Deggendorf
Fünf Jahre Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern

Kaffee und so viel mehr im Bauteil F vom ITC1

07.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:19 Uhr

Treffpunkt Kaffeemaschine: An diesem zentralen Ort im Bauteil F des ITC1 kommen die Start-upper gerne zusammen, reden über Ideen, tauschen sich aus, machen gemeinsam Pause. Thomas Keller (l.) weiß, wie wichtig das ist. −Foto: Katrin Schreiber

Von Katrin Schreiber

Was macht das Arbeiten im Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern (GZDN) besonders? „Es gibt eine Kaffeemaschine.“ Egal, wen man fragt – die Antwort kommt fast ausnahmslos spontan und meist mit einem Augenzwinkern. Dabei geht es nicht allein um das Heißgetränk, sondern um so viel mehr: Rund um die Kaffeemaschine beginnen und enden Arbeitstage, werden Pausen verbracht, dort wird geratscht und sich ausgetauscht, es entstehen Ideen und sie werden weiter gesponnen – es ist ein Ort des Netzwerkens und ein zentraler Ort des Gründerzentrums. Und das seit inzwischen fünf Jahren.

Seit fünf äußerst erfolgreichen Jahren, bestätigt Thomas Keller, Geschäftsführer des Innovations- und Technologie Campus (ITC1), in dessen Bauteil F das GZDN zu Hause ist. Auf 500 Quadratmetern waren die sieben Büros bisher durchgehend belegt, und die 23 Co-Working-Plätze werden immer beliebter.

Dementsprechend gut sei das Ergebnis der erst kürzlich durchgeführten Evaluation, erklärt Keller. Er selbst verlässt nicht selten sein Büro nebenan, um mit Laptop und Handy im Haus F zu arbeiten. Inmitten der Start-ups, in der gemütlichen Couch-Ecke, im Kreativ-Raum, am Co-Working-Schreibtisch oder eben an einem der Hochtische an der Kaffeemaschine.

Wie viele Bohnen die schon verarbeitet hat – das weiß keiner. Was Thomas Keller weiß, ist, dass er und sein Team mit insgesamt 600 Start-ups beziehungsweise Menschen mit Ideen im Austausch war und ist, dass bis zum fünften Geburtstag genau 300 Netzwerk-Veranstaltungen stattgefunden haben und dass aktuell 150 Personen in der Community in regelmäßigem Kontakt sind. Als bisher größten Erfolg verbucht der Geschäftsführer die Firma easy2parts, die aus der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) heraus gewachsen ist, dort vom Start-up-Campus in die Kinderschuhe gestellt wurde, vor fünf Jahren eine der ersten Mieterinnen im GZDN war, das Silicon Valley Programm durchlaufen und beim Business Angel Abend 2022 Investoren gefunden hat. Demnächst zieht die junge Firma, die mit ihrer Plattform die Teile-Lieferkette für Produzenten optimiert, innerhalb des ITC1 um. „Darauf bin ich schon stolz“, so Keller.

Angefangen hat die Reise im Jahr 2016. Der Freistaat Bayern hat als Teil der Digitalisierungs-Offensive ein Förderprogramm für digitale Gründerzentren in allen Regierungsbezirken aufgelegt. In Niederbayern haben sich die Hochschulen Passau, Landshut und Deggendorf mit dem ITC1 zusammengetan – und im November 2016 hat die damalige Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Förderbescheid übergeben. Auf sieben Jahre verteilt, als bis Ende 2023, übernimmt der Freistaat mit 1,25 Millionen Euro die Hälfte der Kosten für die Netzwerk-Arbeit und die 7,5 Planstellen, 5 Millionen Euro gab es außerdem für den Umbau des im April 2018 bezogenen Bauteils F in Deggendorf sowie für Neubauten in Passau und Landshut. Nach der erfolgreichen Evaluation richtet Thomas Keller jetzt den Antrag für die fünfjährige Folgeförderung ab 2024 her – dieser muss bis Ende April gestellt sein.

In der Zwischenzeit hat das Gründerzentrum Digitalisierung Zuwachs bekommen: Weitere Standorte sind als Grenzüberschreitendes Gründerzentrum (GreG) in Pfarrkirchen nahe der Grenze zu Österreich und in Freyung unweit der tschechischen Grenze entstanden. Der Unterschied: Die Förderung, die sie erhalten, erstreckt sich nur über das Netzwerk, nicht aber über die Infrastruktur. Daher sind beide Standorte als Mieter in bestehende Gebäude gezogen statt in einen Neubau.

Insgesamt befinden sich damit in Niederbayern auf 4000 Quadratmetern fünf der insgesamt 27 bayerischen Standorte von 19 Gründerzentren. Die haben alle das gleiche Ziel: Start-ups aus dem Digitalisierungs-Bereich in ihren ersten Jahren auf die Beine zu helfen – mit Coachings, der Vernetzung untereinander und günstig mietbaren Räumen oder Co-Working-Spaces. Über 30 Start-ups und 30 Co-Worker profitieren aktuell niederbayernweit davon.

Bei den jungen Leuten kommt das Angebot gut an, erzählt der Geschäftsführer: „Die wollen genau hierher kommen, in diese Räume, nirgendwo anders hin.“ Weil sie die Nähe zu Gleichgesinnten suchen. Die aktuell 15 dort angesiedelten Start-ups haben im GZDN gar nicht alle Platz, weshalb das ITC1-Team die Räume – allerdings ohne Förderung – erweitert hat. Im benachbarten Bauteil stehen seit Anfang 2022 zusätzliche 350 Quadratmeter mit noch einmal sieben Büros zur Verfügung.

Weil die Start-ups im geförderten Bereich nur fünf Jahre bleiben dürfen, ist dem ITC1-Team auch an einer Nachfolge-Lösung auf dem 13500 Quadratmeter großen Campus gelegen. Der ist zwar chronisch komplett ausgemietet, aber es tut sich immer wieder etwas. In Bauteil E ist gerade ein größerer Bereich frei geworden, in dem zuletzt Erwachsenenbildung angeboten wurde. Die 1100 Quadratmeter werden gerade hergerichtet, damit etwa Mitte des Jahres unter anderen easy2Parts und level51 aus dem GZDN dort einziehen können. Man wolle die wachsenden Betriebe in Deggendorf halten, erklärt Thomas Keller: „Schließlich ist es auch bei uns cool, nicht nur in München.“

Das Gründerzentrum möchte außerdem weiter in die Fläche gehen: Mit den Wirtschaftsförderern der Landkreise Dingolfing-Landau und Regen nimmt Thomas Keller gerade Kontakt auf. Um sich in ganz Ostbayern aufzustellen, würde er außerdem gerne die Zusammenarbeit auch mit den Kollegen in Regensburg ausbauen.