Deggendorf
Technikschüler verbauen eigenen E-Antrieb in Motorboot aus den 70ern

24.03.2019 | Stand 18.09.2023, 3:34 Uhr

Während sich Schülerin Anja Schneider (l.) und Schulsekretärin Steffi Zellner auf den Rücksitzen den Wind um die Nase wehen lassen, geben Andreas Spieleder (r.) und Schulleiter Wolfgang Schwanzer Gas im selbst elektrifizierten "Bayliner". −Foto: Roland Binder

Wenn Andreas Spieleder den Schubhebel nach vorne schiebt, hebt sich der Bug des "Bayliner" kräftig nach oben. Auf dem Beifahrersitz hat Wolfgang Schwanzer, der Leiter der Techniker-Schule in Deggendorf, ein breites Grinsen im Gesicht, während sich auf den beiden Rücksitzen Schulsekretärin Steffi Zellner und Kfz-Meisterin Anja Schneider, die den Fachbereich Fahrzeugtechnik und Elektromobilität an der Schule absolviert, den Fahrtwind um die Nase wehen lassen. Der "Bayliner" ist ein Motorboot und Baujahr 1978. Angetrieben wird das flotte Wasserfahrzeug aber nicht mehr vom einst verbauten Volvo-Pentaliner 4-Zylinder mit 170 PS, sondern von einem E-Antrieb. Und den haben Andreas Spieleder, Anja Schneider, Tobias Schönberger und Matthias Schröck - allesamt Schüler der Technikerschule - selbst erdacht, konstruiert und eingebaut.

Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen. Der 40 kW-Asynchron-Motor läuft auf 96 Volt, die wiederum rekrutieren sich aus 32 Batteriezellen, die pro Stück je drei Volt bringen. Das ergibt umgerechnet eine Leistung von rund 60 PS. Viel beeindruckender nimmt sich aber das Drehmoment von rund 250 Newtonmetern aus, das den Volvo-Motor locker in die Schranken weist.

Etwas Feinabstimmung ist noch nötig

Gut ist diese Kombination für etwa 60 Stundenkilometer. Und das alles wurde nach einem ersten Testlauf im Dezember bei wunderschönem Frühlingswetter auf dem Burgsee bei Natternberg ausprobiert. Noch gibt es ein paar technische Schwierigkeiten, weil die Leistung immer mal wieder einbricht. "Das liegt am Motorcontroller", weiß Wolfgang Schwanzer. "Da ist wahrscheinlich noch etwas Feinabstimmung nötig." Rund ein Jahr haben die Schüler an dem Projekt bisher gearbeitet. Jetzt fehlt nur noch die Kosmetik in Form einer weißen Lackierung mit DLRG-Branding und einer Sitzbank, die auf die Antriebseinheit im Heck montiert werden soll. Mitgearbeitet hat auch die Firma ERAS in Teisnach, die für einen geringen Obolus die von den Schülern konstruierten Motorhalter aus Eisen gefräst hat. Auch der Firma Kies Hacker ist die Schule für die Möglichkeit zu den Testfahrten am Burgsee dankbar.

Neben der E-Kutsche, dem E-Mercedes-Oldtimer und weiteren Fahrzeugen hat die Technikerschule damit ein weiteres Großprojekt im Bereich E-Mobilität beeindruckend umgesetzt.

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