Neues Abenteuer in Namibia
Ein Passauer beim Afrika-Cup: Ex-Bundesliga-Star holt Fabian Träger als Co-Trainer

16.11.2023 | Stand 16.11.2023, 13:04 Uhr

Fabian Träger weilt gerade in Afrika – für Namibias Nationalmannschaft stehen WM-Qualifikationsspiele an. − Foto: privat

Gestern noch Südamerika, heute schon Afrika: Nach dem Ende seiner fast dreijährigen Trainertätigkeit in Kolumbien hat für Fabian Träger gleich das nächste Fußball-Abenteuer begonnen. Der 33-Jährige fungiert in den nächsten Wochen als Co-Trainer der Nationalmannschaft von Namibia, ist mit dem Team im Januar auch beim prestigeträchtigen Afrika-Cup dabei – nach der WM das größte Sportereignis für den fußballverrückten Kontinent.

Was Träger nach Afrika führt? Eine alte Freundschaft aus seiner Zeit bei 1860 München. Bei den Löwen war der Passauer, der früher beim Regionalligist SV Schalding spielte, als Nachwuchscoach tätig – und betreute in der Saison 2013/14 die U13 zusammen mit Collin Benjamin (45). Der langjährige Bundesligaprofi stammt aus Namibia, kam einst als junger Fußballer nach Deutschland und schaffte beim Hamburger SV den Durchbruch. Nach zehn Jahren beim HSV wechselte Benjamin zu 1860 München, wo er nach seinem Karriereende auch als Nachwuchscoach arbeitete – zusammen mit Träger. „Wir haben uns sehr gut verstanden und sind immer in Kontakt geblieben“, berichtet der Passauer.

Erstes Spiel gegen Äquatorialguinea

2018 verließ Benjamin Deutschland und ging mit seiner Familie zurück nach Namibia. Dort arbeitete er zunächst als Co-Trainer der Nationalmannschaft, ehe er 2022 als Chef übernahm. „Ich habe ihn sogar einmal besucht“, erzählt Träger, der dennoch etwas überrascht war, als vor kurzer Zeit sein Telefon klingelte und Collin Benjamin ihm einen Job als Assistenztrainer anbot. Hintergrund: Namibia hatte sich überraschend für den Afrika-Cup qualifiziert, „für diesen Turnier wollte Collin seinen Stab rund ums Team vergrößern und hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könne.“

Träger konnte natürlich, zumal er sein Engagement als Talententwickler bei der Academia Alemana de Futbol im kolumbianischen Popayán nach drei Jahren ohnehin beendet hatte. „Meine Chefs haben mir zwei Wochen früher die Freigabe erteilt, denn bei Namibia stehen jetzt zwei WM-Qualifikationsspiele an, bei denen ich schon dabei sein sollte, damit ich das Team und den Staff kennenlernen kann“, sagt der 33-jährige A-Lienz-Inhaber.

So stieg Träger vor ein paar Tagen ins Flugzeug. Von Kolumbien nach München, dann ein Tag im heimischen Passau, ehe er wieder in eine Maschine Richtung Johannesburg eincheckte. In Südafrika hatte die namibische Nationalteam ein Trainerquartier bezogen. Von dort aus ging es dann weiter nach Äquatorialguinea, wo am Mittwoch das erste WM-Quali-Spiel anstand. Die zweite Partie folgt am Dienstag gegen São Tomé und Príncipe, nach den Seychellen der zweitkleinste Staat Afrikas.

Gegner von ganz anderem Kaliber warten dann beim Afrika-Cup, der in der Elfenbeinküste stattfinden wird. Ab 16. Januar trifft Namibia dort auf Tunesien, Südafrika und Mali. „Eine extrem schwere Gruppe. Gerade bei Mali sind sehr viele Spieler in Europa aktiv, einige auch in der Bundesliga. Das wird schon eine enorme Herausforderung“, sagt Träger. Zur Vorbereitung gibt’s ein Trainingslager in Ghana, da dort gleiche klimatische Bedingungen herrschen wir in der Elfenbeinküste.

Namibia ist sehr groß, aber extrem dünn besiedelt

Die Nationalspieler Namibias kicken – bis auf Ryan Nyambe, der beim englischen Drittligisten Derby County sein Geld verdient – entweder als Profis im benachbarten Südafrika oder im eigenen Land, in dem es aber keine Profi-Liga gibt. Namibia ist fast doppelt so groß wie Deutschland, es leben dort allerdings nur 2,53 Millionen Menschen – nach der Mongolei ist es das damit am zweitdünnsten besiedelte Land der Welt.

Erst zum vierten Mal hat sich Namibia, von 1884 bis zum Ende des ersten Weltkriegs eine deutsche Kolonie, für den Afrika-Cup qualifiziert. Die Erwartungen beim Turnier sind eher gering. „Wir sind klarer Außenseiter, können eigentlich nur überraschen“, sagt Träger. Unabhängig vom sportlichen Abschneiden wartet eine einmalige Erfahrung auf der jungen Coach, der bisher immer im Nachwuchsbereich tätig war. „Es ist etwas ganz anderes. Herrenfußball, da stehen ganz klar die Resultate im Vordergrund. Zudem ist das ganze Drumherum natürlich viel intensiver. Es geht um die WM-Qualifikation. Und der Afrika-Cup ist ein riesiges Event, das auch international Interesse weckt“, sagt Träger.

Im Stab von Chefcoach Benjamin ist er neben der Arbeit auf dem Platz vor allem für die Trainingsausarbeitung, Trainings- und Gegneranalyse sowie Spielvor- und -nachbereitung zuständig. Über sein neues Team kann der Passauer noch nicht viel sagen. Er sei sehr herzlich aufgenommen worden, die Stimmung sei gut, die Vorfreude auf den Afrika-Cup spürbar. Bis es soweit ist, wird Träger aber etwas Zeit in der Heimat verbringen. Nach den beiden Länderspielen geht’s zurück nach Passau, ehe er dann am 2. Weihnachtsfeiertag wieder ins Flugzeug steigt – und das nächste Fußballabenteuer beginnt.