Thyrnau/Kellberg
Hoch zu Ross zu Ehren des Heiligen Leonhard

08.10.2023 | Stand 08.10.2023, 17:00 Uhr
Franz Stangl

Bis hin zum schweren Noriker-Kaltblutpferd zogen gestern Ross und Reiter durch Kellberg beim traditionellen Leonhardi-Ritt.

Das war am Sonntag kein folkloristisches Spektakel und auch keine Volkstümelei, sondern vielmehr echtes Brauchtum und vor allem eine gläubige Wallfahrertradition, das die Gäste sowie die Besucher des vorausgegangenen Festgottesdienstes zum Erntedankfest im Luftkurort Kellberg beim traditionellen Leonhardi-Umritt zu sehen bekamen.

Eine Tradition, die der ausrichtenden Kellberger Heimat- und Trachtenverein 1985 zu Ehren des Hl. Leonhard, dem Patron der Gefangenen, der Gebärenden, der Bauernschaft sowie dem Schutzheiligen des Viehs und vor allem der Pferde wieder hat aufleben lassen.

Auch der Pfarrer reitet mit



Diese jahrhundertealte Wallfahrertradition zu Ehren des Heiligen Leonhard hatte eine kleine Gruppe österreichischer Wallfahrer aus dem benachbarten Gebiet um das oberösterreichische Esternberg bis in diese Zeit gerettet. Jahrzehntelang war es damals jährlich immer wieder das gleiche Ritual: Um den 6. November, dem Gedenktag des Heiligen Leonhard, da machte sich immer wieder eine kleine Gruppe von Wallfahrern aus Esternberg auf den Weg über die Donau und hinauf auf das gegenüber liegende Kellberg, um dort die Sonntagsmesse zu besuchen.

Unauffällig reihten sie sich dann dort in den letzten Reihen der Pfarrkirche mit der benachbarten Leonhardi-Kapelle unter die einheimischen Messbesucher ein. Und hätten sie in der Messkollekte sowie nach dem Frühschoppen oder dem Mittagessen in den örtlichen Gaststätten nicht Schillinge hinterlassen, die Anwesenheit der österreichischen Wallfahrer wäre nicht mal aufgefallen. Dabei waren gerade sie es, die diese über 500 Jahre alte Wallfahrer-Tradition aufrechterhalten und in diese Zeit gerettet hatten.

Die schon lange verstorbenen, aber unvergessenen Matthias Kerber und der nur als „Suma Lois“ bekannte Alois Schreiner sowie der vor einem Jahr verstorbene Ehrenbürger Erich Schätzl waren es schließlich, die diese Wallfahrer-Tradition der Leonhardi-Umritte 1985 wieder ins Leben gerufen haben.

Tausende Besucher waren es damals bald, die entlang der Kellberger Umzugsstraßen ein dichtes Spalier für die bis zu über 200 Pferde vor festlich geschmückten Wagen oder mit stolzen Reitern auf den Rücken bildeten. Nach Jahren des Besucheransturms hat der Heimat- und Trachtenverein die Bremse gezogen und den Leonhardi-Umritt wieder auf seine ursprünglich gläubige Wallfahrertradition zurückgeführt.

Am gestrigen Sonntag waren es 32 Pferde, darunter auch 18 Pferde aus dem Reiterhof Böhmisch aus Satzbach, sowie auch einige Einzelreiter, die nach einem feierlichen Erntedank-Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Blasius mit Pfarrer Martin Dengler hoch zu Roß vom Festplatz aus aufbrachen.

Musikalisch angeführt vom Kellberger „Bleh Haffa“

Musikalisch angeführt vom Kellberger „Bleh Haffa“ unter der Leitung von Leo Schauer und mit den vielen Mitgliedern des Heimat- und Trachtenvereins in ihren schmucken Trachten an der Spitze bewegte sich der Zug durch ein dichtes Spalier von Besuchern von der Kreuzung in der Dorfmitte in Richtung Bergfeld und dann wieder zurück und nochmals vorbei an der alten Leonhardi-Kapelle wieder zurück zum Endziel, dem Festplatzgelände.

Dort segnete Pfarrer Martin Dengler schließlich nach einer kurzen Andacht zu Ehren des Heiligen Leonhard abschließend noch die Pferde.