Mühldorf/Traunreut
Disney erhöht Gebühren: Kinos in der Region boykottieren "Avengers"

28.04.2015 | Stand 17.09.2023, 22:10 Uhr

Deutschlandweit boykottieren Kinos den neuen Disneyfilm "Avengers: Age of Ultron". Sie protestieren gegen höhere Leihgebühren des US-Konzerns. − Foto: dpa

Ein Schreiben vom US-Medienkonzern Disney hat in der deutschen Kinobranche für Aufruhr gesorgt. "Wir haben die neuen Geschäftsbedingungen von Walt Disney erhalten", sagt Gerhard Breit, Inhaber des Kinos Plattling. "Darin teilen sie uns mit, dass sich die Leihgebühren für ihre Filme deutlich erhöhen."

Bislang ist die Leihmiete abhängig vom Standort. Kinos in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern müssen 53 Prozent des Eintrittspreises an Disney abtreten. In kleineren Städten mit einem geringeren Zuschaueraufkommen waren es bislang 47,7 Prozent. Nun sollen Kinobetreiber flächendeckend 53 Prozent ihrer Einnahmen an Disney abgeben.

"Auf Dauer Existenzfrage"

Für viele Betreiber ist das nicht hinnehmbar. Vor allem, weil das Vorgehen von Disney eine Kettenreaktion nach sich ziehen könnte. Er selbst habe schon mit anderen Verleihern gesprochen, sagt Gerhard Breit. "Sie haben mir gesagt, dass sie nachziehen werden, sollten wir die neuen Geschäftsbedingungen von Disney akzeptieren. Für manchen wird die Verteuerung auf Dauer zur Existenzfrage."

Deswegen machen nun deutschlandweit Kinos mobil gegen den Konzern und boykottieren den neuen Disneyfilm "Avengers: Age of Ultron". Von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen: Bundesweit beteiligen sich 686 Kinos in 193 Orten an dem Boykott. Dort werden Captain Amerika, Iron Man und Co. nicht zu sehen sein. Auch die Kinos in Waldkraiburg, Mühldorf, Traunreut, Plattling, Deggendorf, Bad Füssing, Simbach, Zwiesel, Regen und Gangkofen beteiligen sich am Boykott. "Es ist nicht gut, wenn man so etwas einfach hinnimmt", meint Eva Schattenfroh, Geschäftsleiterin des Lichtspielhaus Deggendorf. "Mal sehen, ob Disney mit sich reden lässt."

Kinos wollen Ticket-Preis nicht erhöhen

Gerhard Breit rechnet damit, dass der Konzern den Boykott erstmal aussitzen wird. "Auf Dauer kann sich Walt Disney die Einnahmen aber nicht entgehen lassen", sagt er. Die höheren Gebühren auf die Kunden umlegen, das wollen Breit und seine Kollegen nicht. "Speziell für junge Leute wollen wir die Preise erhalten. Außerdem würde bei einer Erhöhung automatisch der Verleih profitieren und das wollen wir nicht." Die Kinobetreiber wollen ihre Kunden schützen, sagt Breit. Ihn freut die Solidarität in der Branche. "Allein hätte man keine Chance. So besteht die Möglichkeit, dass Disney einlenkt."
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