Deggendorf
Arbeitskampf statt Mittagspause

08.06.2022 | Stand 19.09.2023, 2:38 Uhr

"Verhandlungen auf Augenhöhe" fordert Betriebsratsvorsitzender Andreas Löffelmann (2.v.r.) von seinem Arbeitgeber Haselbeck. Der Warnstreik sei laut Robert Scherer (3.v.r.) von der IG Metall "die erste Eskalationsstufe" im Kampf um eine Lohnerhöhung gewesen. −Foto: Baumgartner

Ein Lastwagen fährt auf das Gelände der Firma Haselbeck. Der Fahrer möchte seine Lieferung anmelden. Doch er findet niemanden, der sie annimmt, denn die Beschäftigten stehen auf der Straße vor dem Hof und streiken.

"Die erste Eskalationsstufe" nennt IG-Metall-Fachsekretär Robert Scherer den Warnstreik am Mittwoch von 12 bis 14 Uhr. Die ursprüngliche Forderung der Gewerkschaft lautete Lohnanhebung um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. In der Aprilverhandlungsrunde wollte die Gewerkschaft noch drei Prozent Lohnsteigerung im Mai, ein weiteres im Oktober. Der Arbeitgeber habe bei seinem Angebot von 1,85 Prozent verharrt, so Scherer. Am 3. Juni lief die Frist der IG Metall ab für eine Nachbesserung des Angebots, ohne dass sich der Formen- und Werkzeugbauer Haselbeck bewegt habe. Nun also der Warnstreik.

"Der Betrieb produziert seit zwölf Uhr nicht mehr", verkündet Scherer während des Streiks. Andreas Löffelmann, Betriebsratsvorsitzender der Firma Haselbeck, ist zufrieden. "100 Prozent der Werkstatt ist sich einig und protestiert", sagt er. Und das sei aus gutem Grund so: "Das Zeug wird nicht nur für die Firma teurer, sondern auch für die Leute." Löffelmann fordert zumindest "Verhandlungen auf Augenhöhe und nicht nur Verarscherei".

Sollte dieser erste Warnstreik nicht zu neuerlichen Verhandlungen führen, könne in zwei Wochen die nächste Stufe gezündet werden, sagt Robert Scherer. Dann würde jede Schicht zwei Stunden vor Schichtende die Arbeit niederlegen. "Heute geht es vor allem darum, uns vor dem Tor zu präsentieren, zu zeigen, die Mannschaft steht." Keiner der rund 85 Beschäftigten arbeitet während des mittäglichen Streiks, alle beteiligen sich am Arbeitskampf. Solidaritätsbesuche seien zudem von der Belegschaft und den Betriebsräten anderer Firmen wie Liebherr, Siemens in Ruhstorf und HB Feinmechanik in Metten gekommen.

Besonders bitter sei die verfahrene Verhandlungssituation, erzählt Scherer, da sich Betrieb und Arbeitnehmervertretung bereits im Herbst 2019 mündlich auf einen Haustarifvertrag geeinigt hätten. Dieser liege unterschriftsbereit vor. Nun herrscht jedoch erst einmal Kampf um eine Lohnerhöhung.

− bba