Traunstein
Stabwechsel im Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Walter Raith übergibt Behörde mit 150 Mitarbeitern an Bernhard Lederer

26.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:03 Uhr

Der alte und der neue Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein, Walter Raith (Dritter von links) und Bernhard Lederer (Zweiter von links), umrahmt von Regierungspräsident Dr. Konrad Schober (links) und Ministerialdirigent Prof. Dr. Martin Grambow vom Umweltministerium. −Foto: Bauer

Es sind gewaltige Herausforderungen, die da warten. Und ebenso Herausragendes, das in den vergangenen zehn Jahren bewältigt wurde – und das alles in einem Spannungsfeld vielfältiger Interessen und im Angesicht des Klimawandels: Mit dem "Who is who der Wasserwirtschaft und der Politik", wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber es formulierte, fand am Montag die Amtsübergabe beim Wasserwirtschaftsamt Traunstein statt. In der Klosterkirche hielt Walter Raith nach knapp zehn Jahren als Chef der Behörde seine Abschiedsrede. Sein Nachfolger Bernhard Lederer stellte sich vor.

Wasser als Bestandteil des Naturhaushalts und als Lebensraum für Tier und Pflanzen zu schützen, dem Menschen eine verantwortungsvolle Nutzung des Wassers zu ermöglichen und vor den Gefahren des Wassers zu schützen – das sind die Aufgaben der Wasserwirtschaftsämter. Die Traunsteiner Behörde ist mit ihren etwa 150 Mitarbeitern für die Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land und Altötting zuständig – einem Gebiet mit großer landschaftlicher Vielfalt und Schönheit, wie alle Redner betonten. Und viel Wasser, oberhalb – 322 Flusskilometer und 9,4 Hektar Seefläche (nur von Chiemsee, Waginger und Tachinger See und Königssee) – und unterhalb der Erde.

Große Schäden in den Jahren 2013 und 2021

Das Thema Hochwasser und Hochwasserschutz habe sich wie ein roter Faden durch seine Amtszeit gezogen, resümierte Raith. Gleich ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt hatte er 2013 gegen das erste Hochwasser zu kämpfen, mit großen Schäden in Freilassing und an der Tiroler Achen. "Mit großer Intensität" sei in den Folgejahren der Hochwasserschutz verbessert worden. Nach dem verheerenden Hochwasser 2016 in Simbach am Inn sei vermehrt auch die Problematik von Sturzfluten in den Fokus geraten.

Wie viele weitere Redner ging Raith auf die großen Schäden 2021 im Berchtesgadener Talkessel ein. Etwa 45 Hochwasserschutzprojekte an Flüssen und Wildbächen seien derzeit in Bearbeitung, mehr als 150 weitere stünden noch aus und "zeugen von der großen Aufgabe, die schon unter heutigen klimatischen Verhältnissen noch vor uns steht", so Raith.
Hinzu kämen andere Herausforderungen im Wasserbau. Der ökologische Zustand unserer Flüsse und Bäche sei leider oft nicht zufriedenstellend. "Hier steht noch viel Arbeit bevor." Raith warb um die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Kommunen und Verbänden für gesellschaftlich nachhaltige Lösungen, auch wenn die Interessen oft unvereinbar erscheinen.

Sorgen machen ihm die Auswirkungen des Klimawandels, wie er betonte. Er zweifle angesichts des Zustands der Weltgemeinschaft an dem 1,5- oder Zwei-Grad-Ziel. "Anpassen an den Klimawandel ist deshalb aus meiner Sicht das Gebot der Stunde." Damit meinte er Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten ebenso wie die Bereitstellung von Wasser. Nach dem Dank bei all seinen Kollegen im Amt und externen Partnern wünscht er seinem Nachfolger ein glückliches Händchen, um die Region auf einem "wasserwirtschaftlich nachhaltigen Weg zu halten oder – wo es vielleicht noch notwendig ist – zu bringen".

Unterstellt ist das Wasserwirtschaftsamt der Regierung von Oberbayern. Regierungspräsident Dr. Konrad Schober ging als Veranstalter der Feierlichkeiten auf das Spannungsverhältnis von Ökonomie, Ökologie und Kulturlandschaft ein, in dem sich die Wasserwirtschaftsämter mit ihren "komplexen Aufgaben" bewegen. Und wie wichtig und schwierig es sei, eine Balance in diesem Dreiklang zu finden. Angesichts der weltpolitischen Lage werde man in Zukunft auch das ein oder andere neu denken müssen, so der Regierungspräsident und nannte als Beispiele Windkraft, Wasserkraft und den Ausbau der Stromnetze. Walter Raith dankte er für seinen unermüdlichen Einsatz, sein vorbildliches Engagement und seine geradlinige, stringente Arbeitsweise. Seinem Nachfolger, der von 2002 bis ’07 schon einmal in Traunstein tätig gewesen war, zuständig für das Salzach-Projekt, bezeichnete er angesichts seiner Vita prädestiniert als neuen Leiter.

"Je irrer es wird, umso ruhiger müssen wir werden"

Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow vom Umweltministerium brachte in seiner Rede vieles auf den Punkt: "Es gibt wirklich wahnsinnig viel zu tun." Während man gegen das Hochwasser mit guter Planung und Geld einiges tun könne, würden Dürre und die Knappheit der Wasserspeicher beziehungsweise die "künstliche Wasserknappheit" durch Verschmutzung große Herausforderungen in der Zukunft sein. Dass dem Staat hier viel Verantwortung zukomme, mag so manchen Verantwortlichen "in Aufgeregtheit versetzen". Er appellierte für Nachsicht und ein vernünftiges Miteinander. "Je irrer es wird, umso ruhiger müssen wir werden." Raith dankte er für seine absolut verlässliche Art und seinem Nachfolger für den Mut, das Amt zu übernehmen.

Beim Ausbau der Wasserkraft ein Herz fassen

Grußworte sprachen auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, Trostbergs Bürgermeister Karl Schleid als Stellvertreter des kurzfristig verhinderten Landrats Siegfried Walch sowie Elias Hoffmann und Magdalena Maltan vom Personalrat. Kaniber bezeichnete Raith als ihren "persönlichen wasserwirtschaftlichen Berater", der in Krisen wie 2021 im Talkessel einen kühlen Kopf bewahrt und gesagt habe, wie es weitergehe. Nach 35000 Arbeitsstunden und 130 Schadenspunkten könne man zufrieden in den Ruhestand gehen. Für die Zukunft und an seinen Nachfolger Bernhard Lederer gerichtet, wünsche sie sich, "dass wir uns beim Ausbau der Wasserkraft ein Herz fassen, die Kräfte der Natur nutzen und gemeinsam Lösungen finden".

Als letzter Redner trat der neue Leiter des Wasserwirtschaftsamts ans Mikrofon. Seit 1. September bereits ist er in Traunstein tätig. Er habe Respekt vor der Aufgabe, werde sie aber mit Mut und Freude angehen. "Ich möchte Lösungen suchen und nicht Probleme beschreiben", führte Bernhard Lederer aus.

Musikalisch umrahmt wurde die Feier von einer hausinternen Musi, bestehend aus Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes und der Flussmeisterstellen. An der Harfe wurden sie unterstützt von der Tochter des neuen Behördenleiters, Julia Lederer.

− ka