Deggendorf/Plattling
Eklat im Gerichtssaal: Beschuldigter wirft Stuhl auf Richter

06.05.2019 | Stand 18.09.2023, 3:40 Uhr
Rüdiger Schernikau

Das Landgericht in Deggendorf. −Foto: Roland Binder

Ein spektakulärer Stuhlwurf hat am Montag den ersten Verhandlungstag am Landgericht Deggendorf in Sachen versuchter Mord mit einem Gipserbeil beendet. Der Beschuldigte (30), ein Patient des Bezirksklinikums Mainkofen, soll im September 2018 bei einer Einkaufsfahrt in Plattling (Lkr. Deggendorf) mehrmals mit einem Beil auf den Kopf seines Pflegers eingeschlagen haben.

Als das Schwurgericht während des ersten Prozesstages eine ältere Anordnung des Landgerichts Kempten verlas, hielt es den Beschuldigten nicht mehr auf der Anklagebank. Er stand unvermittelt auf und ging zunächst unruhig zwischen seinem Rechtsanwalt Benedikt Perlet und dem eigenen Platz hin und her. Schließlich verließ er den ihm zugewiesenen Bereich und umrundete mehrmals den für Zeugen vorbehaltenen Tisch in der Mitte des Gerichtssaals.

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Plötzlich schnappte er sich den davor stehenden schweren Zeugenstuhl und warf ihn weit ausholend und mit Wucht über den Tisch hinweg in Richtung Richterbank. In diesem Moment griffen zwei Polizisten ein und fesselten den randalierenden Psychiatriepatienten mit Handschellen. Der Beschuldigte soll an einer paranoiden Schizophrenie mit unvollständiger Remission leiden. Der Beschuldigte selbst räumte die Tat vom September 2018 ein: "Ja, ich wollte ihn kalt machen."

In der Mittagspause stellte sich auf Anraten von Dr. Johannes Schwerdtner, Chefarzt der Forensischen Klinik im Bezirksklinikum Mainkofen, und auf Beschluss der Großen Strafkammer des Deggendorfer Landgerichts die Verhandlungsunfähigkeit des Psychiatriepatienten heraus. Fortsetzung der Verhandlung ist am 27. Mai.