Auflösungserscheinungen in Halbzeit 2
Erster Dämpfer nach Topstart: Waldkraiburg überfährt Deggendorfs Handballer –Pause kommt zur rechten Zeit

24.10.2023 | Stand 24.10.2023, 16:18 Uhr
Fritz jun. Helber

Wunden lecken nach der Abfuhr: Der HC Deggendorf (blaue Trikots) muss erst in zwei Wochen wieder ran. Bis dahin sollte die herbe Pleite in Waldkraiburg verarbeitet sein. − Foto: Archiv/Helmut Müller

Eigentlich wollte man den Schwung aus der Vorwoche mitnehmen, als man in einem furiosen Topspiel gegen den TV Eggenfelden knapp die Oberhand behalten konnte. Eigentlich wollte der HC nun die gestartete Serie von drei Siegen in drei Spielen weiter ausbauen. Doch in Waldkraiburg wurden die Donaustädter ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Nach einer soliden ersten Hälfte brach vor allem die Deckung in der zweiten Hälfte komplett auseinander. Letztendlich musste man sich verdient mit 29:38 der Heimmannschaft beugen und teilt sich nun den Platz an der Sonne mit den Punktgleichen Eggenfeldenern, während der VfL weiter Boden auf die Tabellenspitze gut macht.

Dass die Partie in Waldkraiburg keine einfache werden würde, war nicht nur der schwächelnden Kadersituation geschuldet. Neben Lotos, Zaglauer, Gasz, Eberhardt und Heuer fehlte dann zudem ausgerechnet auch noch Michel Poek kurzfristig. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass Adam Mily krankheitsbedingt sehr angeschlagen in die Partie ging. Glücklicherweise rückte Jakob Stubhahn wieder in den Kader und gab den Deggendorfern zumindest etwas mehr Tiefe, was die Besetzung des Rückraums angeht.

Die Begegnung begann allerdings ähnlich wie in der Vorwoche, zum Ärger von Coach Klaus Meinberger. Erneut verpennte sein Team den Start gegen die sehr offensiv agierende Deckung der Gastgeber komplett. Ehe man sich versah, lag man mit 0:3 in Rückstand. In dieser frühen Phase war es alleine Keeper Denis Detlaf zu verdanken, dass man nicht sofort einem höheren Rückstand nachhecheln musste. Allmählich erwachten die Gäste jedoch aus ihrem bekannten Dornröschenschlaf und kamen besser rein. Leider mussten die Donaustädter sehr früh den Ausfall des einzigen Kreisläufers Rico Kober verkraften. Als Folge musste unter anderem der auf Außen gesetzte Emil Baumann die für ihn eher ungewohnte Position einnehmen. Zunehmend fanden die Deggendorfer nun jedoch Wege, die aggressive Deckung der Hausherren zu umgehen und kamen zu Treffern. Mily, Roth und Buchner konnten zum 3:3 ausgleichen. Bis zum Spielstand von 8:8 in der 27. Minute konnte man in einer torarmen ersten Hälfte eine knappe Führung verwalten. Allgemein wirkten beide Teams teilweise sehr hektisch und nervös im ersten Abschnitt, was einige Fehlpässe und technische Fehler zur Folge hatte. Just vor der Halbzeitsirene gelang dann dem VfL nochmals die Wende. Durch den starken Ruckschädel konnten die Hausherren nochmals in Führung gehen. Mit 11:10 ging es dann in die Kabine. Eines stand jedoch fest: Die Deggendorfer schafften es in der zweiten Halbzeit wohl kaum, die besprochenen Anweisungen von Meinberger auf der Platte umzusetzen.

Keine fünf Minuten waren vergangen, als sich die lautstarken Fans der Waldkraiburger wohl das erste Mal fragten, ob die Deggendorfer im Kopf wohl noch in der Kabine sind. Plötzlich konnte der VfL schalten und verwalten wie er wollte. Besonders in Sachen Tempo schaltete die Heimmannschaft ein paar Gänge nach oben, während der HC die Rückwärtsbewegung zunehmend bis an den Rand der Verweigerung vernachlässigte. Die Gäste schafften es teilweise sich nach den Angriffen nicht mal richtig hinten zu ordnen, ehe es im Netz von Detlaf schon wieder einschlug. Nach einem 7:3-Lauf der Oberbayern zog Meinberger umgehend in der 35. Minute mittels eines Time-Outs die Reißleine, die allerdings nur kurz eine Wirkung zeigen sollte. Bis zu 38. Minute konnte man annähernd mit einer Drei-Tore-Differenz in Schlagweite bleiben. Dann jedoch nahm das Unheil für den HC seinen Lauf. Von Minute zu Minute zeigten die Donaustädter mehr und mehr Auflösungserscheinungen. Der angeschlagene Kader kam mit dem Tempo der Waldkraiburger nicht mehr mit. Mitte des zweiten Abschnitts fehlte beim Spielstand von 21:29 bereits jegliches Aufbäumen des HC, der wohl zu diesem Zeitpunkt die Partie bereits abgehakt hatte. Waldkraiburg spielte sich, angepeitscht vom Publikum, in einen Rausch und erzielte Treffer um Treffer. Schon in Minute 51 lag man mit zehn Treffern in Front, erzielte annähernd minütlich einen Treffer. Der Rest der Partie war nur noch Formsache, Ergebniskosmetik und Schaulaufen der Heimtruppe. Von den Deggendorfern kam leider nicht mehr viel. Mit 29:38 musste man sich letztlich klar geschlagen geben, die Waldkraiburger zeigen dem HC klar die Grenzen auf.

Nun ist das Schlagwort „Rehabilitation“. Nicht nur auf psychischer Ebene muss man diese Niederlage verdauen. Auch körperlich ist zum Glück nun Zeit, sich wieder zu erholen. Nach einer zweiwöchigen Spielpause kann man sich dann gegen den Tabellenletzten aus Straubing dann auf der Platte wieder rehabilitieren.