Spontan geheiratet
Dingolfinger Paar traut sich nach 30 Jahren

27.04.2024 | Stand 27.04.2024, 17:00 Uhr

„Gottes Segen war schon immer mein Wunsch“: Am Mittwoch bei der bayernweiten Aktion „Einfach Heiraten“ wurde dieser Traum für Gisela Fischer und Edgar Joist aus Dingolfing wahr. − Foto: lnp

„Ruhe bitte! Hier wird geheiratet“, stand am Mittwoch groß auf einem Schild in der Christuskirche Landshut. Und geheiratet wurde bei der bayernweiten Aktion „Einfach Heiraten“ viel. Das erste Paar, das sich traute, kam aus dem Landkreis Dingolfing-Landau: Gisela Fischer und Edgar Joist aus Dingolfing gaben sich nach 30 Jahren Beziehung vor Gott das Jawort.

Zehn Paare hatten sich im Vorfeld beim evangelischen-lutherischen Dekanat Landshut angemeldet und drei Paare kamen spontan in der Christuskirche vorbei. Sie hatten von der Aktion am gleichen Tag im Radio gehört und dann den Entschluss gefasst. Damit befanden sie sich in bester Gesellschaft: An 48 Orten in Bayern wurden Hochzeiten und Segnungen angeboten. 626 Paare folgten der Einladung, wobei 266 kirchliche Trauungen für Menschen, die bereits standesamtlich verheiratet waren, gefeiert wurden sowie 360 Segnungen für Verliebte.

Als erstes Paar in Landshut wagten am Mittwoch um halb drei Uhr nachmittags Gisela Fischer und Edgar Joist aus Dingolfing den Schritt vor den Traualtar, sie 71 Jahre jung, er 79 Jahre.

Seit 30 Jahren ein Paar

„Endlich“, freute sich die Braut. Seit 30 Jahren kennen sich die beiden, seit 24 Jahren wohnen sie zusammen, seit elf Jahren sind sie standesamtlich verheiratet – „aber Gottes Segen war schon immer mein Wunsch“, gestand Gisela Fischer. Sie kam ganz in Weiß und hatte in ihrem Brautstrauß sogar ein paar Maiglöckchen aus dem Garten ihrer erst jüngst verstorbenen Mutter einarbeiten lassen. „Das war mir wichtig.“ Wegen einer vorherigen Scheidung und ihrer katholischen Konfession wurde ihr bisher der Wunsch nach Gottes Segen gemeinsam mit ihrem Mann in der Kirche verwehrt – bis zum Mittwoch.

Die Lebensgeschichten der Paare konnten unterschiedlicher nicht sein und jede für sich war ganz besonders, fand auch Veronika Eicher, Diakonin und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Landshut. Das hätten auch die Emotionen der Paare gezeigt, wenn die Glocken läuteten, die Orgel spielte, sie als Brautleute in die Kirche einzogen und ihre ganz individuelle persönliche Trau- oder Segensfeier feierten.

Die Paare kamen aus dem gesamten Dekanatsgebiet und auch darüber hinaus – manche nur zu zweit, um den Moment ganz für sich zu genießen, andere mir ihren Kindern oder Familien. „Die Rückmeldungen der beteiligten Paare waren überwältigend, die Paare waren tief berührt und berichteten, wie persönlich, liebevoll und kraftvoll sie die Trauungen und Segnungen erlebt hatten“, so Veronika Eicher weiter.

Das Team für das Dekanat Landshut, Pfarrerinnen Christiane von Hofacker (Christuskirche), Solveig Umbreit (Auferstehungskirche) und Veronika Mavridis (Rottenburg a.d. Laaber) sowie die Diakoninnen Veronika Eicher und Elke Seisenberger (Auferstehungskirche) nahmen die Paare am Nachmittag in Empfang. Die Segnungen fanden jede halbe Stunde statt.

Es gab sogar eine Traurede

Zu jeder Hochzeit gehört eines hingegen dazu: eine Traurede. Doch wie bitte soll man die für einen 20-minütigen Gottesdienst vorbereiten, wenn sich das Paar spontan für eine Hochzeit entscheidet? Auch da hatte sich das Team im Vorfeld Gedanken gemacht, klärte Veronika Eicher auf. In kurzen Worten konnten die Paare Informationen zur Kennenlernphase, zu Glücksmomenten, Herausforderungen und Zukunftsgedanken notieren. Die Zettel lasen sich dann die Liturginnen kurz vorm Trautermin durch und führten noch ein kurzes Gespräch, um die Paare kennenzulernen. Außerdem konnten sich die Paare einen „Spruch fürs Leben“ aus der Bibel aussuchen. Aus dem von Kirchenmusikdirektor Volker Gloßner zusammengestellten Repertoire konnten sich die Brautpaare auch noch ihre „Musik fürs Herz“ aussuchen.

„Eine spannende Sache“, wie Pfarrerin Veronika Mavridis nach der Trauung von Gisela Fischer und Edgar Joist erzählte. „Das ist für mich als Pfarrerin herausfordernder, weil ich sonst viel mehr Zeit habe, ein Paar kennenzulernen. Aber man kann auch bei einem kurzen Gespräch ein Gefühl für ein Paar bekommen und dann spontan agieren.“ Vor allem das Spontane und der Reiz daran überzeugten Veronika Mavridis an der Aktion. „Wir sind da – ihr könnt jederzeit zu uns kommen“, sei ein wichtiger Aspekt. „Man merkt, dass man bei den Leuten einen Nerv trifft.“

Für die frisch Vermählten hatte das Dekanat nach der Trauung Häppchen, Sekt und Orangensaft vorbereitet. Da knallten mehrfach die Korken – es wurde viel gelacht, und bei einigen waren Tränen in den Augen. Bei so viel Liebe an einem Tag waren alle Mitwirkenden ganz beseelt. „Einfach Heiraten“ wird es sicher wieder im Dekanat Landshut geben.