Funktionalität vor Schönheit: Ortstermin mit Rudertinger Bauausschuss

Graben in Reisach und Bankett an Tittlinger Straße im Fokus

04.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:19 Uhr
Helga Wiedenbein

Der Bauausschuss informierte sich bei zwei Ortsbesichtigungen. Einmal ging es darum, den Graben in Reisach durch eine Mulde zu ersetzen, um eine bessere Überquerung zu ermöglichen, zweiter Punkt war das Bankett an der Tittlinger Straße Richtung Sittenberg. Hier will man die Entwicklung beobachten, ob sich in der Fuge Wasser sammelt und dadurch das Bankett im Winter wegsprengt. −Foto: Wiedenbein

Auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Bauausschusses standen zwei Ortstermine in Ruderting (Landkreis Passau) an. Im Fokus standen ein Graben in Reisach und das Bankett an der Tittlinger Straße.

Eine Mulde soll das Problem lösen



In Reisach soll ein Graben eingeebnet werden, um einen bequemen Zugang zu einer dort geplanten Streuobstwiese zu gewähren. So stehe der Graben derzeit zwar unter Wasser, was jedoch nur den extremen Regenfällen der vergangenen Tage geschuldet sei, erklärte der Grundstückseigentümer. Christian Auberger (Bürger für Ruderting) schlug vor, gemeindeeigenes, unbelastetes Material zum Auffüllen zu verwenden, was in ausreichender Menge vorhanden sei. Diesem Vorschlag konnte auch Bürgermeister Rudolf Müller zustimmen.

Nach kurzer Diskussion und Vorschlag von Roland Heininger (Freie Wähler), der Graben könne mit einer kleinen Mulde gebaut und am Ende auf etwa eineinhalb Meter Länge im Ursprung belassen werden, sei man sich sicher, dass auch das Wasserwirtschaftsamt mit dieser Lösung kein Problem haben werde, da ja nicht festgelegt ist, wie tief ein Graben sein müsse, schloss Bürgermeister Müller.

Dieser Antrag konnte von den Mitgliedern des Bauausschusses mit den genannten Auflagen einstimmig verabschiedet werden. Das Material werde seitens der Gemeinde gestellt, die Arbeiten und weiteren Kosten entfallen auf den Grundstückseigentümer.

Rudertinger kritisiert Bankettbefestigung



Etwas hitziger wurde es bei der Besichtigung und Besprechung über die Bankettarbeiten aus dem vergangenen Jahr an der Gemeindestraße an der Tittlinger Straße Richtung Sittenberg, in der Nähe eines Parkplatzes. So habe der Rudertinger Markus Krenn die Gemeinde darauf aufmerksam gemacht, dass die Bereiche, die nicht mit Rasengittersteinen instand gesetzt wurden, lediglich mit einer Bankettbefestigung aufpoliert wurden, diese ist seiner Meinung nach mangelhaft und brüchig. Er habe bereits mehrmals auf diese Problematik hingewiesen und eine Lösung mit geeigneten Steinen aufgezeigt, da aufgrund der engen Straße alle größeren Fahrzeuge das Bankett als Straße mitbenützen müssen und die neuartige Strabag-Lösung seiner Ansicht nach gescheitert sei.

Bürgermeister Müller verlas die abschließende Mail mit den persönlichen Eindrücken, dann bat er Andreas Fuchs von der Strabag beim Ortstermin um Aufklärung.

Analyse ergibt: kein klassischer Frostschutz verbaut



Als zuständiger Niederlassungsleiter zum damaligen Zeitpunkt sei er mittlerweile in der Direktion tätig und habe das Verfahren auch mitentwickelt, erklärte der Fachmann. Man habe hier mit Wacker Chemie zusammengearbeitet und Strecken über sechs Jahre lang mit der Autobahndirektion Nordbayern getestet, wobei die 30 Kilometer lange Teststrecke bis dato keinen Mangel aufweise und intakt sei. Auf Anfrage der Gemeinde Ruderting wurde das alte Bankett begutachtet und unter der Voraussetzung, dass die Grasnarbe entfernt werde, um zu eruieren, welches Material verbaut wurde, mit den Ausführungen begonnen.

Starke Regenfälle behinderten die Maßnahmen enorm, und es sei festgestellt worden, dass man ursprünglich keinen klassischen Frostschutz verbaut habe. So wurde ein Austausch in Betracht gezogen, was jedoch bedeutend höhere Kosten verursacht und die komplette Sperrung der Straße notwendig gemacht hätte. Da bereits viele solcher Bereiche mit dieser neuen Methode stabilisiert wurden und er Vertrauen in diese hat, würden auch solche „abgesoffenen“ halten, meinte Fuchs. So habe er bereits die Bankette begutachtet und mit dem Hammer eine Klangprobe gemacht.

Methode sei nicht schön, aber funktional



Fuchs gab zu, dass das Bankett optisch zu wünschen übrig lasse, das Aussehen aber nichts mit der Funktionalität zu tun habe, denn diese sei, bis auf einige Ausnahmen, was die Klangprobe bestätigte, gegeben. Die Tragfähigkeit und auch die Verkehrssicherheit seien derzeit zu 100 Prozent sichergestellt. Der Experte riet, dies während der Gewährleistungsfrist genau zu beobachten. Sollte es ein Problem zwischen Bankett und Asphalt geben, entstünde eine Fuge, die sich ablöst, im Winter würde das Wasser das Bankett wegsprengen. Sollte dies geschehen, werde Strabag die entsprechende Maßnahmen treffen, versprach Andreas Fuchs.

Des Weiteren verwiest der Experte auf die Kosten, die bei der Verlegung von Rasengittersteinen einschließlich der Entsorgung des Unterbaus um ein Vielfaches höher gewesen wären. So habe man den Bestand in diese Teststrecke eingearbeitet. Halte der Verbund dauerhaft, wie er annimmt, so sei dies eine enorm gute Möglichkeit für andere Straßeninstandsetzungen im Gemeindebereich.

Lage wird bis 2025 beobachtet



Im Rathaus wurden Krenns Argumente und die Darstellungen von Fuchs vom Bürgermeister zusammengefasst. Er schlug vor, die Entwicklung noch zwei Jahre zu beobachten, um vor Ablauf der Gewährleistungsfrist etwaige Ansprüche geltend zu machen, sollte dies notwendig sein. Hermann Haydn (Bürger für Ruderting) stellte fest, dass es nicht schön aussehe, aber der Zweck erfüllt sei und das Preis-Leistungs-Verhältnis die Optik rechtfertige. So sah es auch Christian Auberger (Bürger für Ruderting). Zum damaligen Zeitpunkt sei die Wahl dieser Ausführung die richtige Entscheidung gewesen, er stehe auch heute noch dahinter.

Simon Poschinger (CSU) sagte, dass man auch einmal etwas Neues ausprobieren soll. Würde man sich nicht weiterentwickeln, „wären wir heute noch mit den Rössern unterwegs und nicht mit Autos“. Er schlug vor, die Besichtigung im Herbst 2025 anzuberaumen, da 2026 ein neuer Gemeinderat tätig sei und diese Angelegenheit im jetzigen Gremium abgeschlossen werden solle. Hans Streifinger (CSU) möchte auf das Angebot der Strabag eingehen, das Bankett zu kehren, dann könnten mögliche Ablösungen bereits jetzt festgestellt werden.

Rudolf Müller werde den Ist-Zustand dokumentieren, um im Herbst 2025 dann Vergleiche anstellen zu können. Diesem Vorschlag stimmte der Bauausschuss geschlossen zu.