Moser startet Online-Umfrage
Gelbe Tonne im Landkreis Deggendorf: Ja oder Nein?

16.11.2023 | Stand 16.11.2023, 5:00 Uhr

Mit einer gelben Tonne würde mehr Plastikmüll recycelt, davon ist Oberbürgermeister Christian Moser überzeugt. − Foto: Stadt Deggendorf

Soll der Zweckverband Abfallwirtschaft (ZAW) Donau-Wald eine gelbe Tonne einführen? Oberbürgermeister Dr. Christian Moser ist dafür. Ihn erreichen immer wieder Anfragen von Neubürgern, warum es diesen Service im Landkreis nicht gibt.

Auch bei der jüngsten Bürgerversammlung wurde erneut der Wunsch nach einer gelben Tonne laut. Um ein Stimmungsbild zu erhalten, will der Oberbürgermeister ab Donnerstag eine Umfrage auf seiner Facebook-Seite und auf der Homepage der Stadt Deggendorf durchführen. Dort können Bürger ihre Meinung kundtun: Daumen rauf oder runter für die gelbe Tonne?

Anstoß für Mosers Vorstoß war die Berichterstattung über die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Eindämmung des Plastikmülls in Kenia. In Nairobi beraten 170 Staaten, wie Plastikmüll weiter reduziert und besser wiederverwertet werden kann. „Ich bin schon seit jeher der Überzeugung, dass man mit der gelben Tonne mehr recyceln würde“, sagt Moser. Alleinstehende müssten lange sammeln, bis sich die Fahrt lohnt, zudem verzichten viele Städter auf ein eigenes Auto. „Sollen die mit dem Anrufsammeltaxi zum Recyclinghof fahren?“

Die Stadt Deggendorf ist zwar nicht Mitglied im ZAW, bei einem entsprechenden Abstimmungsergebniswürde sich Moser aber mit einem Stadtratsbeschluss bei Landrat Bernd Sibler dafür stark machen, dass dieser im ZAW für die Einführung der gelben Tonne im Landkreis stimmt. „Aber eins muss klar sein: Es kostet mehr.“

Noch bis Ende 2024 gilt der Beschluss des Zweckverbands gegen die Einführung der gelben Tonne. Kommendes Jahr soll das Thema wieder auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung stehen – mit einer Entscheidung für die nächsten drei Jahre. Doch einmal eingeführt, gäbe es wohl dauerhaft kein Zurück mehr. Rund 150000 Behälter müssten aufgestellt werden.

ZAW-Werkleiter Karl-Heinz Kellermann weiß, dass die Zahlen für die Einführung des Holsystems sprechen. Von 96 Gebietskörperschaften in Bayern setzen nur noch 19 auf das Wertstoffhofsystem, berichtet er. Alle anderen haben (Stand Ende 2021) eine gelbe Tonne oder einen gelben Sack eingeführt. Recyclinghöfe hätten zwar immer eine Existenzberechtigung, weil dort auch Grüngut, Sperrmüll, Glas, Kartonagen, Elektroschrott und problematische Stoffe gesammelt werden, aber sieben von rund 30 gesammelten Stoffen würden so wegfallen. Das duale System bezahlt aktuell etwa 2,4 Millionen Euro für die Mitbenützung der Wertstoffhöfe. Diese Summe müsste laut Kellermann entweder bei den Kosten eingespart oder über höhere Müll-Gebühren wieder hereingebracht werden. Einen zweiten Recyclinghof im Stadtgebiet, wie aktuell geplant, würde es dann nicht geben, bestätigt auch Moser.

Karl-Heinz Kellermann hat ein Stadt-Land-Gefälle bei den Gegnern und Befürwortern ausgemacht, Jüngere seien eher dafür als Ältere, Mieter eher als Eigentümer. Gegen den Service spricht, dass man Platz für eine weitere Tonne braucht und sich nach noch mehr Abfuhrterminen richten muss, kleinere Wertstoffhöfe vielleicht nicht mehr rentabel wären.