Ruhstorf
Beliebter Rektor a.D. und Pfarrchorleiter Josef Bertl unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen

30.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:31 Uhr
Hans Nöbauer

Beim festlich gestalteten Auferstehungsgottesdienst für Pfarrchorleiter und Rektor a.D. Josef Bertl (Bild r. unten). −Fotos: Nöbauer

Unter großer Anteilnahme zahlreicher Trauergäste ist der kurz vor Weihnachten verstorbene, überaus beliebte und engagierte Rektor a.D. und Pfarrchorleiter Josef Bertl nun zu Grabe getragen worden.

„Pfarrchorleiter Bertl ham d’Leit mögn und er d’Leit“, beschrieb Monsignore Dekan Josef Tiefenböck beim Trauergottesdienst ein „außergewöhnlich hohes Sympathieverhältnis zum Bertl Sepp“. Seine „dankbare Wertschätzung für ein 53-jähriges musikalisches Wirken voller Leidenschaft und Begeisterung in der Karpfhamer Marien- und Bad Griesbacher Emmauskirche“ bekundete Bad Griesbachs Stadtpfarrer Gunther Drescher dem verstorbenen Chorleiter für dessen „wertvolle Bereicherung des dortigen Pfarrlebens“.

„Lebt’s und singt’s nu a wengal“

„Ein volles Gotteshaus mit beeindruckenden Musikbeiträgen, das hätte meinem Vater mit seinem bewährten Spruch ,Lebt’s und singt’s nu a wengal’ gefallen“, ließ Sohn Josef Bertl auch gegenüber stellvertretendem Landrat Hans Koller, Altlandrat Hanns Dorfner, den Bürgermeistern Jürgen Fundke (Bad Griesbach) und Robert Stiglmayr (Tettenweis), Deutschlands Ehren-Bauernpräsidenten Gerd Sonnleitner, Leitendem Regierungsschuldirektor a.D. Anton Wolfer sowie Kreismusikschulleiter Kurt Brunner seinen Vater mit einem „typischen Spruch“ zu Wort kommen.

Bewegender Abscheid und zahlreiche Nachrufe

Eine bewegende musikalische Note erhielt der Auferstehungsgottesdienst unter Gesamtleitung von Dirigent Andreas Golovinskiy durch den Ruhstorfer Pfarrchor mit Teilen aus dem „Requiem“ von Anton Faist sowie aus der „Pastoralmesse in G“ von Karl Kempter. Zur Opferung erklang durch die Ruhstorfer Nachwuchs-Sopranistin Katja Maderer das „Ave Maria“ von Johann Sebastian Bach und Charles Gounod. Die Orgelbegleitung oblag Ruth Spitzenberger, die zusätzlich noch den Schlusssatz aus der „Vaterunser-Sonate“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy intonierte.

Abgerundet wurde das anspruchsvolle Musikprogramm durch die Ruhstorfer Bläser unter Regie von Josef Maderer mit der Bach-Hymne „Nun ruhen alle Wälder“. Zur letzten Ruhe gebettet wurde der verstorbene Pfarrchorleiter am kirchlichen Friedhof von den „vereinigten Männerchören Karpfham sowie Schmidham-Reutern“ mit dem Lied „Maria, breit den Mantel aus“.

