Manchmal tut so eine kleine unfreiwillige Pause vielleicht doch ganz gut. Ohne große Erwartungen war Franziska Drexler (17) nach überstandener Leistenverletzung bei den Crosslauf-Europameisterschaften in Brüssel gestartet – und ist mit Team-Silber im Gepäck nach Hutthurm heimgekehrt. Es ist gerade die richtige Motivation für die großen Dinge, die sie im nächsten Jahr vorhat: Im Frühjahr macht Franzi Abitur, im Herbst geht sie in die USA.
„Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch sein Gutes hat, sagt man doch“, stellt die Läuferin der LG Telisfinanz Regensburg lachend fest. Als deutsche Team-Meisterin hatte sich Franzi für die Titelkämpfe in der belgischen Hauptstadt qualifiziert – und trat dort in der höheren Altersklasse der U20 an, obwohl die junge Läuferin aus dem Passauer Land noch in der U18 starten könnte. In dieser Altersklasse gibt es allerdings noch keine Europameisterschaften. Und um Titel mitlaufen, das will sie unbedingt, die drahtige Niederbayerin.
Leistenprobleme beeinflussen die Vorbereitung
Auf tiefer, schwerer und schlammiger 5-km-Strecke in Brüssel ging Franziska Drexler das Unternehmen, auch mit Rücksicht auf die gestörte Vorbereitung, allerdings eher defensiv an. „Aber dann habe ich Runde für Runde gemerkt, wie mehr und mehr andere zurückfallen“, sagt die Schülerin des Gymnasiums Waldkirchen. Kurz vor Schluss hatte ihre Aufholjagd Franzi bis auf Rang sieben getragen, am Ende lief sie als Neunte und zweitbeste des deutschen U20-Trios über die Ziellinie. „Es war vielleicht nicht schlecht, dass ich mit meiner Leistengeschichte vorher nicht ganz so viel machen konnte, denn der Herbst war schon ziemlich intensiv“, stellt Drexler fest. Zusammen mit Kira Weis (Gerlingen /4.) und Emily Junginger (Sindelfingen / 21.), die ebenso wie Drexler noch der jüngeren Altersklasse angehört, stand die Hutthurmerin als Team-Vizeeuropameisterin der U20 hinter den überlegenen Britinnen auf dem Siegerpodest. „Das hat sich schon ganz besonders angefühlt“, berichtet die Silbermedaillengewinnerin von der beeindruckenden Wirkung der Zeremonie mit (britischer) Hymne und Gratulationscour.
Stipendium an der University of Alabama
Das Englischsprachige wird in absehbarer Zeit Alltag werden für Franziska Drexler. Im Herbst wird sie, ausgerüstet mit einem Stipendium, an der University of Alabama Kinesiologie studieren – und sich läuferisch weiterentwickeln. „Mich haben verschiedene Coaches angeschrieben, drei Unis hab’ ich mir angeschaut und mich für Alabama entschieden“, berichtet die Abiturientin. Das Angebot in Tuscaloosa hat sie am meisten überzeugt. „Von den Einrichtungen her, der Größe des Teams und den Erfolgen hat mich das am meisten angesprochen“, sagt Franziska Drexler – „und der Coach ist auch ganz nett“. Und erfolgreich sowieso. Zuletzt führte Nick Stenuf zwei Athletinnen bei NCAA-Meisterschaften auf Medaillenplätze. Genau Franzi Drexlers Ding.
− mjf
Ein Jahresausklang nach Maß: Franziska Drexler kommt mit Team-Silber von den Crosslauf-Europameisterschaften aus Brüssel zurück. − Foto: Iris Hensel
