Passau
Schwarzmüller-CEO räumt seinen Posten

Geschäftsführung und Aufsichtsrat im Umbau – Alleineigentümerin kündigt „stärkeres Engagement“ an

01.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:52 Uhr

Über die Umstrukturierung informierte Beate Paletar, Alleineigentümerin der Schwarzmüller Gruppe. −Foto: Schwarzmüller Gruppe

Die Schwarzmüller Gruppe baut ihre Führungsstrukturen um. Das gab das Unternehmen für gezogene Nutzfahrzeuge gestern in einer Pressemitteilung bekannt. Der bisherige CEO Roland Hartwig habe seine Position zur Verfügung gestellt. Künftig sollen drei Geschäftsführer das operative Geschäft leiten, verkündete die Alleineigentümerin und nunmehr Vorsitzende des Aufsichtsrats, Beate Paletar.

Sie habe sich als Alleineigentümerin dazu entschlossen, die Zügel stärker in die eigenen Hände zu nehmen, betonte Paletar, als sie die Nachricht am Unternehmensstandort Hanzing in Freinberg bei Schärding bekannt gab. Dies sei nach der Zusammenführung der gesamten Unternehmensanteile erstmals seit Jahrzehnten wieder möglich. Sie wolle diese Chance nutzen, „um die Gruppe als Familienunternehmen konsequent weiterzuentwickeln“. Nun habe sie als ersten Schritt den Umbau von Geschäftsführung und Aufsichtsrat eingeleitet.

Für die rasche Optimierung aller operativen Prozesse soll der Manager Dipl.-Ing. Thomas Biringer sorgen. Er werde als COO gemeinsam mit CFO Mag. Michael Hummelbrunner an der Spitze der operativen Gesellschaften stehen. Die Leitung der gesamten Vertriebstätigkeiten soll als CSO Wolfgang Köster obliegen, der bisher Prokurist und für den Vertrieb der Neufahrzeuge verantwortlich war. Das dreiköpfige Team der Geschäftsführung, der kein CEO mehr vorsteht, werde, sagte Paletar, „enger an den Aufsichtsrat gebunden“.

Die alleinige Eigentümerin betonte, dass die Trennung von Roland Hartwig einvernehmlich erfolge. Sie dankte dem scheidenden CEO für seine Tätigkeit in den sieben Jahren seit 2016. Hartwig habe Meilensteine bei der Weiterentwicklung des Unternehmens gesetzt, zum Beispiel durch den Aufbau einer völlig neuen Produktion in allen Werken oder bei der Positionierung der Fahrzeugpalette und deren technischer Weiterentwicklung.

Paletar, die den Aufsichtsrat seit Januar leitet, kündigte an, dass sie
Kontrollorgan aufwerten und dort die strategische Weiterentwicklung intensiver vorantreiben werde. Dazu wolle sie ausgewiesene
Industrieexperten gewinnen. Als erstes neues Aufsichtsratsmitglied hat Paletar Mag. Klaus Rinnerberger, Vorstandsmitglied der Pierer Industrie AG, an Bord geholt. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel in die internationale Expansion investiert und
so eine Verdoppelung des Umsatzes sowie höhere Marktanteile in vielen europäischen Ländern erreicht“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende.

Die Schwarzmüller Gruppe habe sich als „Europas größter Nischenanbieter“ etabliert. Diesen Weg werde man weitergehen, dabei aber Schwerpunkte und Tempo der Entwicklung nochmals überprüfen.
Weiter verkündete die Schwarzmüller Gruppe in der Pressemitteilung, dass sie mit 446 Millionen Euro Umsatz (2021: 409 Mio Euro; +9 Prozent) und exakt
10599 produzierten Fahrzeugen (+5 Prozent) im Geschäftsjahr 2022 zahlenmäßig Höchststände erreicht habe. Bei hohem Auftragsstand habe man jedoch spezielle Bauteile nur mit großer Verzögerung beschaffen können, was die Fertigstellung im Segment Fernverkehrstrailer immer wieder behindert habe.

Gleichzeitig seien die Einkaufspreise in die Höhe geschossen. Das Unternehmen habe mit eigenen Preiserhöhungen entsprechend reagiert, betonte Paletar.

Auf PNP-Nachfrage teilte ein Sprecher der Schwarzmüller Gruppe mit, dass die Umstrukturierung der Führungsetage in absehbarer Zeit keine Auswirkungen auf den Standort Passau haben werde. Der Standort wird seit einigen Monaten vom Sohn der Alleineigentümerin, Matthias Paletar, geleitet.

− jmu