"Niemand mag dunkle Käseplatten":
Unterhaltsames Rhetorikseminar für Feuerwehrler aus dem Landkreis Traunstein

Stegreifreden und Kameratraining absolviert

12.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:05 Uhr

Gar nicht so leicht ist es, vor anderen frei zu sprechen. Dennoch wurde beim Rhetorikseminar das Landesfeuerwehrverbandes in Traunstein viel gelacht und noch mehr gelernt. Einige Vertreter der Feuerwehren im Landkreis Traunstein, darunter Thomas Zettl aus Holzhausen (Bild), absolvierten dabei unter anderem ein Sprechtraining mit einem Flaschenkorken zwischen den Zähnen. −Foto: Hobmaier

Aus dem Stand vor anderen Menschen zu sprechen, ist für viele eine Herausforderung. In einem zweitägigen Seminar des Kreisfeuerwehrverbandes (KFV) Traunstein griff man diese Thematik auf, um die Redekompetenzen für Jugendwarte, Führungskräfte, Kommandanten und Co. zu steigern. Neben Stegreifreden, die mitunter überhaupt nichts mit dem Feuerwehrwesen zu tun hatten, trainierten die Seminarteilnehmer insbesondere anhand von Videoanalysen ihre Wirkung auf die Zuhörer und hatten dabei jede Menge Spaß. Mit Christian Glas, der das Seminar für den Landesfeuerwehrverband Bayern geleitet hatte, konnten die Teilnehmer von einem echten Profi lernen.

Viel zu lachen gab’s insbesondere bei den Stegreifreden der Teilnehmer. Sie mussten zunächst zwei Zettel mit unterschiedlichen Begriffen ziehen und innerhalb von wenigen Sekunden zu einer Rede ansetzen, in der die Begriffe vorkommen mussten. So entstand aus den Begriffen "Käseplatte" und "hell und dunkel" beispielsweise eine Rede von Franz Maier aus Kammer: "Käseplatten müssen hell sein – niemand mag dunkle Käseplatten, meine Damen und Herren! Ich bin Franz Maier von Käserei Bergader und präsentiere Ihnen heute die Bedeutung von hellen Käseplatten", so eröffnete er seinen Vortrag, bei dem am Ende kein Auge der Zuhörer trocken blieb.

Die Verantwortlichen legten dabei großen Wert darauf, gezielt in einer kleinen Gruppe zu trainieren. "Es war mir besonders wichtig, dass die Teilnehmer viel zum Üben kommen und immer wieder vor anderen sprechen können", so Christian Glas aus Eggstätt. Der Seminarleiter ist nicht nur Bürgermeister der Gemeinde und somit schon "von Amts wegen" prädestiniert für Redeschulungen, vielmehr konnte er, wie er selbst sagte, seine Leidenschaft zum Beruf machen und für den Landesfeuerwehrverband bayernweit derartige Schulungen anbieten. Für die Teilnehmer der Feuerwehren BSH Traunreut, Holzhausen, Kammer, Ruhpolding und Traunstein sowie der Kreisbrandinspektion bot sich so die Möglichkeit, ihre Wirkung vor andere zu optimieren und Redebeiträge zu verbessern.

Inhaltlich stand auch ein Sprechtraining auf dem Programm. "Gar nicht so leicht, auf die richtige Betonung zu achten und mit einem Flaschenkorken zwischen den Zähnen zu sprechen", sagte Thomas Zettl aus Holzhausen im Anschluss an diese feuerwehruntypische Übungseinheit. Zeitgleich trainierten die Seminarteilnehmer die Darstellung von Inhalten auf einem Flipchart, und so entstand beispielsweise aus der Feder von Anton Brandmair von der Feuerwehr Traunstein eine Übersicht über den Wildverbiss in der Pechschnait. Kammers stellvertretender Kommandant Tobias Heigermoser stellte dem Auditorium hingegen den längsten Flug eines Papierfliegers vor. "Am Anfang ist es schon komisch, wenn man sich auf der Videoleinwand sieht – allerdings nehme ich davon sehr viel mit", so sein Fazit.

"50 Jahre Jugendfeuerwehr Ruhpolding wurde groß gefeiert", informierte Jugendwart Bernhard Plenk aus Ruhpolding die Zuhörer. Er freute sich am Ende des Seminars sehr, dass "ich gleich in mehreren Bereichen Verbesserungen bei meinen Redebeiträgen mitnehmen konnte". Felix Ecke, ebenfalls von der Feuerwehr Ruhpolding, benötigt die Vortragskompetenzen insbesondere in seiner Ausbildertätigkeit mit der Jugendfeuerwehr. Er referierte unter anderem über das Jugendzeltlager, dass heuer im Sommer in Ruhpolding stattfand.

Matthias Pöschl von der Werkfeuerwehr BSH Traunreut lobte am Ende die vielen praktischen Trainingsmöglichkeiten, und Kommandant Thomas Zettl freute sich, dass sein rhetorischer Werkzeugkasten weiter befüllt wurde. "Wer aufhört besser zu werden, hört auf gut zu sein", so das Fazit von Hubert Hobmaier von der Pressestelle des Kreisfeuerwehrverbandes: "Wir sind täglich mit Situationen konfrontiert, in denen Kommunikation im Mittelpunkt steht, und deshalb ist die fortwährende Weiterbildung in diesem Bereich für mich sehr wichtig."

Am Ende des zweiten Seminartags machte sich auch Ehrenkreisbrandmeister Josef Linner ein Bild von den Abschlussvorträgen der Teilnehmer. Er freute sich insbesondere, "dass dieses Aufbauseminar durchwegs positive Kritiken erhalten hat", und dankte insbesondere dem Landesfeuerwehrverband für das Angebot sowie dem Landkreis Traunstein, der die Räumlichkeiten im ehemaligen Sparkassengebäude am Traunsteiner Stadtplatz zur Verfügung gestellt hatte. "Es ist wichtig, dass wir Feuerwehrler unsere Kernkompetenzen wie die Menschenrettung und die Brandbekämpfung beherrschen. Wir dürfen uns aber nicht vor anderen Themen verschließen, und so darf ich Euch zum Seminarabschluss recht herzlich gratulieren", so Josef Linner bei der Zeugnisvergabe. Bereits im vergangenen Jahr stand das Thema "Kommunikation" auf dem Lehrgangsprogramm des KFV. Mit der Basis "Grundlagen der Kommunikation" und dem Aufbauseminar "Rhetorik" wurden zwei Bausteine gelegt. Weitere Themen wie "Konflikt- und Streitgespräche" stehen hingegen noch auf der Wunschliste der Ausbildungsverantwortlichen rund um Fach-Kreisbrandmeister Florian Ettmayr.

− red