Passau
Fantastische Show mit Fokus auf dem Fuß

2000 Besucher bejubeln Riverdance zum 25. Jubiläum in der Dreiländerhalle

26.02.2023 | Stand 25.10.2023, 10:53 Uhr

Amerikanischer Stepptanz: die Straßen-Tapper von New York waren ein Highlight der Show. −Fotos: Rabenstein

Von Edith Rabenstein

Ballen, Hacke, Ballen, Wisch, Wisch: Der irische Stepptanz ist Kult, seit Michael Flatley ihn als Pausenfüller beim Eurovision Song Contest 1994 zeigte. Daraus entwickelte sich vor 25 Jahren die Riverdance-Show, die einen Siegeszug um die Welt antrat. Jetzt läuft eine überarbeitete Version als Tournee durch 29 Städte in Deutschland und Österreich. Am Samstagabend war Riverdance in der Dreiländerhalle zu sehen. 2000 Besucher bejubelten die fantastische Show, die viel mehr als nur eine Tanzvorführung ist.

Riverdance erzählt die Geschichte der Iren – vom keltischen Ursprung, über die Auswanderungswellen wegen Hungersnot bis zur Heimkehr auf die Grüne Insel – in 18 Szenen, die sich an Atmosphäre, Bildmächtigkeit und tänzerischer Verve gegenseitig übertrumpfen. Der Fokus liegt auf dem Fuß – und doch ist die Show ein tolles Gesamtkunstwerk.

Die Kulisse bilden Virtuell-Reality Effekte

Das Bühnenbild besteht aus einer bühnenhohen 3D-LED-Leinwand mit Virtuell-Reality-Effekten und einer erzwungenen Perspektive. In kräftigen Farben werden Landschaften, Natur, mystische Orte, Mond, Donner, die Sonne und vieles mehr gezaubert. Wasser plätschern, Bäume biegen sich im Sturm, Schiffe legen ab, ein irisches Dorf ersteht ebenso wie die Kulisse New Yorks oder Sevillas. Farbenprächtige Kostüme, inspiriert von der Tradition, aber doch mit kessem Schnitt sowie Gold und Glitter in die Jetztzeit geholt, tragen zur Atmosphäre bei. Das alles – mit allzu viel Bühnennebel – bietet den Background für die fantastischen 20 Tänzer und vier Musiker (Flöte, Fidel, Saxofon, Dudelsack und Percussion). Dass sie – die die große Bühne auch von der einen zur anderen Ecke zu bespielen wissen und gute Soli präsentieren –, allerdings anonym bleiben und weder am Ende noch in einem Programmheft namentlich präsentiert werden, ist schade und tut einem für die Künstler weh. Man erfährt nur die Leadtänzer Amy-Mae Dolan und James Greenan, der sich u. a. auch durch tolle Sprünge auszeichnet. Die 18-jährige Weltmeisterin im Irish Dance, Kellie Morris, gab bekannt, dass für sie ein Traum in Erfüllung geht: Sie tanzt bei der Riverdance-Tournee.
Die packende, emotional gut durchmischte und hypnotisierende Musik stammt von Bill Whelan, der dafür 1997 einen Grammy erhalten hat. Für das 25. Jubiläum hat er den Original-Soundtrack neu bearbeitet.

Beeindruckend ist die Ensembleleistung. Dabei ist die lange Reihe synchron steppender Tänzerinnen und Tänzer das Markenzeichen der irischen Tanzshow, in der längst schon internationale Künstler auftreten. Der Linedance wird, wie alle irischen Tänze, mit den traditionellen „Heavy Shoes“ mit einer speziellen Erhöhung an den Absätzen getanzt. Die Klacks werden durch Tips und Heels hervorgerufen. In den poetischen Tänzen kamen auch bei den Tänzerinnen die „Soft Shoes“, die Ballettschläppchen ähneln und geräuschlos sind, zum Einsatz.

Das Schicksal führt die Iren auch zu anderen Kulturen – und Tanzstilen. Ein prägnantes Beispiel ist der Flamenco, der im Bild „Firedance“ (Feuertanz) und „Ritmos Del Corazon“ (Rhythmus des Herzens“) getanzt wird; auch griechischer Tanz und russische Folklore ist zu sehen.

Linientanz, Solos, Formationen, Rundtanz, Squaredance und Figuren, das alles läuft in schnellem Tempo ab. Auch Contemporary wird geboten. Dazwischen gibt es eine Sängerin und einen Chor, die quasi als Geschichtenerzähler fungieren, ebenso eine Stimme aus dem Off. Das alles erdet die Show und die Zuschauer, bringt lyrische und ruhige Momente, was die sich anschließende Explosion des Geklackers noch steigert.

Ein Höhepunkt sind die Straßen-Tapper

Publikumslieblinge sind an diesem Abend die beiden afroamerikanischen Straßen-Tapper vor der Kulisse des Big Apple. Sie zeigen den amerikanischen, vom Jazz beeinflussten Stepptanz. Ihre Fußarbeit war so grandios und locker mit immer neuen Schrittkombinationen und Sprüngen, dass einem schier schwindelig wurde. Ihr „Fall and Recovery“ zeigt, dass die Tänzer vom Breakdance kommen. Inszeniert wird das Zusammentreffen der Iren mit den Amerikanern als Tanzwettbewerb, bei dem am Ende die Sprache des Tanzes zu Freundschaften führt. Das ist eine der stärksten von vielen starken Szenen.

Es war eine Spitzenshow mit körperlicher Höchstleistung, technischer Perfektion, ästhetischer Darbietung und einer berührenden Story. Die Emotionen der Tänzer sprangen blitzartig aufs Publikum über, das beseelt und enthusiastisch nach Hause ging.