Durststrecke für Brauer
Am 4. August ist „Tag des Bieres“ – doch die Deutschen trinken immer weniger Gerstensaft

04.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr

Die Lust auf ein kühles Blondes sank zuletzt erneut: Waren es 1991 noch etwa 142 Liter Bier, die pro Kopf in Deutschland im Jahr konsumiert wurden, waren es 2021 nur noch knapp 92 Liter. −Symbolbild: dpa

Jedes Jahr am ersten Freitag im August wird der internationale „Tag des Bieres“ gefeiert. Ziel: Die Menschen sollen die Personen ehren, die den Gerstensaft brauen und servieren. Doch aktuelle Zahlen zeigen, dass hierzulande immer weniger Bier getrunken wird. Auch der Anstieg beim Alkoholfreien kann das nicht abfedern.



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Der „internationale Tag des Bieres“ ist nicht zu verwechseln mit dem „Deutschen Tag des Bieres“: Am 23. April erinnert dieser an die Verkündung der Landesverordnung von 1516 in Ingolstadt, die heute als „Reinheitsgebot“ bekannt ist.

Aber egal, ob internationaler oder deutscher Gedenktag: Die Menschen hierzulande haben immer weniger Lust auf Bier. In der Folge haben die Brauereien und Bierlager in der ersten Hälfte des Jahres wieder weniger von dem alkoholischen Getränk abgesetzt als zuvor. 4,2 Milliarden Liter bedeuteten einen Rückgang um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Nur im Corona-Jahr 2021 wurde in einer ersten Jahreshälfte weniger Bier verkauft und getrunken - als Gaststätten und Volksfeste weitgehend geschlossen blieben.

Alkoholfreies Bier wird hingegen immer beliebter: Die Produktionsmenge hat sich den Angaben nach bis 2022 im Vergleich zu 2012 um 96 Prozent erhöht und damit fast verdoppelt. Beim Bier mit Alkohol ging der Absatz über zehn Jahre um gut zwölf Prozent zurück. Das bestätige den langfristigen Trend des zurückgehenden Bierdursts, der lediglich im Jahr 2022 durch den Vergleich zu den Pandemiejahren kurz durchbrochen worden sei, erklärte das Statistikamt.

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„Der Bier-Durst der Deutschen hat abgenommen“, sagte Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds in München der Mediengruppe Bayern. Waren es 1991 noch etwa 142 Liter Bier, die pro Kopf in Deutschland im Jahr konsumiert wurde, waren es 2021 nur noch knapp 92 Liter. Genaue Zahlen für Bayern gebe es nicht, auf insgesamt höherem Niveau verzeichne der Freistaat jedoch einen höheren Absatztrend.

Biermischgetränke wie Radler machen nur fünf Prozent des gesamten Bierabsatzes aus



Auch bei den Biermischgetränken ist laut aktuellen Zahlen ein Rückgang zu verzeichnen. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 wurden zuletzt 8,6 Prozent weniger Mischungen abgesetzt. „Sie machten mit 211,1 Millionen Litern allerdings nur fünf Prozent des gesamten Bierabsatzes aus“, erklärte das Statistikamt.

Obwohl alkoholfreies Bier immer beliebter wird, hat das Pendant mit Alkohol insgesamt noch immer klar die Nase vorn. 2022 wurden nach Angaben des Statistikamts 474 Millionen Liter des Getränks ohne Alkohol produziert; im selben Jahr waren es 7,6 Milliarden Liter Bier mit Alkohol.

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Im Frühjahr und Sommer steigt der Bierabsatz und sinkt im Herbst und Winter wieder



Bei den monatlichen Zahlen zeige sich ein „auffälliges saisonales Muster“. Ebenso deutlich wie der Bierabsatz in den Frühjahrs- und Sommermonaten steige, „geht er im Herbst und Winter wieder zurück“, erklärten die Statistiker.

Insgesamt – also im In- und im Ausland – sank der Absatz deutscher Brauer im ersten Halbjahr um 2,9 Prozent auf 4,2 Milliarden Liter. Der Absatz ins Ausland ging um 0,4 Prozent bei EU-Staaten und 0,2 Prozent in nicht-EU-Staaten zurück. Mehr als 80 Prozent des Bieres wurden im Inland verkauft.

Der Deutsche Brauer-Bund nennt Gründe für das unerwartet schwache Ergebnis zum Halbjahr: Neben dem kühlen und durchwachsenen Wetter im Frühling halte vor allem die Inflation die Konsumenten von Ausgaben ab. Dies bekämen Handel, Gastronomie und Brauereien zu spüren, sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Die Betriebe könnten die Kosten, die seit Beginn der Corona-Krise explodiert seien, nur zu einem kleinen Teil als höhere Preise weitergeben.

Preise zogen an: Zeit der Supermarkt-Sonderangebote mit 9,99 Euro für einen Kasten Bier ist vorbei



Nach jüngsten Untersuchungen der NielsenIQ-Marktforscher sind zuletzt auch die Basispreise für Bier im Supermarkt gestiegen. Der alte Promotionspreis von 9,99 Euro für eine Kiste Bier ist aus den Prospekten des Einzelhandels weitgehend verschwunden. In den ersten vier Monaten 2023 lag der Aktionspreis demnach im Schnitt bei 11,80 Euro je Kasten.

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Aktionspreise, Staffelpreise für größere Einkaufsmengen, Zugaben und Gewinnspiele spielten besonders bei großen Pilsmarken eine Rolle, die zumeist auch mit TV-Spots beworben werden. Seit langem entfalle hier im Durchschnitt fast zwei Drittel der Absatzmenge im Handel auf Aktionen und nur gut ein Drittel der Absatzmenge auf den Basispreis.

Auch beim Hellen, der mittlerweile zweitbeliebtesten Biersorte in Deutschland nach Pils, seien Preisaktionen im Handel zu beobachten.

− dpa/AFP