"Manche ein halbes Jahr nicht gesehen"
Die SG Haidmühle/Philippsreut und ein "Teufelskreis" durch das Coronavirus

18.12.2020 | Stand 19.09.2023, 1:54 Uhr

In den vergangenen Jahren wichtige Stützen der SG-Offensive: Stefan Nebl (rechts) und Daniel Schrottenbaum, der heuer aus privaten Gründen eine Pause einlegte. −Fotos: Sven Kaiser/Verein

Positiv denken. Das hat sich Stefan Strixner angewöhnt in seinen 16 Jahren als Vorsitzender des SC Haidmühle. Der 52-Jährige hat in dieser Zeit viele Niederlagen seines Sportvereins mitansehen bzw. als Fußballer mitmachen müssen. Strixner weiß Negativerlebnisse im Freizeitsport einzuordnen und sagt, was in diesem Coronajahr so ziemlich jeder dachte: "Entscheidend ist weniger das Ergebnis, sondern vielmehr die Tatsache, dass wir überhaupt Freizeitsport anbieten können."

Für den SC Haidmühle, dessen Fußballer seit Jahren in einer Spielgemeinschaft mit dem SV Philippsreut antreten, lief 2020 bescheiden. Einem Testspielsieg im Frühjahr stehen zwei Niederlagen (0:15 Tore) und drei 0:x-Wertungen gegenüber. Weil der letzte Pflichtspielerfolg eineinhalb Jahre zurückliegt, steht die SG Haidmühle/Philippsreut mit drei Pünkterl auf dem letzten Platz der A-Waldkirchen. Von Trainer Jürgen Hoffmann (42) trennte man sich im Herbst nach vier Jahren Zusammenarbeit. "Wir sind im Guten auseinandergegangen, beide Seiten haben gemerkt, dass es so besser ist", sagt Strixner.

Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe, Strixner nennt es einen "Teufelskreis". Nach Platz 5 in der Saison 18/19 rutschte die SG unerwartet ab. Einige Spieler hörten aus privaten Gründen auf, der Trainingsfleiß ließ nach, was sich negativ auf die Leistung des Einzelnen und der Mannschaft auswirkte – und dann kam auch noch das Coronavirus. "In einer SG ist es noch schwieriger das Vereinsleben aufrechtzuerhalten, wenn man nicht mehr vor die Tür gehen soll. Manche habe ich über ein halbes Jahr nicht gesehen", erzählt Stefan Strixner in Anspielung auf die rund zehn Kilometer Entfernung zwischen den SG-Orten. "Kameradschaftlich hat uns dieses Jahr im Verein, aber auch im Dorf narrisch wehgetan." Nicht nur die Fußballer waren betroffen, auch die anderen Sparten wie das Seniorenturnen litten und leiden unter dem (monatelangen) Lockdown für den Amateursport. Finanziell ist das Jahr 2020 ohne Vereinsfeste oder Schlittenhunderennen ohnehin eine Katastrophe.

"Sind wieder Vorreiter als erste Dreier-SG"

Ab Sommer 2021 stellen sich die Fußballer neu auf. Mit dem SV Bischofsreut stößt ein dritter Verein zur SG. "Wir waren 2007 Vorreiter, als wir die erste Spielgemeinschaft im Herrenfußball gegründet haben und sind jetzt wieder Vorreiter als erste Dreier-SG", sagt Strixner. Vor 13 Jahren wurden die Haidmühler und Philippsreuter belächelt, gar verachtet für ihre Fusion. Mittlerweile gibt es nur mehr wenige Fußballvereine in Niederbayern, die ohne Partner den Spielbetrieb stemmen können.

Mehr zum Thema lesen Sie am Mittwoch, 16. Dezember, im Heimatsport der PNP (FRG-Ausgaben, Online-Kiosk) – oder hier als registrierter Abonnent.