Jetzt ging der Schlüssel zurück an die Stadt
167 Workshops, 1534 Besucher, 46 Anbieter: Der Sommer im Raum der Stille

03.11.2023 | Stand 03.11.2023, 5:00 Uhr

Paula Brechtl mit Huhn Shanti, das ihr ihre Mitstreiterinnen zum Abschied geschenkt haben. Sie haben über den Sommer den Raum der Stille zu einem gern besuchten Veranstaltungsort gemacht.  − Foto: Michaela Arbinger

Von Ende Mai bis Oktober wurde der Raum der Stille im Deggendorfer Stadthallenpark zu einem beliebten Veranstaltungsort. 1534 Besucher haben die kostenlosen und ehrenamtlich organisierten Angebote genutzt. Jetzt ging der Schlüssel zurück an die Stadt.

Selbst Shanti spürte wohl die besondere Atmosphäre im Raum der Stille und hielt sich (was auch sonst) staad. Das Huhn war ein Geschenk des Teams an Paula Brechtl, die von Mai bis Oktober Ideengeberin und gute Seele dieses Ortes war. Die Deggendorferin selbst sagt „Hausmeisterin“ dazu. Als solche hat sie in dem Holzbau im Stadthallenpark 1534 Besucher zu Musik, Yoga, Pilates oder Lesungen vor allem mit einem begrüßt – mit guter Laune. Am Donnerstag ging der Schlüssel an die Stadt zurück.

Alles kostenlos und ehrenamtlich organisiert



Alles war kostenlos. Alles ehrenamtlich organisiert. Der Raum der Stille bot über den Sommer und den Herbst 46 Anbietern eine Plattform für 167 Workshops. Die Themen waren vielfältig: Meditation, Entspannen mit Musik, Atemtechniken, Yoga, Kakaozeremonie, Kirtan, Taekwon-Do, Handpan, Mobility-Training, Pilates, spiritueller Spaziergang, Mentaltraining, Vollmondzeremonie, Ecstatic Dance, Trommelreise oder Lesungen.

Niederschwellig Angebote



„Niederschwellig“ waren die Angebote – und zwar für Anbieter und Besucher. Dieses Wort fiel oft bei der kleinen Abschiedsfeier am Dienstagabend, bei der Fotos des Sommers im Raum der Stille außen an die Holzfassade gebeamt wurden. Die Kursanbieter fanden unkompliziert einen Raum, die Besucher mussten sich meist nicht anmelden und nichts bezahlen. Jeder war willkommen und durfte unverbindlich etwas ausprobieren.

Das Konzept ist voll aufgegangen. „Für mich war der Raum der Stille vorher eher ein Anschauungsobjekt als ein Ort für Veranstaltungen“, sagte Melanie Gschneidinger, die sich im Namen aller Coaches bei Paula Brechtl bedankte, nicht nur mit einem Huhn, sondern auch mit warmen Worten. Sie sei Yogalehrerin, Terminplanerin, Schlüsseldienst, Sicherheitsbeauftragte, Putzfrau, Dekorateurin, Floristin und Social-Media-Profi in Personalunion gewesen.

Als „schöne Anlaufstelle, auch privat“, bezeichnete Doris Holler (37) das Projekt. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie hat Mentaltraining angeboten und sich über eine „coole Resonanz“ gefreut. „Schön war’s. Ich habe Herzlichkeit und Verbundenheit gespürt.“

Melanie Gschneidinger war von Anfang an dabei mit Atemübungen, Vorträgen und Mobilitytraining. Die 44-Jährige war aber nicht nur Anbieterin, sie war auch begeisterte Teilnehmerin. Was nimmt sie mit von diesem Sommer? „Viel Erfahrung, Freundschaften, Lebensqualität und Paula, die immer in meinem Herzen bleibt.“

„Dieses Angebot war für Deggendorf sehr modern“



„Da will ich etwas machen“ – das stand für Monika Wagner (55) fest, nachdem sie in der DZ über das Projekt gelesen hatte. Also erklärte die Kräuterpädagogin, was man unter grünem Superfood versteht oder wie man Smoothies mixt. „Dieses Angebot war für Deggendorf sehr modern“, findet sie. Wichtig sei auch der finanzielle Aspekt gewesen: „Weil alles kostenlos war, konnte jeder kommen.“

Eine Besucherin war Rosi Barton (57) aus Offenberg, die ebenfalls das Abschlussfest besuchte. Bestimmt zehnmal sei sie in den Raum der Stille gekommen. „Ich konnte vieles ausprobieren und will bei manchem weiter am Ball bleiben.“

Bürgermeisterin beeindruckt von der Resonanz



Die Stadt vertrat am Dienstag dritte Bürgermeisterin Renate Wasmeier. Sie finde es toll, was im Raum der Stille auf die Beine gestellt worden sein. „Jeder konnte sich angesprochen fühlen“, sagte Wasmeier. An Paula Brechtl gewandt, betonte sie: „Visionen haben viele. Sie aber umzusetzen, ist noch einmal etwas ganz anderes.“ Sie sei beeindruckt von der Resonanz und dem ehrenamtlichen Engagement und werde das ins Rathaus weitertragen: „Ich hoffe, dass wir eine Form finden werden, in der das weitergehen kann. Alles andere wäre ewig schade.“ Was sie sich vorstellen könnte, konkretisierte sie im Anschluss. „Vielleicht entsteht ein Verein Raum der Stille. Dann lastet die Arbeit auf mehreren Schultern. Es gäbe die Möglichkeit einer Förderung und auch die Absicherung wäre gegeben.“ Als Vergleich zog Wasmeier die Dorfgemeinschaft Natternberg heran.

Paula Brechtl betonte, sie sei dankbar, dass so viele Besucher das Angebot angenommen haben. Sie dankte ihren Mitstreitern für deren Unterstützung und stellte fest: „Ich bin ein super Hausmeister. Das macht mir richtig Spaß.“