums geladen.

Einen Beitrag zur Sichtbarkeit der Frauen leisten



Neben tiefgreifenden Ereignissen, wie dem Zweiten Weltkrieg, mussten sich Frauen im 20. Jahrhundert täglich neuen Herausforderungen stellen. An ein selbstbestimmtes Leben war bei den meisten nicht zu denken. „Die Ausstellung will einen Beitrag zur Sichtbarkeit der Frauen leisten, deren Lebensleistungen bis heute im Verborgenen geblieben sind“, sagt Greta Butuci. Das Leben von Hilde Niederländer stehe dabei stellvertretend für das Leben vieler Frauen im damaligen Niederbayern. Ausgehend von biografischen Ereignissen der Haupt-Protagonistin, werden die Themen Heirat, Mutterschaft, Beruf und Bildung bzw. Ausbildung von Frauen im 20. Jahrhundert beleuchtet.

Schneiderin war von Kindheit an ihr Traumberuf



Hilde Niederländer wurde am 30. Juli 1937 als Hildegard Wagner in Winsing geboren. 1951 begann sie eine Lehre bei Damenschneidermeisterin Berta Bauer in Grattersdorf – Hildes Traumberuf seit ihrer Kindheit. Nach der Gesellenprüfung war sie bei Lucie Linden beschäftigt. Im Jahr 1956 besuchte sie im Zuge ihrer beruflichen Weiterbildung die renommierte Zuschneideschule „M. Müller & Sohn“ in München. 1957 heiratete sie Engelbert Niederländer. Weil ihr Bruder nicht aus dem Krieg zurückkehrte, übernahm sie die kleine elterliche Landwirtschaft und konnte ihrer Berufung als Schneiderin nur noch bedingt nachgehen. Sie nähte hochwertige und akribisch gefertigte Kleider für die beiden Töchter und für Kundinnen aus dem Ort, die sonntags nach der Kirche zu ihr kamen. Später arbeitete Hilde Niederländer in einer nahe gelegenen Schneiderei. Ab 1967 bis zum Eintritt ins Rentenalter im Jahr 2003 war sie im Posamentenwerk Hengersberg beschäftigt. Im April 2019 verstarb Hilde Niederländer im Alter von 82 Jahren.

Ausstellung wird kommenden Sonntag eröffnet



Die Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, 12. November, um 14 Uhr beginnt mit einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Christian Moser. Eine Einführung gibt vor der Modenschau Hilde Niederländers Tochter Renate Binder. Im Begleitprogramm zu der Schau findet am Sonntag, 19. November, von 13.30 bis 16.30 Uhr der Workshop „Kreativität in der kalten Jahreszeit: Wärmflaschenbezug selbst nähen“ statt (um Anmeldung bis 10. November wird gebeten).

− dz/fa