Landkreis Deggendorf
Fuß vom Gas: Frösche unterwegs

15.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:59 Uhr

Wenn die Temperaturen steigen und der erste Frühlingsregen einsetzt, ziehen die heimischen Amphibien wieder zu ihren Laichgewässern. Im Landkreis betreuen mehrere Dutzend Freiwillige Schutzzäune – und retten so mehrere Tausend Tiere davor, unter die Räder zu kommen. −Foto: Ludwig Liebhaber

Temperaturen über null Grad in der Nacht und Regen – das sind die Bedingungen, unter denen Frösche und Kröten sich aus den Winter-Verstecken zu ihren angestammten Laichgewässern aufmachen. „Die ersten Tiere haben wir in der letzten Woche gesichtet“, erklärt Georg Kestel, Vorsitzender der Kreisgruppe Deggendorf des Bund Naturschutz (BN) in einer Pressemitteilung.



An etlichen Orten im Landkreis müssen die Lurche auf ihrer Wanderung Straßen überqueren. Ohne Schutzmaßnahmen ist das oft ein tödlicher Weg. Zusammen mit vielen weiteren Beteiligten versucht der BN daher, die Verluste möglichst klein zu halten. „Das ist eine echte Gemeinschaftsleistung: Von der Bearbeitung des jährlichen Förderantrags durch den Naturpark Bayerischer Wald, über die Naturschutz- und Straßenbehörden, die Straßenmeistereien bis hin zur Wasserwacht Osterhofen, dem Waldkindergarten Bernried, den Wanderfreunden Oblfing, BN-Gruppen und vielen Einzelhelferinnen und -helfern leisten enorm viele Menschen einen Beitrag“, zählt Kestel die wichtigsten Beteiligten auf.

Selber beitragen können auch alle, die mit dem Auto oder Lkw unterwegs sind. „Während der nächsten drei bis vier Wochen bitten wir alle Fahrerinnen und Fahrer um Rücksicht - auf die Tiere, aber auch auf die Freiwilligen, die zum Beispiel Schutzzäune betreuen oder Tiere direkt aufsammeln“, erklärt Kestel. Auch an nicht mit Zäunen gesicherten Straßenabschnitten, die an Teichen oder Feuchtgebieten vorbeiführen, bittet der BN darum, langsam und vorsichtig zu fahren.

Start der Wanderung war in diesem Jahr am Zaunstandort an der Abfahrt von der B533 nach Schwarzach bei Hengersberg. „Hier wandern vor allem Grasfrösche – die sind in Bezug auf die Temperaturen härter im Nehmen und daher früher dran als die Erdkröten, die wir sonst beobachten. In dem kleinen Rückhaltebecken an der B533 waren auch schon Laichballen zu finden“, berichtet Kestel.

Danach kommen üblicherweise die Bereiche südlich der Donau, bei Aicha an der Donau und bei Forsthart, die von der Wasserwacht Osterhofen um Rudi Weileder betreut werden. „Bei Mahd und Arbing mussten allerdings zwei der Zaunstandorte aufgegeben werden“, erklärt Kestel. Er vermutet, dass wie bei Breitfeld im Jahr zuvor, die Verluste auf das Konto von Waldarbeiten gehen. „Ganz sicher weiß man das allerdings nicht, auch der Klimawandel mit seinen langen und frühen Trockenphasen, die Aufnahme von Pestiziden über die Haut und der Schwund von Insekten und Larven als Nahrung setzen den Amphibien zu“, meint der Deggendorfer BN-Vorsitzende.

Sammelaktionen gibt es außerdem noch in Niederkandelbach, wo mit mehr als tausend Tieren wohl die größte betreute Laichpopulation im Landkreis besteht. Hier hat sich vor einigen Jahren eine Gruppe Freiwilliger aus dem Ort und der Umgebung zusammengefunden. In Oblfing (siehe Bericht unten) engagieren sich seit vielen Jahren die Wanderfreunde, Zäune stehen außerdem noch in Kleineichberg, bei Seebach und bei Hofstetten. „Ein entsprechend riesiges Dankeschön geht an die vielen Helferinnen und Helfern, die sich zum Teil schon seit vielen Jahren ehrenamtlich vor Ort engagieren“, erklärt Kestel. „Wenn vor Ort noch jemand aktiv werden möchte, stellen wir gerne den Kontakt zu den örtlichen Gruppen her.“ Wer Interesse an einer Mithilfe hat, kann sich gerne in der BN-Geschäftsstelle melden, E-Mail deggendorf@bund-naturschutz.de oder ✆0991/32555. Die Saison geht nach Einschätzung des BN heuer je nach Wetter bis Anfang oder Mitte April.

Kröten, Frösche, Unken und Molche wandern jedes Jahr aus ihren Winterverstecken zu ihren angestammten Laichgewässern – den Gewässern, in denen sie selbst geschlüpft sind. Dieses Verhalten und die gleichzeitige Wanderung stellen sicher, dass Männchen und Weibchen sicher zusammentreffen. Für die Laichwanderung bevorzugen die Lurche warme Temperaturen und möglichst nasses Wetter. Vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung und in den Nachtstunden sind sie dann unterwegs – und bleiben gern länger auf den Straßen sitzen, die sich über den Tag stärker als die Umgebung aufgeheizt haben.

In den einzelnen Bereichen im Landkreis werden in der Regel ein- bis zweihundert Tiere gerettet. Durch die Dokumentation der Sammelergebnisse lassen sich auch wichtige Daten über die Bestände und Entwicklungstrends gewinnen.

− dz