Reise-Reportage
Auf den Spuren der Wikinger rund um Uppsala

14.10.2023 | Stand 14.10.2023, 5:00 Uhr

Auf der Insel Hovgården, auf der frühere schwedische Könige residierten, sind eindrucksvolle Runensteine zu sehen. − Fotos: Stadler

Spätestens seit der Fernseh-Serie „Vikings“ ist ein wahrer Hype um Wikinger ausgebrochen. Doch waren sie wirklich die plündernden Krieger, die man im Fernsehen sieht? In Schweden treffen Mythos und Wahrheit aufeinander.

Die Region zwischen Stockholm und Uppsala war einst ein wichtiges Zentrum der Wikinger. In der Universitätsstadt Uppsala wird schnell klar, dass sie auch im heutigen Schweden einen hohen Stellenwert haben. So stehen in der Altstadt und in der Nähe der Universität mit ihren 55000 Studenten zahlreiche Hunderte Jahre alte Runensteine, die das Stadtbild noch immer deutlich prägen.

Wirklich historisch wird es dann aber im Gamla Uppsala Museum, das etwas außerhalb liegt. Wie so ziemlich alles in und um die schwedischen Großstädte ist das Museum gut mit dem Bus zu erreichen. Gleich drei echte und massive Grabhügel gehören zu dem Gelände des Freilichtmuseums. Tief unter der Erde liegen dort die sterblichen Überreste von einflussreichen Wikingern. Allein einer der Grabhügel hat einen Durchmesser von rund 70 Metern. Wer sich wie ein echter Wikinger fühlen will, der kann im Museum traditionelle Kleidung anprobieren oder mittels einer Virtual-Reality-Brille durch das ehemalige Dorf wandern. Mit modernster Technik wurde das Dorf nämlich am Computer rekonstruiert.

Ein alter Wikinger-Bauernhof mitten im modernen Stadtteil

In Gunnes Gard, einem kleinen Freilichtmuseum der Gemeinde Upplands Väsby, wird die Technik gegen Geschichte zum Anfassen getauscht. Mitten in dem ansonsten sehr modernen Stadtteil hat die Gemeinde nämlich einen Wikinger-Bauernhof originalgetreu nachgebaut. Das Besondere: das Gelände wird tatsächlich bewirtschaftet. Tagsüber leben etliche Angestellte wie in alten Zeiten in dem kleinen Dorf. Vor allem Schulklassen nutzen diese Möglichkeit, mehr über die Geschichte ihres Landes zu erfahren, erzählt eine Mitarbeiterin. Sie kann sich keinen anderen Job vorstellen, schon seit über 35 Jahren lebt sie tagsüber dort wie ihre Vorfahren.

Echte Wikinger-Fans müssen auch einen Trip nach Stockholm unternehmen. Dort ist das Viking Museum der richtige Anlaufpunkt für eingefleischte Anhänger – aber auch für jeden, der sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigen möchte. Die Ausstellung befindet sich am Wasser, ganz in der Nähe des Abba-Museums oder des Vasa-Museums. Jede Stunde gibt es Führungen auch auf Englisch. Am Wochenende und in den Schulferien stehen neben Kinderführungen auch thematische Aktivitäten, Theater und – sehr eindrucksvoll – Schlachtaufführungen auf dem Museumsprogramm.

Nicht nur davon erzählen – sondern Wikinger sein

Geführt wird man selbstverständlich von Guides, die traditionelle Kleidung tragen. Bemerkenswert ist die Leidenschaft der vor allem jungen Mitarbeiter, die ganz in der Wikinger-Tradition aufgehen. Ihr Stolz auf die Geschichte und vor allem ein unbändiges Wissen über das Zeitalter ziehen in den Bann. Wohl einzigartig ist ein kleines „Karussell“ im Keller des Gebäudes. Dort können Besucher bei einer Rundfahrt in einer kleinen Gondel die Sage von Ragnfrid erleben. Die Abenteuerfahrt dauert elf Minuten und wird auch in Deutsch angeboten.

