Neustart in der 2. Bundesliga Pro
NawaRo Straubing nach Insolvenz und Abstieg: Alle Hoffnungen auf die Bundesliga light

25.07.2023 | Stand 13.09.2023, 5:51 Uhr

Kehrt zurück zu Nawaro: Naomi Janetzke, hier noch im Trikot des TV Altdorf. −Foto: Imago Images

Groß war der Schmerz im Januar, als die Insolvenz die Zeit von NawaRo Straubing in der Volley-Bundesliga jäh beendete. Dem Schock folgten ein Ringen um die zukünftige Ausrichtung, das in die Trennung vom Stammverein FTSV mündete. Der bisherige Förderverein wurde bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in den Sportverein NawaRo Straubing umgewandelt, es wurde eine GmbH gegründet, das Spielrecht übertragen, eine neue Führungsmannschaft übernahm. Jetzt haben sich am ehemaligen Bundesliga-Standort die Blicke wieder aufs Sportliche gerichtet: Die Zukunft heißt 2. Bundesliga Pro.

„Es ist genau das, was unserem Konzept in die Hände spielt“, sagt Karl Kaden (51). Kaden hat nach der Straubinger Insolvenz die Aufgaben als sportlicher Leiter bei den Straubingern übernommen und ist damit derjenige, der den Neuanfang am Netz auszugestalten hat. In der neu eingeführten Liga sieht er als Nachwuchscoach mit langjähriger Erfahrung ein Profil, wie zugeschnitten auf die Verhältnisse in Straubing. Deshalb war es für die Straubinger nach Klärung der inneren Angelegenheiten keine Frage, einen Lizenzantrag für diese Bundesliga light zu stellen. „Die Liga will Mannschaften generieren, die in die Bundesliga aufsteigen können. Dort sollen sich Spielerinnen auf höchstem Niveau entwickeln“, stellt Kaden fest. Das Geld für die Bundesliga mag ausgegangen sein in Straubing, an Talenten mangelt es schließlich nicht. Die Nachwuchsmannschaften spielten im Frühjahr um bayerische und deutsche Meisterschaften. Mit Antonia Herpich (18), Emilia Jordan (17) und Valbona Ismaili (20) gehörten drei im Verein ausgebildete Talente der Bundesliga-Mannschaft an.

Im umgekehrten Sinn auch das ein Qualitätssiegel für die Volleyball-Ausbildung im Gäuboden: Anfang Juli stellte Bundesligist USC Münster Zuspielerin Emilia Jordan als Neuzugang vor. „Emilia wollte die Chance nutzen, weiter Bundesliga zu spielen“, stellt Kaden fest. Während auch Antonia Herpich wohl vor dem Absprung steht, hält Ismaili NawaRo die Treue. Der Arbeitgeber (Grote Industries Europe Bogen) ist zugleich Unterstützer von NawaRo. Ismaili wird demnächst viele neue Teamkolleginnen kennenlernen. Es sind talentierte Spielerinnen wie Naomi Janetzke (21), mit denen NawaRo den Neuanfang bestreiten will. Die Mittelblockerin hatte nach ihrem Abschied vom US-College-Volleyball bereits 2020 in Straubing gespielt und kommt nun vom Zweit-Bundesligisten TV Altdorf zurück in den Gäuboden. Mit Ismaili und Janetzke, dazu Außenangreiferin Franziska Koob (22) aus Wiesbaden und Yina Liu (25) vom Bundesligisten Suhl umfasst der NawaRo-Kader aktuell zwar erst vier Spielerinnen, Sportchef Kaden ist dennoch zuversichtlich, zum Saisonstart 14 Aktive beisammen zu haben.

Als Trainer wurde mit Tomasz Wasilkowski (39) sogar ein ehemaliger deutscher Meister verpflichtet. Als Co-Trainer hatte der Pole 2019 mit den Berliner BR Volleys den Titel gefeiert. Wasilkowski musste aus den gleichen Gründen wie NawaRo umdisponieren: Sein letzter Verein, Männer-Bundesligist Königs Wusterhausen, ging pleite. Nun werden sich Wasilkowski und sein neues Straubinger Team zusammen mit zwölf weiteren Mannschaften in einer Bundesliga light wiederfinden, einer „kleinen Bundesliga“, wie Kaden sagt. Einer Liga, mit der der Volleyball-Verband die Schieflage im Liga-Spitzensport wieder geraderücken will. Neben Straubing hat auch Schwarz-Weiß Erfurt aus der Bundesliga zurückgezogen und das Dilemma deutlich gemacht: Eine Liga, in der zwei, drei Mannschaften enteilt sind, verliert auf Dauer an sportlichem Wert. „Wer heute mit Stuttgart, Schwerin und Potsdam mithalten will, braucht 2,5 Millionen“, sagt Kaden. Das ist in Straubing ohnehin nicht leistbar.

Dann lieber eine Bundesliga light. Die 2. Bundesliga Pro gibt eine Ausländerquote vor, Mannschaften dürfen maximal vier nicht-deutsche Spielerinnen im Kader haben, dazu gilt in Spielen eine 50-Prozent-Quote, das heißt, mindestens drei deutsche Spielerinnen müssen immer auf dem Feld stehen. Das alles soll die Dinge berechenbarer machen – bei unverändert professioneller Ausrichtung. Argumente, die auch die Nachbarn vom TV Dingolfing überzeugt haben. Die „Dingos“ haben als Meister der 2. Bundesliga Süd ebenfalls für die neue Liga gemeldet. Am 21. Oktober ist Derby in der Straubinger turmair Volleyballarena.