Berchtesgaden
Zukunft für den Zwiehof

22.05.2023 | Stand 22.05.2023, 8:00 Uhr

Ganz aus Holz mit einem Farbtupfer: Der Feldkasten des Hinterbrandlehens in Schönau am Königssee ist mit Blumen geschmückt. −Foto: Kilian Pfeiffer

Mit dem Rückgang der Landwirtschaft verschwanden auch die für das Berchtesgadener Land typischen Zwiehöfe, die ältesten Bauten, einst bäuerliche Betriebe. „Erst vor Kurzem konnten die beiden ältesten derzeit bekannten Wohnspeicherhäuser in der Region identifiziert werden“, sagt Georg Waldemer, bis 2019 stellvertretender Leiter bei der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Eines davon ist das Hinterbrandlehen, das sein Münchner Eigentümer seit vergangenem Jahr aufwändig renoviert.
Altbayerische Heimatpost: Hofanlagen, die als Berchtesgadener Zwiehöfe bezeichnet werden, gelten als eine Besonderheit und sind typisch für das Berchtesgadener Land. Was zeichnet den Zwiehof aus?
Georg Waldemer: Als Zwiehof bezeichnet man die bauliche Anlage eines bäuerlichen Betriebs, die sich im Wesentlichen aus einem Wohnspeicherhaus und einem Stallstadel zusammensetzt. Zusätzliche Gebäude, wie ein Getreidekasten oder eine Hausmühle, können solch eine Anlage ergänzen. Die Bezeichnung geht auf den Braunschweiger Ethnologen Karl Rhamm zurück, der seine Forschungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch auf den Süden Deutschlands und Österreichs ausdehnte. Die Hausforschung in Österreich, die einen ganz ähnlichen Typ kennt, nennt diesen aber Paarhof.
Wie unterscheiden sich Zwiehöfe zu anderen landwirtschaftlichen Bauten früher?
Waldemer: Sowohl das Wohnspeicherhaus wie auch der Stallstadel sind eine regionaltypische Variante. Sie unterscheidet sich von vielen anderen Typen in Südbayern. Vor knapp 100 Jahren ist der Begriff der „Hauslandschaften“ geprägt worden, der der Vielzahl von Form- und Funktionstypen wie auch dem Variantenreichtum von Baumaterialien und konstruktiven Lösungen gerecht werden soll. Es gibt Regionen, in denen jahrhundertelang etwa der Großviehstall im Wohnhaus untergebracht war. In vielen anderen Gebieten hat man dagegen die Wohnhäuser immer von den Stallungen getrennt. Zudem spielt hier die Größe des Betriebs eine Rolle und damit auch die soziale Schicht: Bei Kleinbauern sind in der Regel Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach vereint. Oft mögen es betriebspraktische Gründe gewesen sein. In der differenzierten Beschreibung der unterschiedlichen Typen ist die Forschung zwar gut vorangekommen. Wie es aber zu solchen Unterschieden kam, ist weitgehend unbekannt.

Im Berchtesgadener Land fehlen die archäologischen Befunde. Erst vor Kurzem konnten die beiden ältesten derzeit bekannten Wohnspeicherhäuser in der Region identifiziert werden: das Hinterbrandlehen und das Schusterlehen unweit von Maria Gern. Die Wohnspeicherhäuser reichen in die Zeit um 1520/1530 zurück. Im Fall des Schusterlehens konnten im Stallstadel auch noch Bauteile aus dem 15. Jahrhundert identifiziert werden.

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