NACHRUFE

Kantor Karl Auer (stellvertretend für den Ruhstorfer Pfarrchor): „Die Trauer der Sangesgemeinschaft ist deswegen so groß, weil unser hoch geschätzter Chorleiter und guter Freund Beppo, wie er freundschaftlich genannt wurde, während der Probe zur neu einstudierten Weihnachts-Festmesse einen Herzinfarkt erlitt, an dem Bertl die Nacht darauf letztlich auch verstarb. Durch außerordentliches Engagement und unermüdlichen Einsatz als echter Herzenssache begeisterte Bertl Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Musik und ganz speziell das Singen. Mit hoher Musikalität, reichem Erfahrungsschatz und großer Liebe zum Chorgesang legte Bertl zunächst als stellvertretender sowie 2001 nach Übernahme des Dirigentenstabes von Wilhelm Spitzenberger als verantwortlicher Chorleiter großen Wert auf die würdige sowie qualitätsvolle Gottesdienstgestaltung bei Sonn-, Feier- und Festtagsgottesdiensten, anspruchsvollen lateinischen Messen mit Orgel- und Orchesterbegleitung sowie gleichermaßen einer Vielzahl von A-capella-Chorsätzen und Liedern verschiedenster Stilrichtungen und Epochen“. Mit einem aufrichtigen „Vergelt’s Gott, Beppo“ erinnerte Karl Auer ganz besonders an den „Glanzpunkt der Live-Übertragung eines Ruhstorfer Gottesdienstes mit Pfarrchor-Umrahmung durch den Deutschlandfunk, die allgemein eine sehr positive Resonanz gefunden“ habe.
Bürgermeister Andreas Jakob: „Zwei Jahrzehnte lang Rektor der hiesigen Grund- und Mittelschule, Initiator von Bayerns erster Musik-Hauptschule in Ruhstorf, 18 Jahre Gemeinderat, Vorsitzender des Schulfördervereins, Organisator regelmäßiger Kirchenkonzerte und ausgezeichnet für herausragendes Engagement mit dem Ehrenbrief plus der Bürgermedaille der heimischen Marktgemeinde sowie der Baptist-Kitzlinger-Medaille des Landkreises Passau in Gold: Im Leben und Wirken Josef Bertls war im wahrsten Sinne immer Musik. Mit seiner Persönlichkeit bildete der Pfarrchor- und Schulleiter nicht nur einen festen Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft, sondern ganz speziell des öffentlichen Lebens, das der Verstorbene als Motor in vielen Dingen prägte und bewegte. Der Markt Ruhstorf wird Bertls Vermächtnis pflegen und bei vielen Gelegenheiten weiterleben lassen.“
Schulamtsdirektor Bernhard Wiesmüller (Staatliches Schulamt in Stadt und Landkreis Passau): „Mit dem Schulrats-Prädikat ‚sehr tüchtig‘ bereits 1981 zum Ruhstorfer Konrektor ernannt, trieb der spätere Schulleiter über 20 Jahre vor allem den Ausbau des Musikunterrichts mit aller Kraft voran. Bahnbrechend war diesbezüglich die Initiierung der internationalen Schulpartnerschaft mit der Musik-Hauptschule Schärding (Innviertel) und der Musikmittelschule Meran (Südtirol), die in einem Musical-Projekt im dortigen Jugendstil-Theater gipfelte. Fast zeitgleich übernahm Bertl durch die enge Kooperation mit der Pockinger St.-Ulrich-Schule bei regelmäßigen Treffen und sogar Schullandheim-Aufenthalten eine Vorreiterrolle in Sachen Inklusion und Integration“. Als weiterer Bertl-Schritte zur Schulentwicklung nannte der Schulamtsdirektor die Einführung des M-Zuges zur Erlangung der Mittleren Reife, den Aufbau des Ganztages-Zuges sowie die Generalsanierung des Schulareals, während der Ruhstorfer Schulleiter sein fundiertes musikalischen Wissen auch als Praktikumslehrer, Prüfer und Dozent Studenten der Uni Passau weitervermittelt habe.
BLLV-Kreisvorsitzende Sigrid Stöckl (Mittelschule Pocking): „In 53 Mitgliedsjahren beim Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband zeigte Josef Bertl in verschiedenen Gremien unermüdlichen Einsatz im aktiven Schuldienst, den er mit einem ausgeprägten solidarischen Gedankengut maßgeblich prägte. Die Ruhstorfer Schule trägt die unverwechselbare Handschrift eines Pädagogen mit Leib und Seele, der seine persönliche Leidenschaft für die Musik nicht nur zum Beruf, sondern zur Berufung werden ließ.“
Ortsvorsitzender Günther Rieger (Sudetendeutsche Landsmannschaft): „Obwohl nicht wie seine Eltern im Egerland geboren, stand Josef Bertl seit 44 Jahren als treues SL-Mitglied zur angestammten Heimat und leistete Gesangs- und Musikbeiträge für selbst organisierte Familien-, Weihnachts- sowie Jubiläumsfeiern. In Anerkennung seiner Verdienste für die Heimatvertriebenen wurde Bertl bereits 2009 im Rahmen des 60. Sudetendeutschen Tages in Augsburg mit dem Kulturpreis des SL-Bundesverbandes ausgezeichnet.“
Stellvertretende Vorsitzende Marlene Kaulmann (Dreiflüsse-Sängerkreis Passau/Wegscheid): „Während seines 24-jährigen Wirkens als DFSK-Vorsitzender legte Josef Bertl größten Wert auf einen gemeinsamen Öffentlichkeitsauftritt aller Chöre pro Jahr. In nachhaltiger Erinnerung bleiben Bertls Engagement beim 90. DFSK-Jubiläumskonzert von Kinder- und Jugendchören im großen Passauer Rathaussaal sowie die Gestaltung des Pontifikalamtes mit Diözesanbischof Dr. Stefan Oster durch die Männer- und gemischten Sängerkreischöre im hohen Dom der Dreiflüssestadt.“
Vorsitzender Georg Niedernhuber (Sängerrunde Karpfham): „Gemäß unseres Standartenspruchs ‚Treu dem Herrn, der Heimat und dem Lied‘ erblühte unser einstmals so bescheidener Verein durch das 53-jährige Chorleiter-Wirken des hoch talentierten, musikalisch außergewöhnlich gebildeten und doch so kameradschaftlichen Ex-Domspatzen Josef Bertl zu einer festen Chorgesangsgröße weit über die Pfarrei hinaus. Speziell das althergebrachte Karpfhamer Adventssingen sowie unzählige Gottesdienste trugen Bertls unverkennbare Handschrift und erfüllten alle Mitwirkenden mit berechtigtem Stolz.“

− nö