„Tree of Life“ über Schöpfung und Krieg
Passauer Komponist Philipp Ortmeier gewinnt Wettbewerb in der Ukraine

Viermal war Philipp Ortmeier im Finale – Jetzt hat er den ersten Preis in Lemberg errungen

02.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:06 Uhr

Komponist Philipp Ortmeier aus Passau erschafft zeitgenössische klassische Musik. −Foto: privat

Der zeitgenössische klassische Komponist Philipp Ortmeier aus Passau hat den ersten Preis der „Orient/Occident International Composers Competition“ gewonnen – ein jährlich ausgetragener Kompositionswettbewerb in Westen der Ukraine in Lemberg. Viermal schon war Ortmeier dort im Finale, bei dem Musiker der dortigen Nationalphilharmonie Werke der Finalisten live aufführen. Im vierten Jahr hat Philipp Ortmeier dort nun mit seiner Komposition „Tree of Life“ (Lebensbaum) den ersten Preis errungen.

Ein Preis für Musik mitten im Krieg? Ortmeier zeigt Verständnis, dass das für Außenstehende seltsam anmuten kann. Und doch: „Diese Wettbewerbe sind im äußerten Westen der Ukraine, der Krieg ist im Osten. Sie werden ausgerichtet von Menschen, die ihrem Beruf als Musiker nachgehen. Es ist wichtig, dass sie ihre Projekte dort fortsetzen können.“

Ortmeier ist in Passau und Würzburg zuletzt in Erscheinung getreten mit Werken wie „Stabat Mater“ und „Sieben Worte“. Seine nun ausgezeichnete Komposition „Tree of Life“ besteht aus drei Teilen, die innerhalb nur eines Satzes nahtlos ineinander übergehen. Der erste Teil „Creation“ thematisiert die Schöpfung, im zweiten Teil „War“ wird in Schutt und Asche gelegt, was zuvor gewachsen war. Im dritten Teil „Prayer“ wird das Kammerorchester erweitert um einen Solosopran, der sich mit dem Text „Miserere mei deus“ (Gott, erbarme dich meiner) zu etwas Höherem hinwendet, das über der Schöpfung wie auch über der Zerstörung steht.

Die erste Fassung stammt aus dem Jahr 2014. 2022 hat Ortmeier sie während eines Kompositionsstipendiums in Virginia/USA umgearbeitet, gekürzt und verdichtet. Dass die Aussage des Werks 2023 in der Ukraine Gehör findet, ehrt den Komponisten und seine Musik, in der er immer wieder versucht „das Unaussprechliche in Klang zu kleiden“.

Raimund Meisenberger


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