Gauschützenmeister erklärt
Böllern hat Tradition im Passauer Land

03.01.2023 | Stand 03.01.2023, 17:02 Uhr

Beim Neujahrsanschießen auf dem Domplatz kommen nur Handböller zum Einsatz. −Foto: Rometta

Ein positives Fazit zieht Gauschützenmeister René Wiedenbein nach dem Neujahrsanschießen am Sonntag auf dem Passauer Domplatz: Zum ersten Mal waren er und Schussmeister Erich Schreiner dieses Mal für den reibungslosen Ablauf verantwortlich und haben die 35 Schützen aus 19 Vereinen dabei angeleitet (PNP berichtete). Im Gespräch mit der PNP erklärt Wiedenbein, welche Tradition das Böllern im Passauer Land hat.

„Im Schützengau Passau Stadt und Land wird das traditionelle Böllern gehegt und gepflegt“, sagt Wiedenbein. „Erfreulich ist auch, dass sich viele weibliche Schützen diesem alten Brauchtum angeschlossen haben. Sechs Vereine pflegen dieses Brauchtum mit einer eigenen Böllergruppe. Als ältester Verein der Stadt Passau verfügen die königlich-privilegierten Feuerschützen (FSG) auch über die am längsten bestehende Böllergruppe, die 1984 ins Leben gerufen wurde“, sagt Wiedenbein.

„Rund 110 Handböller, 20 Schaftböller, drei Kanonen, aber auch Vorderlader und Karabiner kommen bei Hochzeiten, Vereinsjubiläen, Christkind- und Neujahrsanschießen und weiteren Festivitäten zum Einsatz“, weiß er. Bedingung fürs Böllern ist ein entsprechender, mit Erfolg abgeschlossener Lehrgang sowie die Vollendung des 18. Lebensjahrs.

Erste Aufzeichnungen für das Schießen zu festlichen Anlässen mit Musketen gibt es bereits aus dem Jahr 1662, ein erster Zeitungsbericht über das „Bellern“ erschien 1881. „Vorwiegend kommen Handböller bei diesen traditionellen Veranstaltungen zum Einsatz, die zum einen ein kleineres Kaliber haben und weniger Böllerpulver benötigen“, erklärt der Gauschützenmeister. „Geschossen wird nach Überprüfung des Sicherheitsbereichs mit leicht gestrecktem Arm nach oben über dem Kopf, das Gesicht wird dabei abgewendet.“ So auch am Sonntag auf dem Domplatz. Schüsse der größeren Schaftböller wird man hier jedoch nicht hören: „Die erfolgen aus der Hüfte in Vorwärtsbewegung horizontal oder mit leichter Schräge nach oben. Darum ist der Einsatz von Schaftböllern auf dem Domplatz beim Neujahrsanschießen auch nicht gestattet.“

− hw/rot