Den Abend ausklingen lassen kann man im hauseigenen Restaurant – die Küche auf hohem Niveau, die Zutaten regional, die Speisekarte saisonal. Kein Wunder, dass man dort auch Einheimische trifft. Wer es „wikingerhafter“ mag, traut sich an eine Met-Probe heran. Unterhalten wird man von den jungen Guides, die passende Sagen zum Met auf Lager haben.

Besuch in der alten Handelsmetropole Birka

Geschichte zum Anfassen gibt es auch eine rund zweistündige Bootstour von Stockholm entfernt. Allein die Fahrt auf die Insel Björkö im Mälarsee ist beeindruckend, die Natur Schwedens einzigartig. Auf Björkö kann man die Überreste von Birka, der damaligen Handelsstadt der Wikinger, die auf der UNESCO-Welterbeliste steht, auf eigene Faust erkunden. Birka wurde als wirtschaftliches, politisches und religiöses Zentrum gegründet und war der wichtigste Handelsplatz in Nordeuropa. Seine Lage ermöglichte es den Wikingern, von hier aus die Handelswege in die nördliche Hälfte von Skandinavien zu kontrollieren.

Zum Rundgang auf der Insel, auf der übrigens auch heute noch Menschen wohnen, gehört auch ein Stopp am Kreuz des Heiligen Ansgar. Der deutsche Benediktinermönch wurde im 9. Jahrhundert vom schwedischen König gerufen, um die Wikinger zu christianisieren. Neben Birka liegt die Insel Hovgården, die auch zum Weltkulturerbe gehört. Dort herrschten die damaligen Könige und hatten einen Blick auf ihre Untertanen auf der Insel Birka. Auch auf der Insel gibt es königliche Grabhügel und Runensteine zu entdecken.

Genügend Zeit im Gepäck ist am wichtigsten

Zurück in Stockholm rundet ein Besuch in der Taverne Aifur den Abend ab. Das Kellerlokal, das der Wikingerkultur nachempfunden ist, wirkt auf den ersten Blick etwas touristisch. Dass es stets bis auf den letzten Platz ausgebucht ist, könnte aber auch am Essen liegen: Muscheln, Rentier und Knäckebrot schmecken hervorragend und machen den Trip nach Schweden auch kulinarisch empfehlenswert.

Tipp: Für die Wikinger sollte man genügend Zeit einplanen. Allein bei einem Spaziergang auf der Insel Birka und einem Besuch im dortigen Restaurant vergeht schnell ein kompletter Tag.


INFORMATIONEN

Uppsala ist eine Universitätsstadt nördlich von Stockholm mit etwa 230000 Einwohnern. Fast ein Fünftel der Bevölkerung sind Studenten. Sie sorgen für ein jugendliches, internationales Flair in der Stadt, die von Jahrhunderte alten Sehenswürdigkeiten wie dem Dom, dem Schloss oder den alten Universitätsgebäuden geprägt ist. Die schwedische Hauptstadt ist nur etwa 70 Kilometer entfernt. Von Uppsala aus pendeln auch viele Schweden zum Arbeiten nach Stockholm.

ANREISEN

Bequem mit dem Flugzeug von München aus zum Arlanda Airport Stockholm. Die Weiterreise nach Uppsala funktioniert unkompliziert mit dem öffentlichen Nahverkehr. Der Flughafen befindet sich strategisch günstig gelegen zwischen den beiden Städten.
ÜBERNACHTEN
•In Uppsala besticht das Elite Hotel Academia Uppsala mit geräumigen Zimmern und einer Rooftop Bar.

•In Stockholm liegt das Hotel Hasselbacken taktisch gut für eine Stadtbesichtigung. In nur wenigen Minuten sind etliche Museen erreichbar.

BOTANISCHE GÄRTEN
Eine Besonderheit in Uppsala sind die Gärten des Botanikers Carl von Linné, der als Vater der modernen Botanik gilt. Er lebte und forschte im 18. Jahrhundert in der schwedischen Stadt und hat deutliche grüne Spuren in Uppsala hinterlassen.

www.visitsweden.com

www.destinationuppsala.se

www.thevikingmuseum.com

www.swedenhistorytours.se


Redakteurin Elisabeth Stadler spürte auf Einladung von Visit Sweden den Wikinger-Traditionen nach.