Kosten von 180.000 bis 250.000 Euro
Stadtrat beschließt Zulassung neuer Bestattungsformen auf historischem Kleinod

09.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:50 Uhr
Axel Effner

Laut einem aktuellen Beschluss des Traunsteiner Stadtrats sollen auf dem Waldfriedhof in Haidforst, einem historischen Kleinod, neue Bestattungsformen – auch für Bürger, die nicht aus Traunstein kommen – zugelassen werden. Dies soll langfristig den Erhalt des Bestands sichern. −Foto: Axel Effner

Traunstein. Sein 115-jähriges Bestehen feiert heuer Im Juli der Traunsteiner Waldfriedhof. Mit seiner weitläufigen, parkähnlichen Gestaltung, den Arkadengängen und den aufwendigen Familien- und Prunkgräbern ist er ein echtes Schmuckstück in Traunstein. Nicht nur die An-gehörigen der dort Bestatteten finden hier Ruhe und Frieden, sondern auch zahlreiche andere Besucher.



Nach der jüngsten Entscheidung im Traunsteiner Stadtrat sollen auf dem Friedhofsareal im Ortsteil Haidforst künftig auch Nicht-Traunsteiner ihre letzte Ruhe finden können und zeitgemäße, offenere Bestattungsarten zugelassen werden.

Immer mehr Grabstellen werden aufgelöst



Der Hintergrund: Durch den Trend zur Feuerbestattung und anderen Bestattungsarten gibt es auf dem Waldfriedhof immer mehr Grabstellen, die aufgelöst werden. Dadurch fallen Einnahmen weg, während die Kosten für die Pflege der Anlagen bleiben. Diese beläuft sich zusammen mit den Personalkosten auf eine sechs-stellige Summe. Im September 2021 hatte deshalb Friedhofsreferent Robert Sattler (SPD/Die Linke) zusammen mit seinen beiden Stadtratskollegen Rolf Wassermann und Simon Schreiber (beide CSU) den Antrag für eine Änderung der Bestattungsordnung gestellt.

Aufgrund der vielfältigen Veränderungsabsichten, die inhaltliche, rechtliche und satzungsmäßige Belange betreffen, empfahl die Verwaltung der Stadt die Besprechung und Diskussion der Neuausrichtung in einer eigenen Arbeitsgruppe. Nach Abschluss der dreimaligen Treffen entschied der Traunsteiner Stadtrat jetzt über die geplanten Neuregelungen.

Aufgrund eines wachsenden Personenkreises, der sich die Art der Bestattung und den Platz für seine letzte Ruhestätte gemeindeübergreifend aussuchen möchte, wird der Waldfriedhof künftig auch gegenüber den Wünschen von Bürgern, die nicht aus Traunstein kommen, geöffnet.

Naturbelassener Naturfriedhof



Außerhalb des bestehenden Friedhofsareals in Haidforst soll deshalb ergänzend eine neuer, naturbelassener Naturfriedhof angelegt werden. Auf diesem „Fried-Forst“ mit einer klaren Eingrenzung und Abmessungen von 50 mal 50 Meter Länge sollen ausschließlich Urnenbestattungen, etwa unter bestimmten Bäumen, möglich sein.

Im Waldfriedhof selbst, so war sich die Arbeitsgruppe einig, könnten naturnahe Bestattungen auf einem Obstanger mit Begegnungsflächen als Erweiterung eine Bereicherung darstellen. Das Areal soll sich in das Erscheinungsbild des Waldfriedhofs einfügen. Die genauere Ausarbeitung des Konzepts sollte ein Fachbüro übernehmen.

Die Pflege des historischen Bestands und Wünsche nach neuen Begräbnisformen will die Stadt künftig durch die Möglichkeit zu exklusiven Baumbestattungen zusammenbringen. Sie trägt auch dem Wunsch nach Familienbestattungen Rechnung. Hierbei entscheidet sich der Interessent für eine Baumpatenschaft an einem Bestandsbaum oder einem neu gepflanzten Baum im Waldfriedhof. Der Baumpate erhält dann das exklusive Recht, dass er oder seine Angehörigen an seinem Patenbaum bestattet werden.

Ebenso aufgenommen werden sollen künftig anonyme Urnen- und Sargbestattungen, für die etwa erhaltenswerte Doppelgrabdenkmäler zur freien Verfügung stünden.

Dritter Bürgermeister Sepp Kaiser (UW) sprach sich explizit „gegen eine vollanonyme Bestattung“ aus, ebenso wie sein Fraktionskollege Ernst Haider. Dieser Punkt wurde deshalb eigenständig abgestimmt, ging aber mit großer Mehrheit durch. Thomas Stadler (Bündnis 90/Grüne) begrüßte es, „den Waldfriedhof auf neue Füße zu stellen“ und sich gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen zu neuen Bestattungsformen zu öffnen. Dennis Holl (SPD/Die Linke) ergänzte, dass vollanonyme Bestattungen bereits jetzt schon in der Gruft möglich seien.

Ordnungsamtsleiter Siegfried Wesselak konnte das bestätigen. Für die Umsetzung rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten von 180000 bis 250000 Euro.

− ae