Wegen Personalmangel verlegt
340-Gramm-Frühchen aus Raum Ingolstadt kämpft sich am Deggendorfer Klinikum ins Leben

09.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:28 Uhr

Viel zu klein war Ayaan kurz nach seiner Geburt. −Fotos: Klinikum

Das Team der Neonatologie betreut rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr Kinder, die viel zu früh auf die Welt gekommen sind. Aber die Geschichte von Ayaan bewegt auch die erfahrenen Ärzte und Schwestern am Donau Isar Klinikum Deggendorf ganz besonders.



Vor Weihnachten war er – noch im Bauch – ins Donau-Isar-Klinikum verlegt worden. Und zwar aus dem Raum Ingolstadt, wo die Behandlungskapazitäten nicht ausgereicht hatten. Zwei Wochen später kam der Bub unfassbar klein und mit einem Geburtsgewicht von 340 Gramm zur Welt.

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Fünf Monate blieb die junge Familie auf der Kinderintensivstation, erlebte Höhen und Tiefen. Ayaan musste zweimal operiert werden, aber der junge Mann zeigte seinen Lebenswillen vom ersten Tag an. „Wir haben immer gespürt, dass er es schaffen will“, sagt Oberarzt Dr. Christian Batzlsperger im Rückblick. Bei der Verlegung in seine Heimat wog der Bub 2940 Gramm, und er hat gute Chancen, dass sich seine Lunge in den nächsten Monaten und Jahren so entwickelt, dass ihre Funktion für den Alltag ausreicht.

Im Herkunftsland kaum Überlebenschancen

Die Eltern sind sehr dankbar für ihre Zeit in Deggendorf: In Pakistan, ihrem Herkunftsland, hätte der Kleine keine Chance gehabt – und wenn, hätte man für seine Behandlung bar bezahlen müssen. Der Vater arbeitet sein sieben Jahren bei einem Sicherheitsdienst in Deutschland und ist überglücklich über seinen ersten Sohn – auch wenn es nicht einfach war, nach einer Zwölf-Stunden-Schicht noch nach Deggendorf zu fahren. In diesen Monaten ist er so auf rund 20.000 Kilometer gekommen.

Dank der neuen Kinderintensiv konnte die Mama beim Kind im Zimmer bleiben, und dank der von Sternstunden finanzierten Elternwohnung konnte sie sich aber auch einmal zurückziehen. Das hat bei all dem Stress und der Angst sehr geholfen. „Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit anbieten können. Das gibt es bayernweit so nicht“, stellt Chefarzt Dr. Michael Mandl fest.

Nicht genug Pflegekräfte an anderen Kliniken

Der Chefarzt kann auch erklären, warum immer wieder Kinder zum Beispiel aus München nach Deggendorf gebracht werden: Dort gebe es nicht genug Pflegekräfte, um die Kinder zu versorgen. So stehen in mancher Klinik die Hälfte der Betten leer, weil die Schwestern fehlen. Deswegen ist er den Deggendorfer Schwestern sehr dankbar: „Sie machen alles möglich, um die Kleinen zu versorgen. Das, ihre Erfahrung und ihre Kompetenz im Team mit den Ärzten ist unser großer Pluspunkt.“

− dz