Ortenburg
„Weil Freude schenken Freude macht“: 150 Freudenfunken bei Gemeinschaftsaktion

03.12.2022 | Stand 03.12.2022, 5:00 Uhr

Sehr zur Freude des Projektteams fanden sich nur noch wenige Wunschzettel und bereits erste Päckchen zwei Wochen vor der Nikolausandacht in der Freudenfunken-Ecke der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt (v.l.): Pfarrer Anton Haslberger, Michaela Woiton, Thomas Huber, Roswitha Schlögl und Magdalena Deger −Foto: Wild-Weitlaner

Von Doris Wild-Weitlaner

Wer aktuell in eine der sechs Kirchen im katholischen Pfarrverband Ortenburg geht, wird sie vermutlich schon gesehen haben: die Freudenfunken-Ecken. Dort warteten seit dem Sankt-Martins-Tag zahlreiche Wunschzettel darauf, von der Leine gepflückt und erfüllt zu werden.

In Kooperation mit den örtlichen Sozialeinrichtungen wurden in diesem Jahr 150 Wünsche von Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Not gesammelt – eine Steigerung um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sehr zur Freude des Projektteams.

„Diejenigen, die in Not sind, sollen eine kleine Aufmerksamkeit im Hinblick auf Weihnachten bekommen“, erklärt Pfarrer Anton Haslberger. Spenden für den guten Zweck, gerade in der Adventszeit, gehören für viele Mitbürgerinnen und Mitbürger irgendwie dazu.

Doch vielfach kommen diese Geld- oder Sachzuwendungen Menschen weit weg zugute. „Dabei gibt es auch bei uns Leute, die Unterstützung benötigen“, weist die Ortenburger Pfarrgemeinderätin Magdalena Deger hin. Ihre Kollegin Roswitha Schlögl, Unteriglbachs Pfarrgemeinderatsvorsitzende, merkt in diesem Zuge an, dass es selbst bei uns Personen gibt, die sich „keine Tafel Schokolade mehr kaufen können“.

Bei Mitmenschen im Seniorenheim, in der Tagespflege, im Seniorengarten oder unterstützt vom mobilen Pflegedienst sei die Freude über die Freudenfunken-Aktion jedenfalls riesig. Die Wünsche, die auf die Zettel notiert wurden, sind vermeintlich banal und für viele von uns wohl eher ein Selbstverständnis als eine Besonderheit. „Liebe kleine Sachen, wie selbstgestrickte Socken oder Schals und Leckerl ohne Ende“, dies sind nur einige Beispiele die Deger exemplarisch anführt.

Auch Familien mit Kindern in der Gemeinschaftsunterkunft würden im Rahmen der Aktion beschenkt werden. All dies laufe jedoch völlig anonymisiert ab, denn es soll „niemand bloßgestellt werden. Darauf legen wir großen Wert“, betont Haslberger. Einzig ein Zahlencode stellt die Verbindung zwischen Wunschzettel bzw. Paket und empfangender Person her. Somit bleibt auch das Projektteam in seinem Wirken gänzlich in Unkenntnis.

Trotz der Anonymität ist die Freudenfunken-Aktion eine, die buchstäblich ansteckt, denn sie adressiere simpel die Freude des Schenkens. So schnappten sich die Ersten gleich nach Bekanntgabe des Startschusses motiviert einen der Wunschzettel, weil sie „eh schon nach Passau zum Shoppen“ unterwegs seien, wie Michaela Woiton aus Holzkirchen berichtet.

Auch Deger erzählt von einer Bekannten, die Fotos mit der Frage übermittle, ob dieses oder jenes wohl Gefallen finden würde. Sie selbst spitze täglich in die Freudenfunken-Ecke der katholischen Pfarrkirche. „Wenn dann wieder ein Päckchen mehr dort ist, dann ist das schon fast wie Weihnachten pur, auch wenn es nicht für einen selber ist“, lacht die Pfarrgemeinderätin fröhlich.

Ins Leben gerufen wurde die Aktion im vergangenen Jahr, allerdings noch in einem etwas anderen Format über die Adventszeit. Aus praktischer wie logistischer Sicht sei der Zeitraum verschoben und der direkte Kontakt mit den örtlichen Sozialeinrichtungen gesucht worden. Was deshalb wegfällt, ist die Teilhabe an der unmittelbaren Freude der Beschenkten, wenn Pakete ausgefahren werden.

„Auch wenn die Beschenkten den Wunsch geäußert haben und das Geschenk eigentlich gar nicht überraschend war, waren sie dennoch so berührt von der Tatsache, dass tatsächlich jemand den Inhalt gebracht hat“, blickt Ortenburgs katholischer Pfarrer zurück.

Es sei das Schöne, dass sich „hier etwas entwickelt und neue Ideen einfließen können“, wie der Unteriglbacher Pfarrgemeinderat Thomas Huber anmerkt. So fand das Projektteam auch eine anonymitätskonforme Lösung für obiges „Problem“.

Die Freudenfunken-Aktion findet heuer mit der Nikolausandacht inklusive Geschenkesegnung am 9. Dezember um 17 Uhr in der katholischen Pfarrkirche ihren Abschluss – passend, denn die eigentliche Botschaft des Nikolauses sei es schließlich, dass er sich um die Armen und Benachteiligten kümmere. Auf diese Weise können sich alle die wollen „gemeinschaftlich freuen“, sagt Haslberger, der diesem Abschluss selbst schon ein wenig entgegenfiebert.

Das Freudenfunken-Team lädt die Bevölkerung dazu ein, im Rahmen der Andacht zusammenzukommen, sich die Entwicklung seit dem Sankt-Martins-Tag und das Ergebnis der Gemeinschaftsaktion vor Augen zu führen, den Lauf der Geschenke zu verfolgen und einfach die Freude zu teilen.

Vielleicht springt bei einigen auch buchstäblich der Funkte über und wird inspiriert, im nächsten Jahr selbst zum Schenker oder zur Schenkerin zu werden. Denn obwohl die Aktion noch nicht vorbei ist, entstehen schon jetzt wieder viele neue Ideen in den Köpfen der Projektmitglieder.